„Märklin braucht keine Wachstumsstory“

Drei Jahre nach der Übernahme schreibt Märklin zwar schwarze Zahlen. Der Umsatz ist allerdings leicht rückläufig. Vor allem in die Kinderlinie setzt Geschäftsführer Florian Sieber große Hoffnungen. Wie das Modelleisenbahnunternehmen in der Spur bleiben soll. 

An was denken Sie?

Ich sehe ein großes Wachstumspotenzial bei unseren Kinderlinien Märklin my world und Märklin Start up. Zusätzlich kann ich mir vorstellen, dass wir als Lohnfertiger für andere Unternehmen auftreten, ganz unabhängig vom Spielwarenbereich. Wir sind zertifiziert und haben so viele Produktionsbereiche im Haus, dass wir ein relativ breites Spektrum an Produkten anbieten könnten.

Wie kommen Sie mit den Kinderlinien voran?

Die Tendenz ist gut, allerdings ist das Niveau noch relativ gering. Mit Märklin my world sind wir im klassischen Kinderspielzeugmarkt vertreten. Märklin Start up

Märklin my world: Auch bei den Marken für Kinder sieht der Geschäftsführer viel Potenzial (© Gebr. Märklin & Cie. GmbH)
Märklin my world: Auch bei den Marken für Kinder sieht der Geschäftsführer viel Potenzial. (© Gebr. Märklin & Cie. GmbH)

ist das Einstiegsmodell in die Modelleisenbahn für etwas ältere Kinder.

Wie wollen Sie das Wachstum forcieren?

Nach 20 Jahren Abstinenz werden wir zum Weihnachtsgeschäft das erste Mal wieder eigene Fernsehwerbung schalten. Auch am Point of Sale wollen wir mehr Aufmerksamkeit bekommen. Unternehmen wie Brio oder Lego sind uns hier sicherlich noch einige Schritte voraus. Doch wir wollen aufholen.

Im vergangenen Jahr brachten Sie, wie Ihre Wettbewerber auch, sehr viele Neuheiten auf den Markt. Die Produktvielfalt legt zu, obwohl die Zahl der Sammler stagniert. Kann das gut gehen?

Das ist ein Teufelskreis, der schon lange vor unserer Zeit eingesetzt hat. Märklin hatte einmal einen hohen Prozentsatz an Sammlern, die jedes Modell haben wollten. Im Laufe der Zeit konnten oder wollten unsere Kunden sich nicht mehr alles leisten und haben sich folglich auf bestimmte Teilsegmente spezialisiert, was dazu geführt hat, dass das Sortiment immer breiter geworden ist. Sie sammelten nur noch Dampf- oder E-Loks oder alles aus einer bestimmten Zeit. So entstanden viele Untergruppierungen. Daher sind wir jedes Jahr aufs Neue bemüht, unser Modell-Sortiment so auszurichten, dass für jeden etwas dabei ist. Doch schon in diesem Jahr haben wir die Anzahl der Neuheiten im Vergleich zum Vorjahr leicht reduziert.

Wie wichtig wird der klassische Fachhandel künftig sein?

Er ist mit Abstand unser größter Vertriebskanal und wird dies auch noch lange bleiben. Wer eine Lokomotive für 400 Euro kauft, erwartet auch einen kompetenten Service. Mehr als drei Viertel unseres Umsatzes machen wir im Fachhandel. Dennoch müssen wir, vor allem für unsere Kinderprodukte, auch nach anderen Vertriebskonzepten suchen.

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