Brust, Impfstoff, Pille oder Keule?

Mit Investitionen das hohe Wachstumstempo abgesichert
Angaben über die Gewinnsituation macht das Unternehmen traditionell nicht. Mitgeteilt wird aber, dass in den vergangenen fünf Jahren mehr als 500 Mio. EUR investiert worden sind. Allein 125 Mio. EUR seien im Geschäftsjahr 2010/11 in die zur PHW-Gruppe gehörenden Schlachtereien und Verarbeitungsbetriebe geflossen. Tierfutterhersteller Mega hat im Juli 2011 im Hafengelände von Ein Vorwurf, mit dem Wiesenhof immer wieder zu kämpfen hat: Die Aufzucht und Schlachtung von Geflügel als Eberswalde das modernste Mischfutterwerk in Europa eingeweiht. Mit Schiffs- und Bahnanbindung verfügt das zwei Hektar große Areal über viele logistische Vorteile. Das neue Werk wird bis zu 300.000t Mischfutter produzieren. Das Investitionsvolumen lag bei 18,5 Mio. EUR. Im Jahr zuvor baute PHW die modernsten Putenschlachterei Europas in Wildeshausen, Lohmann Animal Health setzt seine Internationalisierung durch ein zweites Impfstoffwerk und neue Forschungskapazitäten fort, Nutrilo weihte ein neues Technikum ein, das Forschungs- und Produktionskapazitäten erheblich vergrößerte und das Produktportfolio von Nahrungsergänzungsmitteln, Vitamin- und Mineralstoffmischungen um Lösungen für Pharmaprodukte erweitert.

Das alles hat PHW finanziert, ohne den Kapitalmarkt anzuzapfen. Das sei auch in Zukunft nicht geplant, auch nicht in Form einer Anleihe, ließ eine Sprecherin auf Anfrage wissen.

Abkehr von der Informationspolitik nach Gutsherrenart
Am Markt würde PHW wahrscheinlich gut aufgenommen, insbesondere im Bereich der Anleihen, in dem gerade Markenartikler geradezu begeistert nachgefragt werden. Mit Wiesenhof und Bruzzler verfügt PHW hier über bekannte Brands. Für einen Börsengang hätte PHW gute Argumente, denn die Marktstellung, die sinnvolle Erweiterung der Geschäftsaktivitäten und die Wachstumsaussichten scheinen absolut vielversprechend. Zumal mit dem aktuellen Vorstandsvorsitzenden Peter Wesjohann die Zeit der Informationspolitik nach Gutsherrenart beendet scheint. Das Unternehmen tritt zunehmend in den Dialog mit Kritikern, und selbst engagierte Tierschützer zollen dem Unternehmenschef immerhin Respekt, wie in einem umfänglichen Artikel der Wochenzeitschrift „Zeit“ unlängst zu lesen war.

Fazit:
Die PHW-Gruppe wäre ein sehr veritabler Börsenkandidat. Unternehmen der Lebensmittelbranche gehören für viele Anleger zu den Kerninvestments. PHW ist in den vergangenen Jahren schneller als der Markt gewachsen, nun deutet sich durch die Internationalisierung, es werden derzeit die Vertriebswege in Asien ausgebaut, eine weitere Beschleunigung an. Allerdings deutet derzeit nichts darauf hin, dass PHW solchen Kapitalbedarf hätte, dass der Kapitalmarkt angezapft werden müsste. Oder wie es die Sprecherin formulierte: Es gebe „keine Bestrebungen, am Kapitalmarkt aktiv zu werden.“

Stefan Preuß

Kurzprofil PHW-Gruppe Lohmann & Co. AG:
Gründungsjahr: 1932
Branche: Nahrungsmittel
Unternehmenssitz: Visbek
Mitarbeiter: 5.500
Konzernumsatz 2011/12 (30.6.) : 2,34 Mrd. EUR
Gewinn: k.A.
Internet: www.phw-gruppe.de

Diesen Artikel finden Sie auch im GoingPublic Magazin Nr. 4/2013 oder auf www.goingpublic.de.

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Stefan Preuß ist Autor.

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