Große Chancen für die Kleinen

Bei fehlender Familiennachfolge war der eher ungeliebte Verkauf gerade für kleinere mittelständische Unternehmen bislang auch noch optionsarm. Da jedoch nichts so beständig ist wie der Wandel, birgt dieser jetzt eine echte Perspektive. 

Obwohl sie schon immer über ausreichende Geldmengen verfügten, so viel Kapital wie aktuell stand ihnen für ihre Investitionen bislang nicht zur Verfügung. Selbst institutionelle Investoren übertragen heute den Private Equity Häusern sehr viel Geld. Im Niedrigzinsumfeld fehlen die Anlagealternativen bei gleichbleibender Anzahl potenzieller Übernahmeziele. Das führt zu einem deutlich verstärkten Wettbewerb um Kaufgelegenheiten und treibt die Preise. So werden plötzlich kleinere mittelständische Familienunternehmen zu einem attraktiven Transaktionsobjekt, selbst für große Private-Equity-Investoren. In diesem Marktsegment ist, zumindest bislang, die Konkurrenz unter den Bietern nicht ganz so verbissen, was für die Investoren die Bewertungsmultiples vergleichsweise moderat erscheinen lässt. Hinzu kommt, dass besonders institutionelle Investoren großes Interesse daran haben, ihr Kapital länger als zehn bis zwölf Jahre anzulegen.

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Für Senior-Unternehmer, die sich entweder in akuter oder vorausschauender Nachfolgeplanung befinden, ist es daher ratsam, diese Option intensiv zu beleuchten. Private-Equity-Investoren besitzen oft ein einzigartiges Know-how über unternehmerische Prozesse sowie die erfolgreiche strategische Ausrichtung von Unternehmen und haben darüber hinaus ein erhebliches Interesse an der Weiterführung und -entwicklung des Unternehmens, um Wachstum und Marktposition entscheidend auszubauen. Sie können und wollen die Zukunft der mittelständischen Familienunternehmen sichern. Ein Fakt, der sowohl emotional geprägte Bedenken als auch die „Ur-Angst“ vor einer möglichen Zerschlagung neutralisieren sollte.

Unbestritten bleibt, dass die Übergabe des Lebenswerkes in fremde Hände für die meisten Senior-Unternehmer emotional geprägt ist, und genau das birgt Risiken. Den transaktionserfahrenen Private-Equity-Investoren, zu deren Tagesgeschäft es gehört, Unternehmen zu kaufen, steht ein Verhandlungspartner gegenüber, dessen erste Erfahrung ein solcher Verkauf ist. Bereits im Vorfeld des Prozesses kann man schnell an seine personellen, zeitlichen und kapazitativen Grenzen stoßen. Das wiederum führt zu negativen Verkaufsbedingungen (z.B. zu niedriger Verkaufspreis oder nicht optimaler Kaufvertrag). Im schlimmsten Fall ist ein marktschädigender Abbruch der Verhandlungen die Folge. Für einen erfolgreichen Verkauf ist deshalb die frühzeitige Einbindung eines erfahrenen M&A-Beraters, und das noch bevor die ersten Gespräche mit Investoren geführt werden, essenziell. Ohne Druck kann sich der Senior-Unternehmer weiter auf das operative Geschäft konzentrieren und damit den Erfolg der Kaufpreisfindung sichern.

Fazit

Unternehmensnachfolge durch Private Equity ist eine Chance für den Fortbestand des Lebenswerks. Wer keinen familieninternen Nachfolger findet, sollte in enger Zusammenarbeit mit einem M&A-Berater die Gelegenheit ergreifen, sein Unternehmen an die Zukunft zu übergeben.


Nicolas Gutbrod (© Helbling Business Advirsors)

Zur Person

Nicolas Gutbrod ist Director M&A der Helbling Business Advisors, eines führenden Beratungshauses für Mergers & Acquisitions, Restrukturierung und Operational Excellence.

www.helbling.de/hba

 

Autorenprofil

Nicolas Gutbrod ist Director M&A bei Helbling Business Advisors, einem der führenden Beratungshäuser in den Bereichen M&A, Restrukturierung und Strategieentwicklung.

1
2
Vorheriger ArtikelProfessioneller Begleiter bei der Unternehmernachfolge
Nächster Artikel„Ihr habt keine Phantasie“