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Maschinenbautradition reaktivieren

Mit Inteb-M will Felix von Nathusius ein technologisch anspruchsvolles Maschinenbauunternehmen mit Sitz in Sachsen-Anhalt aufbauen, das sich auf internationalen Märkten behaupten kann. Dabei erhält er Unterstützung durch die regionale mittelständische Beteiligungsgesellschaft.

Die Familientradition der von Nathusius in der Gegend um Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg reicht über mehrere Generationen zurück. Johann Gottlob Nathusius galt um 1810 als Gründer des ersten deutschen Industriekonzerns. Über 30 Betriebe, darunter Ölmühlen, Steinbrüche, eine Porzellanfabrik, eine Brauerei und eine Nudelfabrik, gehörten zum Firmenimperium.

Regionaler Maschinenbauer entwickeln

An diese Tradition knüpft heute, über 200 Jahre später, Felix von Nathusius an. Er ist der Ur-Ur-Ur-Enkel von Johann Gottlob. Seit 2017 hat er mit seiner Inteb-M Beteiligungsholding bislang drei Maschinenbauunternehmen übernommen, zwei davon im Zuge einer Unternehmensnachfolge. Sein Ziel: durch Zukäufe und anschließenden organischen Wachstum einen mittelständischen Maschinenbauer aufzubauen, der sich auf dem internationalen Markt behaupten kann.

„Um international wahrgenommen zu werden, ist mindestens ein Jahresumsatz von 50 Mio. Euro erforderlich“, definiert Felix von Nathusius seine Wachstumsstrategie. „Natürlich wollen wir auch an die Maschinenbautradition der Region anknüpfen.“ Potenzial davon gibt es reichlich. Magdeburg galt bis zum Fall der Mauer als Zentrum des Schwermaschinenbaus im Osten. Namen wie Sket, Takraf oder der Förderanlagenbau Magdeburg waren als riesige volkseigene Kombinate in aller Welt präsent. Im Zuge der Privatisierungen wurden diese Strukturen vollständig zerschlagen, viele kleine mittelständische Unternehmen entstanden. Doch diese blieben trotz eines teilweise beachtlichen Innovationsgrades zumeist in ihrer regionalen Nische und waren bis auf wenige Ausnahmen zu schwach, um sich internationalen Herausforderungen zu stellen. Zudem ist die Unternehmergeneration der Nachwendezeit altersbedingt auf der Suche nach Nachfolgern. So war es auch bei der H & B Omega, die unter anderem Reibschweißmaschinen für den Automobilbau herstellt.

Die Trennung vom Unternehmen des Vaters

Felix von Nathusius war vor der Gründung seiner Inteb-M selbst Unternehmensnachfolger. Sein Vater, Heinrich von Nathusius, hatte 1992 ein Werk für Gelenkwellen für PKWs aus dem früheren IFA-Kombinat (Industrieverband Fahrzeugbau; Anmerkung der Redaktion) erworben und gemeinsam mit seinem Sohn an der Internationalisierung des Unternehmens, der IFA Rotorion, gearbeitet. 2012 übergab er seinen drei Kindern das Unternehmen, das bis dahin mit 2.000 Mitarbeitern 340 Mio. Euro Umsatz erwirtschaftete. Statt sich zur Ruhe zu setzen, versuchte sich Heinrich von Nathusius an der Sanierung des Fahrradherstellers Mifa – und scheiterte. Das sorgte innerhalb der Familie für atmosphärische Störungen. Felix von Nathusius trat 2017 von seinen Posten als Geschäftsführer bei IFA Rotorion zurück und begann mit Karl-Thomas Klingebiel, einem alten Weggefährten, seinen Traum von einer Maschinenbau-Holding zu verwirklichen.

Mit Inteb-M will Felix von Nathusius ein technologisch anspruchsvolles Maschinenbauunternehmen mit Sitz in Sachsen-Anhalt aufbauen, das sich auf internationalen Märkten behaupten kann. Dabei erhält er Unterstützung durch die regionale mittelständische Beteiligungsgesellschaft.

Werkshalle von Symacon: der Maschinenbauer war die dritte Akquisition von inteb-M

„Ich muss zugeben, dass ich lieber Unternehmer als Manager bin. Bei IFA Rotorion war ich zum Schluss Manager.“ Felix von Nathusius blieb dem Gelenkwellenwerk als Gesellschafter erhalten und gründete die Inteb-M. Das „M“ im Namen steht dabei wahlweise für Magdeburg oder Mitteldeutschland. Als Erstes übernahm er mit seinem Team den Magdeburger Mineralgussspezialisten IZM Polycast, der mit einem speziellen Werkstoff Bauteile gießt, mit denen die Grundstrukturen von Werkzeugmaschinen schwingungsärmer als bisher werden können. Mit der kurz danach folgenden H & B Omega konnte er einen Werkzeugmaschinenhersteller übernehmen. Anfang dieses Jahres kam dann die Symacon dazu, ein Unternehmen, das sich vor allem mit der Automation, Montage und Steuerungstechnik beschäftigt.

Internationalisierung des Standorts statt internationaler Verkauf

Um die Übernahmen auf eine breitere Kapitalbasis zu stellen, gewann er im vergangenen Jahr die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Sachsen-Anhalt als Partner, die mit einer stillen Beteiligung bei der Inteb-M einstieg. „Unser Ziel ist, dass wir hier im Land ein Unternehmen mit internationaler Perspektive begleiten können und zudem die Unternehmensnachfolge bei den in die Inteb-M integrierten Unternehmen zu regeln helfen“, begründet Harriet Krzyzowski, Beteiligungsmanagerin bei der MBG, das Investment. „Wir wollen das unternehmerische Wissen an unserem Standort ungern an einen überregionalen Konzern weitergeben, wo wir nicht wissen, ob dann später ein Betrieb aus unserer Region geschlossen wird.“


„Ein landeseigener Finanzier macht Sinn“

Interview mit Felix von Nathusius, Gründer und Geschäftsführer Inteb-M

Unternehmeredition: Herr von Nathusius, weshalb haben Sie die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Sachsen-Anhalt als Partner für Ihre Beteiligungsgesellschaft ausgewählt?

Von Nathusius: Zum einen agieren derzeit die Banken immer noch sehr vorsichtig. Zum anderen wird aber von der Politik des Landes sehr wohlwollend gesehen, dass wir ein neues Kompetenzzentrum für den Maschinenbau aufbauen wollen. Deshalb macht es Sinn, einen mit den Gegebenheiten des regionalen Marktes vertrauten Finanzier mit ins Boot zu nehmen.

Wer käme bei weiterem Wachstum noch als Partner zum Zug?

Neben der MBG werden wir auch weitere Finanzierungsoptionen prüfen. Das könnte Mezzanine sein, Private Equity oder der Einstieg eines Family Offices.

Ist Ihr Engagement gemäß Ihrer Familientradition nur auf Sachsen-Anhalt beschränkt?

Ich könnte mir vorstellen, dass wir das Modell der Beteiligungsholding mit einer regionalen Beteiligungsgesellschaft auch in anderen ostdeutschen Regionen mit interessanten Industrietraditionen kopieren können. Sodass es beispielsweise eine Inteb-C für Chemnitz oder Inteb-E für Erfurt in der Zukunft geben könnte.


Kurzprofil Inteb-M GmbH

Gründungsjahr 2017
Branche Maschinenbau
Unternehmenssitz Magdeburg
Umsatz 2017
20 Mio. Euro
Mitarbeiterzahl 160

www.inteb-m.de

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