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Professioneller Begleiter bei der Unternehmernachfolge

Auch für sehr erfolgreiche Unternehmer stellt sich eines Tages die Frage des Rückzuges aus der operativen Verantwortung. Ein Wechsel an der Unternehmensspitze will deshalb frühzeitig und vorausschauend geplant sein. Neben der Wahl des geeigneten Nachfolgers und des passenden Übergabemodells sollte die Nachfolgeregelung auch die Etablierung eines Beirats vorsehen.

Mit der Herausforderung Unternehmernachfolge sehen sich Familienunternehmen regelmäßig konfrontiert. Laut dem Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn steht Jahr für Jahr bei etwa 70.000 Familienunternehmen in Deutschland eine geplante oder auch ungeplante Neubesetzung der Geschäftsführung an. Im Normalfall gibt es keine konkreten Vorkehrungen hinsichtlich einer strukturierten Nachfolgeregelung in den Unternehmen. Dabei ragt die Nachfolgethematik in die vielfältigen und voneinander abhängigen Teilbereiche von Familienunternehmen hinein. Zusätzlich können persönliche Auseinandersetzungen, etwa zwischen Gesellschaftern, die Nachfolge erschweren. Die Komplexität der zu beachtenden Interessen wächst von Generation zu Generation. So beruht eine Nachfolgeregelung in späteren Generationen vielfach auf einem Kompromiss und nicht immer auf der bestmöglichen Alternative.

Aufgaben eines Beirats

In dieser Situation kann einem Beirat eine ganz wesentliche Aufgabe zukommen. Seine Rolle kann von der Aufstellung eines Nachfolgeplans und der Formulierung von Auswahlkriterien für einen potenziellen Nachfolger über dessen Auswahl bis hin zu einer Notfallgeschäftsführung reichen. Der Beirat selbst kann für eine begrenzte Zeit die Geschäftsführung übernehmen. Allerdings setzt Letzteres eine bereits langfristige Zusammenarbeit diesem voraus, sodass die Beiratsmitglieder schon mit den wesentlichen Unternehmensaspekten vertraut sind. Außerdem müssen die erforderlichen Qualifikationen vorhanden sein. Erfahrungsgemäß vergehen ein bis eineinhalb Jahre, bis ein Beirat installiert und voll funktionsfähig ist. Daher sollte mit der Vorbereitung so rechtzeitig begonnen werden, dass erkennbaren Herausforderungen mittels eines eingearbeiteten Beirats begegnet werden kann.


“Ein Wechsel in den Beirat kann dem Senior die Übergangszeit erleichtern.”

Dr. Klaus Weigel, Geschäftsführender Gesellschafter Board Xperts GmbH


Auch nach der Übergabe an den Nachfolger kommen dem Beirat wichtige Aufgaben zu. So ist der ausscheidende Senior häufig noch emotional, zum Teil aber auch noch operativ in Unternehmensentscheidungen eingebunden. Gleichzeitig will sich aber auch der Nachfolger mit seinen Vorstellungen im Unternehmen positionieren. Dadurch entstehen für die beteiligten Personen wesentliche Veränderungen und neue Rollenanforderungen. Der Beirat kann in dieser Phase die Zusammenarbeit von Senior und Nachfolger konstruktiv und gegebenenfalls vermittelnd begleiten. Auch ein Wechsel in den Beirat kann dem Senior die Übergangszeit erleichtern. Allerdings erwächst hieraus die latente Gefahr der Einmischung in Unternehmensentscheidungen, die eigentlich dem Nachfolger vorbehalten sind.

Zusammensetzung eines Beirats

Dem Beirat kommt also im Rahmen der Unternehmernachfolge sowohl eine strukturierende als auch eine vermittelnde Aufgabe zu. Seine Neutralität macht ihn zu einem natürlichen Ansprechpartner für die beteiligten Personen. Dafür sollte er in seiner Struktur homogen sein und vor allem Vertreter mit unterschiedlichem Know-how-Hintergrund enthalten. Hierbei ist insbesondere an Persönlichkeiten zu denken, die eigene unternehmerische Erfahrungen bei der Lösung zu erwartender Herausforderungen einbringen können. Beiratsmitglieder müssen darüber hinaus über die erforderliche persönliche und soziale Kompetenz verfügen und in der Lage sein, dem Unternehmen auch zeitlich im erforderlichen Maß zur Verfügung zu stehen. Es versteht sich von selbst, dass Beiräte unabhängig und neutral sein müssen. Insofern scheiden als Mitglieder von Beiräten alle Personen grundsätzlich aus, die aufgrund von Geschäftsbeziehungen mit dem Unternehmen verbunden sind.


“Die Vergütung sollte dem erforderlichen zeitlichen Aufwand angemessen sein.”

Dr. Klaus Weigel, Geschäftsführender Gesellschafter Board Xperts GmbH


Den idealen Beirat gibt es nicht: Um die an den Beirat gestellten Anforderungen erfüllen zu können, ist auf ein Gesamtportfolio an Fähigkeiten, Fertigkeiten, Kompetenzen und Eigenschaften zu achten. Die optimale Besetzung hängt vornehmlich von den Bedürfnissen des Unternehmens und der Familie ab. Gleichwohl lässt sich ein Anforderungskatalog von Eigenschaftsmerkmalen aufstellen, die in einem Beirat in hoher Konzentration vertreten sein sollten. Unternehmerische Fähigkeiten und Erfahrungen, Verantwortungsbewusstsein, strategische Kompetenz und betriebswirtschaftliche Kenntnisse werden als besonders wichtig empfunden. Auch Wahrnehmungsvermögen, analytisches Denken, Vertrauen sowie Kritik- und Konfliktfähigkeit sind für eine Beiratstätigkeit auf Augenhöhe wichtig. Besondere Bedeutung kommt der Unabhängigkeit des Beirats vor allem von der Familie zu.

Gewinnung von Beiratsmitgliedern

Für die Gewinnung von Beiratsmitgliedern greifen Unternehmen noch immer überwiegend auf das eigene Umfeld zurück. Dabei sind dann häufig Interessenkonflikte und persönliche Verknüpfungen fast nicht zu vermeiden. Externe Persönlichkeiten mit der entsprechenden Kompetenz werden zunehmend durch die Einbeziehung professioneller Dienstleister gewonnen. Allerdings gibt es gute Beiräte nicht zum Nulltarif. Die Vergütung sollte dem erforderlichen zeitlichen Aufwand angemessen sein. Gute Beiräte wollen ernst genommen werden, sie wollen sich mit ihren Ideen einbringen und mitgestalten. Letztlich ist die Höhe der Beiratsvergütung auch ein Zeichen der Wertschätzung ihrer Arbeit.

Fazit:

Ein qualifiziert besetzter Beirat ist auch für Familienunternehmen keine lästige Pflicht, sondern ein strategisches Instrument zur Sicherung der Unternehmenszukunft. Richtig eingesetzt hilft er das unternehmerische Vermögen zu erhalten und zu mehren. Viele Familienunternehmen wissen die Vorteile eines hochwertig besetzten Beirats inzwischen zu schätzen, denn die Kosten-Nutzen-Relation ist nicht zu toppen.

Zur Person:

Dr. Klaus Weigel ist seit 2007 Geschäftsführender Gesellschafter der Board Xperts GmbH, Frankfurt am Main. Er war 25 Jahre für verschiedene Banken im Corporate-Finance- und Private-Equity-Geschäft in leitender Funktion und als Mitglied in Beiräten und Aufsichtsräten tätig. Die Board Xperts GmbH ist spezialisiert auf die Vermittlung qualifizierter Aufsichtsräte und Beiräte. Dr. Weigel ist zugleich Mitgründer und Vorstandsmitglied des Verbands Aufsichtsräte Mittelstand in Deutschland e.V. (ArMiD) und gehört seit vielen Jahren dem Unternehmerbeirat der Oskar-Patzelt-Stiftung an. www.board-experts.de

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