Website-Icon Unternehmeredition.de

Planung mit höchster Präzision

Mit ihren Produkten der Verzahnungs- und Antriebstechnik hat es die Hör Technologie Gruppe zu weltweitem Renommee gebracht. Nach einem erfolgreichen Management-Buy-out ist das Unternehmen für weiteres Wachstum gerüstet.

Zur unternehmerischen Laufbahn von Albrecht Hör gehören Schlüsselbegriffe wie Innovation, Präzision und immer wieder große Namen. In jungen Jahren war der Motorsportfan mit Größen wie dem Rallye-Weltmeister Walter Röhrl befreundet. Zur Finanzierung seiner Leidenschaft gründete er eine kleine Werkstatt und schaffte schon nach kurzer Zeit mit einem Großauftrag von Porsche den Durchbruch. Große Namen von Audi bis VW und von BMW bis Daimler Chrysler kamen hinzu, und heute lesen sich auch die Kunden aus dem Maschinenbau und der Luftfahrt wie ein Who is Who der jeweiligen Branche. So etwas muss Bestand haben. Als der Firmengründer nach mehr als drei Jahrzehnten seine aktive Unternehmertätigkeit beendete, war auch das nur ein Boxenstopp. „Herr Hör hat großen Wert darauf gelegt, das Unternehmen in die Hände langfristig orientierter und verantwortungsbewusster Partner zu übergeben“, sagt der neue geschäftsführende Gesellschafter Dietmar Wohlfart.

Immer ganz vorne dabei

Von Beginn an prägte neben der Produktion auch die Konstruktion die Unternehmensentwicklung. Heute steht der Name Hör v.a. bei Zahnrädern, Differentialsperren, Nocken- und Excenterwellen sowie Getriebekomponenten weltweit für höchste Präzision und eine hohe Fertigungstiefe. „Wenn etwa Porsche einen neuen Rennmotor entwickelt, dann werden wir mit der Entwicklung eines vollständigen Getriebes für diesen Motor beauftragt“, nennt Wohlfart ein Beispiel.Mit Ausnahme der für die Autoindustrie schwierigen Jahre 2008/2009 ist das Unternehmen seit der Gründung kontinuierlich gewachsen. Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise war für Hör jedoch Anlass genug, noch mehr auf finanzielle Stabilität zu achten. Kompetente Beratung holte er sich bei dem erfahrenen Manager Dietmar Wohlfart, wobei vor allem die Optimierung der Passivseite der Bilanz als wichtige Voraussetzung für das weitere Wachstum angestrebt wurde. Diese Überlegungen spielten dann auch eine wesentliche Rolle, als sich Albrecht Hör altersbedingt aus der aktiven Geschäftsleitung zurückziehen wollte.

MBO mit erfahrenem Mittelstandsfinanzierer

Da innerhalb der Familie kein Nachfolger zur Verfügung stand, bot sich ein Management-Buy-out (MBO) unter Beteiligung von Wohlfart sowie von externen Investoren an. Eine Lösung zeichnete sich ab, als der Firmengründer und sein Nachfolger mit der VR Equitypartner GmbH ins Gespräch kamen. Die Beteiligungsgesellschaft des genossenschaftlichen Finanzverbunds fand bei der Hör Technologie Gruppe wichtige Voraussetzungen für ein Engagement vor. So verfügt das Unternehmen mit führender Position in seiner Marktnische über ein überzeugendes Geschäftsmodell, namhafte Kunden und einen qualifizierten Mitarbeiterstamm. „Wir haben darüber hinaus ein in der Wirtschaft erfahrenes Management vorgefunden, mit dem wir gemeinsam die hervorragenden Potenziale in bestehenden und neuen Märkten ausschöpfen können“, sagt Martin Völker, Geschäftsführer von VR Equitypartner.

Langjährigen Beteiligungspartner eingebunden

Mit der BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft zeigte sich binnen kurzer Zeit ein weiterer Partner interessiert. Die BayBG ist mit Hör Technologie bereits seit 1986 verbunden, als sie sich aus Anlass des Bezugs neuer Betriebsgebäude erstmals mit einer stillen Beteiligung engagierte. „Hör wuchs schnell und setzte bei den weiteren Investitionsmaßnahmen immer wieder auf Beteiligungskapital, so dass sich unser Beteiligungsvolumen kontinuierlich erhöht hat“, berichtet Dr. Thomas Bucksteeg, Bereichsleiter bei der BayBG. Da sie die mehr als 25 Jahre währende erfolgreiche Zusammenarbeit fortsetzen wollte, nahm die BayBG in Form einer Direktbeteiligung an der von VR Equitypartner als Lead-Investor geführten Nachfolgefinanzierung teil. „Hör Technologie hat mit Dietmar Wohlfart einen Geschäftsführer mit hoher fachlicher Kompetenz, der sich auch mit der Region eng verbunden fühlt“, sagt Bucksteeg.Klare Vorstellungen für die Zukunft

Auch aus Sicht von Hör und Wohlfart sprachen gewichtige Gründe für diese Lösung. So schätzen sie es, dass sich VR Equitypartner direkt über ihre Muttergesellschaften refinanziert und deshalb ohne Exit-Druck langfristig im Unternehmen bleiben kann. Die beiden Beteiligungsgesellschaften greifen nicht in das operative Geschäft ein, helfen aber über ihr Netzwerk und mit wichtigem Know-how. „Die Investoren sind zudem unternehmerisch erfahren und haben unser Geschäftsmodell verstanden“, sagt Albrecht Hör. Gemeinsam sind VR Equitypartner und BayBG heute Mehrheitsgesellschafter des Unternehmens, aber auch das Management ist in Person von Dietmar Wohlfart substanziell beteiligt. „Uns war es vor allem wichtig, dass sich die Gesellschafterseite bereits im Vorfeld einig über die weitere Entwicklung ist“, sagt Martin Völker.

Kurzprofil: Hör Technologie Gruppe

Gründungsjahr: 1979

Branche: Maschinen- und Anlagenbau

Unternehmenssitz: Weiden/Oberpfalz

Umsatz 2013: Im zweistelligen Millionenbereich

Mitarbeiterzahl: 250

www.hoer-technologie.de

„Wir wollten einen relativ hohen Eigenkapitalanteil erreichen“

Interview mit Dietmar Wohlfart, Geschäftsführender Gesellschafter der Hör Technologie Gruppe

Unternehmeredition: Wo lagen die größten Herausforderungen bei der Nachfolgeregelung für Hör Technologie?

Wohlfart: Am wichtigsten war sicherlich die persönliche Auseinandersetzung des Firmengründers mit diesem Thema. Den Gedanken, das eigene Lebenswerk zu übergeben, schiebt man ja als aktiver Unternehmer oft immer wieder vor sich her. Als sich Herr Hör aber zu Beginn des Jahres 2013 intensiv mit dieser Frage befasst hatte, zeichnete sich nach intensiven Gesprächen mit mir und VR Equitypartner eine zügig durchführbare Lösung ab.

Bereits am 1. Oktober 2013 kam es zur Übergabe des Unternehmens. Warum ging das so reibungslos?

Ein wichtiger Schlüssel dazu lag in der Tatsache, dass Herr Hör mit mir eine Person seines Vertrauens als Ansprechpartner hatte. Ich war dem Unternehmen mit meiner Erfahrung als ehemaliger Geschäftsführer in der Verpackungsbranche bereits beratend zur Seite gestanden und hatte mich mit der Optimierung der Finanzierungsstruktur befasst. Im Zuge der Nachfolgeregelung wollten wir dann einen relativ hohen Eigenkapitalanteil – bereitgestellt von den neuen Gesellschaftern – erreichen. Die Fremdkapitalfinanzierung lief mit der örtlichen Volksbank sowie der Sparkasse ausschließlich über zwei lokale Banken. Das ist eine sehr gute Lösung für einen in der Region verwurzelten Mittelständler.

Hätten sich auch andere Lösungen angeboten?

Es wurden alle Möglichkeiten diskutiert und wir hatten im Vorfeld auch Kontakt zu strategischen Investoren. Herr Hör ist allerdings in der Region eine sehr bekannte Persönlichkeit und ihm war wichtig, dass der Standort hier erhalten bleibt. Ob das bei einem strategischen Investor so gewesen wäre, wage ich zu bezweifeln.

Vielen Dank für das Gespräch. 

Die mobile Version verlassen