Technokraten mit Herz

Umzug nach Winnenden
Im Januar 1935 gründet Kärcher in Stuttgart-Bad Cannstatt sein eigenes Unternehmen, die Alfred Kärcher Kommanditgesellschaft. Der inzwischen Alfred Kärcher33-Jährige tüftelt jetzt an neuen Heiztechnik-Produkten und baut schließlich den „Kärcher-Salzbadofen“, der zur Härtung von Leichtmetallen dient. Kaum ist die Erfindung erfolgreich auf den Markt gebracht, verkauft Kärcher die Lizenz. Er bastelt an einem Gerät zum Anheizen von Flugzeugmotoren, entwickelt es zur Serienreife, zieht 1939 mit seinem Unternehmen nach Winnenden um.
Doch der Vulkan ist längst ausgebrochen. Seit 1933 sind die Nationalsozialisten an der Macht, die Firma Kärcher muss als Rüstungsbetrieb für die Kriegswirtschaft produzieren. Zum Verhängnis wird das dem Unternehmen später nicht. Nach Kriegsende braucht Deutschland dringend Produkte für den täglichen Bedarf und Kärcher liefert Öfen, Herde, Handkarren und Anhänger für Traktoren. Als 1948 die in Deutschland stationierten Amerikaner nach einem neuen Reinigungsgerät für ihre Wagen und Panzer suchen, kommt Alfred Kärcher auf die Idee, die die Zukunft seines Unternehmens bestimmen sollte. Er entwickelt 1950 den ersten europäischen Heißwasser-Hochdruckreiniger. Mit dem Dampfstrahler DS 350 beginnt die Ära Kärcher in der Reinigungstechnik.
Den großen Erfolg seiner Innovation erlebt Alfred Kärcher nicht mehr. Er stirbt am 17. September 1958 im Alter von 58 Jahren. Seine Frau Irene lenkt drei Jahrzehnte lang die Geschicke des Unternehmens, stellt Kärcher ab 1962 international auf. Später steigen die Kinder Susanne und Johannes in die Geschäftsführung ein. Bis heute gehören sie der Führungsetage an. Nachdem das Unternehmen seine Produktpalette zwischenzeitlich diversifiziert, kehrt es 1974 zur Hochdruckreinigung zurück. Von nun an sind die Kärcher-Geräte nicht mehr blau wie bisher. Sie sind gelb – so wie sie im Jahr 2013 jeder kennt.
„Alfred Kärcher war ein Tüftler, ein Erfinder aus Leidenschaft“, sagt Hartmut Jenner. Diese Leidenschaft empfindet auch er.

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