Studie zu zwei Jahren ESUG

UE 3-14 Grafik Roland BergerDes Weiteren ist von bis zu 90% der Befragten eine teilweise oder deutlich gestiegene Komplexität festgestellt worden. Diese wird wesentlich durch die strikteren Dokumentationspflichten und die teilweise noch unzureichende Rechtssicherheit getrieben. Letztere wird sich in den kommenden Jahren mit der Schaffung höchstrichterlicher Rechtsprechung verbessern. Ebenfalls ist zu erwarten, dass Richter und Gläubiger mit zunehmender Erfahrung ihre neuen Rollen besser wahrnehmen werden.

Fazit

Das ESUG ist im Hinblick auf die vom Gesetzgeber gesetzten Ziele überwiegend ein Erfolg. Inzwischen sind alle Instrumente vollständig in der Praxis angekommen und werden von den Beteiligten erfolgreich angewendet. Lediglich der gewünschte Mentalitätswechsel hin zu einer neuen Insolvenzkultur ist noch nicht geschafft. Allerdings werden sich auch hier in den nächsten Jahren Veränderungen ergeben. Insgesamt sind die Erwartungen der Befragten zu über 90% zumindest teilweise erfüllt, ein Zuwachs um 6% gegenüber 2012.

Der Gesetzgeber ist jedoch weiterhin gefragt, die formalen Anforderungen an den Antrag auf das Schutzschirmverfahren zu standardisieren und die gestiegene Komplexität zu korrigieren. Des Weiteren wird die Notwendigkeit eines vor- bzw. außerinsolvenzlichen Sanierungsverfahrens höher eingeschätzt als im Vorjahr, sodass auch hier weiterhin Reformbedarf ist.

Es bleibt weiterhin spannend, die Entwicklung der ESUG-Instrumente in der Praxis zu beobachten, vor allem, ob die Eigenverwaltung und der Debt-Equity-Swap künftig weiter an Bedeutung gewinnen werden und wie die Beteiligten mit den hohen Anforderungen an das Management der Eigenverwaltung umgehen. Auch die Frage, inwieweit Richter und Gläubiger ihre geänderten Rollen im Verfahren ausfüllen werden, wird sich auch künftig weiter stellen.


Zu den Personen

Räuscher Bizenberger/Roland BergerOliver Räuscher (links) und Dr. Rainer Bizenberger sind Partner im globalen Competence Center Restructuring & Corporate Finance von Roland Berger Strategy Consultants. Räuscher ist Rechtsanwalt und Steuerberater. Er berät Kunden im Bereich Restrukturierung und ist auf komplexe M&A-Transaktionen spezialisiert. Bizenberger ist promovierter Kaufmann und berät Unternehmen und Private-Equity-Investoren in Fragen der Restrukturierung, Unternehmensfinanzierung und Transformation. Die Strategieberatung ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von rund 200 Partnern. www.rolandberger.com

Autorenprofil

Oliver Räuscher und Dr. Rainer Bizenberger sind Partner im globalen Competence Center Restructuring & Corporate Finance von Roland Berger Strategy Consultants. Räuscher ist Rechtsanwalt und Steuerberater. Er berät Kunden im Bereich Restrukturierung und ist auf komplexe M&A-Transaktionen spezialisiert. Bizenberger ist promovierter Kaufmann und berät Unternehmen und Private-Equity-Investoren in Fragen der Restrukturierung, Unternehmensfinanzierung und Transformation. Die Strategieberatung ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von rund 200 Partnern.

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