Liquiditätsgewinn mit Sale & Rent Back

Die Finanzierung des Working Capital ist eine große Herausforderung’“

Interview mit Dr. Thomas Vetter, CEO, Alphaform AG

Unternehmeredition:
Herr Dr. Vetter, Sie setzen sich ehrgeizige Wachstumsziele. Was ist der Grund für diesen Optimismus?
Vetter: Wir beherrschen die zukunftsträchtige 3D-Drucktechnik schon seit mehr als 20 Jahren und haben ein breit aufgestelltes Portfolio: von der Autoindustrie und Medizintechnik bis zur Luft- und Raumfahrt, dem Rennsport und der Elektronikbranche. Wir können deshalb auch von den Trends der Zukunft besonders profitieren. Die Automobilhersteller etwa werden diese Technologie zunehmend bei der Konzeptabsicherung nutzen, wenn sie neue Modelle testen. In der Medizintechnik steckt die Anwendung des 3D-Drucks zwar noch in den Kinderschuhen. Mittels eines Verfahrens, bei dem Titan mit Hilfe von Hochleistungslasern verschmolzen wird, lassen sich aber nun auch in der Serienfertigung erhebliche Kostenvorteile generieren. Die Akzeptanz dafür steigt, wir haben das Know-how und einen sehr guten Zugang zum Markt.

Unternehmeredition: Ihr Unternehmen verfügt über eine starke Kapitalstruktur. Warum ist Sale & Rent Back dennoch wichtig für Sie?
Vetter: Eine große Herausforderung ist für uns die Finanzierung des Working Capital. Wir müssen den Abnehmern insbesondere im Bereich der Medizintechnik oft relativ lange Zahlungsziele gewähren, da die Kunden ihrerseits ihr Geld – zum Beispiel von den Krankenhäusern – verhältnismäßig spät bekommen. Andererseits können wir selbst solche Zahlungsziele bei unseren Lieferanten üblicherweise nicht durchsetzen. Das ebenfalls von uns genutzte Factoring als klassische Finanzierungsform für das Umlaufvermögen hilft uns da mit seinen Laufzeiten von maximal 90 Tagen nur begrenzt weiter. Wir können mit Sale & Rent Back deshalb eine Lücke bei der Finanzierung unseres Wachstums schließen.

Unternehmeredition: Wie gestaltete sich die Umsetzung und auf welche Finanzierungen werden Sie in Zukunft setzen?
Vetter: Für Sale & Rent Back gibt es nur eine überschaubare Zahl von Anbietern. Wir haben durch eine Bank den Hinweis auf die Nord Leasing GmbH bekommen, mit der wir uns dann schnell auf eine Finanzierung geeinigt haben. Die Abwicklung ist unkompliziert, in der Bilanz ändert sich nichts und wir müssen außer den Anlagen keine zusätzlichen Bürgschaften aufbringen. Nicht zuletzt wissen wir angesichts des Trends, dass die Banken wegen Basel III ungern langfristige Kredite vergeben, die lange Laufzeit zu schätzen. Ungeachtet dessen werden wir weiterhin Bankkredite und auch die Technologie-Förderprogramme der KfW nutzen. Verstärkt ins Blickfeld rücken zudem eigenkapitalnahe Themen.
Unternehmeredition: Herr Dr. Vetter, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Norbert Hofmann.
redaktion@unternehmeredition.de

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