Große Chancen für die Kleinen

Bei fehlender Familiennachfolge war der eher ungeliebte Verkauf gerade für kleinere mittelständische Unternehmen bislang auch noch optionsarm. Da jedoch nichts so beständig ist wie der Wandel, birgt dieser jetzt eine echte Perspektive. 

Das Thema Nachfolgeplanung ist nicht neu, aber aktueller denn je. Die Zahl der Familienunternehmen, die keinen geeigneten familieninternen Nachfolger finden, steigt von Jahr zu Jahr. Gründe hierfür sind sowohl die Tatsache, dass die Generation „Y“ nicht zwingend an einer Weiterführung der Familientradition interessiert ist, als auch der deutliche Geburtenrückgang in den vergangenen Jahrzehnten. In immer weniger Familien wurden Kinder geboren, so auch in Unternehmerfamilien. Ohne Kinder gibt es auch keinen Nachfolger. Ein Verkauf ist somit unausweichlich.

Doch selbst wenn es ein nachfolgewilliges Familienmitglied gibt, sieht sich dieses mit Hindernissen konfrontiert, die den Entschluss, das Familienunternehmen fortzuführen, wieder aufweichen. Durch die Einigung bei der Erbschaftsteuer hätte das Familienunternehmen jetzt zwar endlich Rechtssicherheit hinsichtlich Investitionen, Einstellungen und auch bei der Unternehmensnachfolge. Doch leider wird die Übergabe an die nächste Generation für viele Unternehmen damit teurer. Wer möchte unter diesen Umständen noch nachfolgen? Auch hier kann die Option der Unternehmensverkauf sein. Doch gerade für kleinere mittelständische Unternehmen waren die bislang zur Verfügung stehenden Alternativen eher überschaubar und zumeist nur begrenzt attraktiv.

I. Verkauf an lokalen Wettbewerber

Dies hat den Vorteil, dass synergetische Effekte vergleichsweise einfach zu übertragen sind, aber häufig geht dieses Modell mit einer deutlichen Personalreduktion einher. Für viele Senior-Unternehmer, die auch weiterhin in direkter Nachbarschaft zu ihren ehemaligen Angestellten leben, neben der Last des Verlustes ein oft nicht zu vereinbarender sozialer und ethischer Aspekt.

II. Management-Buy-in (MBI)

Kauf durch ein Fremd-Management, das neben dem Eigentum auch die Leitung übernimmt.
Die Nachteile hierbei sind sowohl eine teilweise lange Einarbeitungszeit, denn der Übergang vom Manager zum Eigentümer erfordert eine nicht immer leicht zu bewältigende Anpassung der Mentalität, als auch ein erhöhter Aufwand bei der Kundenbindung. Erschwerend kommt hinzu, dass hierbei oft eine nur unzureichende Finanzierung vorhanden ist und der Verkäufer oft ein notwendiges Darlehen bereitstellen muss.

III. Management-Buy-out (MBO)

Übernahme durch das interne Management (bisherige, nicht beteiligte zweite Führungsebene).
Diese Lösung erscheint im ersten Moment als ideal, schließlich ist das eigene Management sowohl mit Strukturen, Kunden als auch Mitarbeitern vertraut. Leider aber ist ein MBO oft nur in Verbindung mit einem Eigenkapitalgeber (Finanzinvestor) möglich, und der gut strukturierte Private-Equity-Markt stand Unternehmen bislang erst ab einer bestimmten Umsatzgröße zur Verfügung.

Vom Stief- zum Wunschkind für Private Equity

In den vergangenen Jahren hat sich diese Situation jedoch grundlegend geändert. Private Equity Investoren sind zwischenzeitlich auch verstärkt an der Nachfolge kleinerer mittelständischer Familienbetriebe mit einem Umsatz kleiner 20 Mio. Euro interessiert.

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