Die Verwandlung

Einst als Plage der deutschen Wirtschaft verschrien, leben Mittelständler und Private Equity-Gesellschaften heute oftmals in einer Symbiose, weil sich die Branche auf die hiesige Unternehmenskultur eingestellt hat. Doch aktivistische Investoren sind dabei, den Imagewandel in der Öffentlichkeit zu torpedieren. 

Eine weitere PwC-Studie kam bereits im Herbst 2017 zu dem Schluss, dass gerade mittelständische Familienunternehmen ihre Scheu vor Finanzinvestoren immer mehr verlieren. Von 300 befragten Unternehmen können sich demnach inzwischen 83 Prozent vorstellen, mit Private Equity zusammenzuarbeiten. Bei einer ähnlichen Umfrage vor sechs Jahren waren es gerade mal 18 Prozent. Die höhere Akzeptanz ist eine Folge des besseren Images der Branche. Inzwischen glauben nur 37 Prozent der Unternehmen, dass die einstmals sogenannten Heuschrecken noch einen schlechten Ruf in der Öffentlichkeit haben.

Dealflow läuft Image hinterher

Zwar hat sich das Image von Private Equity in den vergangenen Jahren klar verbessert. Dennoch ist die Zahl der Targets – also der Unternehmen, in die man investieren kann – immer noch vergleichsweise klein. Nach Berechnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) machten die Investitionen von Private Equity 2017 gerade einmal 0,3 Prozent am Bruttoinlandsprodukt aus. Zum Vergleich: In Luxemburg betrug dieser Anteil zwei Prozent, in England 1,3 Prozent und in Frankreich 0,7 Prozent. Deutschland liegt sogar noch unter dem EU-Durchschnitt von 0,4 Prozent.


„Die Frage, mit Finanzinvestoren zusammenzuarbeiten, habe ich mir noch nie gestellt.”

Klaus-Hasoo Heller, Geschäftsführer Aerzener Maschinenfabrik


Klaus-Hasso Heller
Klaus-Hasso Heller

Der geringe Wert ist vor allem an der traditionellen Zurückhaltung der Firmeninhaber gegenüber Dritten geschuldet, die Einfluss auf das eigene Lebenswerk nehmen wollen. Klaus-Hasso Heller, in vierter Generation Geschäftsführer des Familienunternehmens Aerzener Maschinenfabrik bei Hameln, steht stellvertretend für diesen Unternehmertypus: „Die Frage, mit Finanzinvestoren zusammenzuarbeiten, habe ich mir noch nie gestellt. Wir entwickeln unser Geschäft lieber aus eigener Kraft.“ Viele Private Equity-Häuser haben bei ihm schon vergeblich angeklopft. Heller zieht dennoch bei externem Finanzierungsbedarf normale Bankkredite vor. „Das ist für uns schneller und einfacher“, begründet er seine Haltung. Finanzinvestoren will er keineswegs als Heuschrecken verunglimpfen – er braucht sie aktuell schlichtweg nicht. So wie Heller sehen das viele Mittelständler. Ihr Wachstum finanzieren sie am liebsten aus dem Cashflow der guten Konjunktur – auch wenn es dann vielleicht nicht so schnell geht wie mit einer externen Finanzierung.

Unternehmer Heller ist wie viele andere auch immer noch scheu, wenn es um gewinnorientierte Investoren geht. Die 150 Transaktionen, die es im vorigen Jahr durch PE-Gesellschaften gegeben hat, nehmen sich immer noch wenig aus, angesichts der Gesamtzahl von Übernahmen. Die meisten Unternehmen wechseln den Eigentümer immer noch, weil andere Unternehmen sie kaufen. Sei es, um einen Konkurrenten zu schlucken, Gemeinschaftskosten zu sparen oder neue Marktsegmente zu erschließen.

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