„Märklin braucht keine Wachstumsstory“

Drei Jahre nach der Übernahme schreibt Märklin zwar schwarze Zahlen. Der Umsatz ist allerdings leicht rückläufig. Vor allem in die Kinderlinie setzt Geschäftsführer Florian Sieber große Hoffnungen. Wie das Modelleisenbahnunternehmen in der Spur bleiben soll. 

Setzen Sie selbst auch auf den Online-Vertrieb?

Wir haben seit Langem einen Online-Shop, den wir im vergangenen Jahr gerelauncht haben. Hier verkaufen wir nur zu „Unverbindlichen Preisempfehlungen“, sind damit sicherlich nicht der günstigste Anbieter und setzen hauptsächlich Ersatzteile ab. Viel wichtiger für uns ist eine saubere und kompetente Präsentation unseres derzeitigen Produktangebots.

Damit sind wir wieder beim Rabatt-Thema.

Es ist nicht unsere Aufgabe und steht uns nicht zu, den Verkaufspreis unserer Handelspartner zu beeinflussen. Was wir gestalten können, ist der Preis, zu dem wir unsere Produkte in den Handel abgeben. Und den halten wir sauber und fair. Das ist das wichtigste Ziel, und das haben wir in den vergangenen Jahren auch eingehalten. Deswegen nehmen wir auch Stückzahlreduzierungen in Kauf. Durch die strikte Herangehensweise nähert sich der Marktpreis der Preisempfehlung an.

Große Pläne haben Sie mit einem Märklin-Museum in Göppingen. Wann soll dieses fertiggestellt sein?

Unser internes Ziel ist es, bis Ende 2018 fertig zu sein. Da wir von verschiedenen Genehmigungsverfahren und Einspruchsfristen abhängig sind, vermute ich jedoch, dass es 2019 wird.

Wie hoch ist das Investitionsvolumen?

Wir investieren 11,3 Mio. Euro in das Museum. Ein beträchtlicher Teil kommt allerdings durch den Verkauf der Märklin-Sammlung an eine Stiftung der Kreissparkasse Göppingen wieder ins Haus, was unser Engagement jedoch nicht schmälert, da wir natürlich den Wert der Sammlung verlieren.

Simba Dickie, die Gesellschaft Ihres Vaters, will künftig auch Trickfilme produzieren. Soll Märklin hier auch eine Rolle bekommen?

Wir machen uns Gedanken darüber, wie wir das künftig intelligent gestalten können. Allerdings ist noch nichts konkret. Wir tasten uns langsam heran. Filme und Serien sind ein Geschäftsfeld, in dem wir noch keinerlei Erfahrung haben. Doch wachsen Spielwaren und Entertainment Stück für Stück zusammen. Aktuellstes Beispiel sind die großen Spielwarenkonzerne Lego, Mattel und Hasbro, die sich immer stärker auf diesem Feld engagieren.


Zur Person

Florian Sieber ist Geschäftsführer der Gebr. Märklin & Cie. GmbH. 2013 übernahm sein Vater und Simba Dickie-Chef, Michael Sieber, den Hersteller von Modelleisenbahnen. Florian Sieber machte seinen Bachelor-Abschluss an der European Business School in Oestrich-Winkel. 2011 absolvierte er seinen Master-Abschluss in International Business in Frankreich und Spanien. Zusammen mit Wolfgang Bächle führt er das Unternehmen. www.maerklin.de

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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