Klein und gefragt – Teil 1

Der Markt für Firmenübernahmen im deutschen Mittelstand floriert. Strategische Käufer und Finanzinvestoren stehen Schlange und treiben mit ihren Angeboten die Preise in die Höhe. Weckten bisher größere Mittelständler ihr Interesse, stehen nun immer öfter auch kleine Unternehmen auf der Einkaufsliste. Firmenchefs, die verkaufen möchten, sollten nicht zu lange warten.

Sie gehört zur schwedischen Industrieholding Latour. Dass hinter dem strategischen Käufer seines Unternehmens eine Beteiligungsgesellschaft steht, stört Alber nicht. „Latour hält ihre Beteiligungen extrem lange, und unsere Ansprechpartner von der Reac waren uns von Anfang an sehr sympathisch“, berichtet er. Schnell hatten die Alber-Brüder das Gefühl, ihre Firma in gute Hände geben zu können. Nachdem sie sich mit den potenziellen Käufern über wesentliche Punkte wie Preis und Mietvertrag einig waren, gingen die Due Diligence, die Prüfung des Zielunternehmens auf Herz und Nieren sowie die weiteren Verhandlungen rasch über die Bühne.

Freuen sich über den gelungenen Firmenverkauf: Thomas Alber, Jürgen Kuttruff und Markus Alber (v.l.n.r.)
Freuen sich über den gelungenen Firmenverkauf: Thomas Alber, Jürgen Kuttruff und Markus Alber (v.l.n.r.)

Anfang 2017 war der Deal unter Dach und Fach. Über den Preis bewahrt Thomas Alber Stillschweigen, er ist jedoch zufrieden: „Vielleicht hätten wir sogar eine noch höhere Summe erzielen können, wenn wir noch fünf Jahre gewartet hätten“, sagt er. Schließlich hätten er und sein Bruder operativ aber nicht wesentlich länger im Unternehmen bleiben wollen. „Ich denke, wir haben für den Verkauf wirklich einen guten Zeitpunkt erwischt“, so Alber.

 

Heiße Phase im M&A-Markt

Mit seiner Einschätzung liegt der ehemalige AAT-Chef, der in den Beirat wechseln wird, sobald ein neuer Firmenlenker gefunden ist, durchaus richtig. Der Markt für M&A im deutschen Mittelstand floriert, die Preise, die im Durchschnitt gezahlt werden, liegen noch einmal höher als im bisherigen Boomjahr 2016. Die Stimmung ist so angeheizt, wie es zuletzt kurz vor der Finanzkrise der Fall war. Manche M&A-Experten beschwören bereits eine neue Blase herauf, während andere das Ende der Fahnenstange noch längst nicht sehen.

„Natürlich finden gerade Finanzinvestoren noch immer mittelgroße Unternehmen großartig, die einen Umsatz von gut 50 Mio. Euro erwirtschaften, deren Betriebsergebnis vor Steuern bei 20 Prozent des Umsatzes liegt, die jedes Jahr um 20 Prozent wachsen und auch schon eine zweite Managementebene eingezogen haben“, sagt Aquin-Vorstand Jürgen Kuttruff. Das Problem dabei sei nur: Solche Mittelständler sind aktuell nur sehr selten zu haben. Entweder sind sie in den Jahren, seit der M&A-Markt nach der Finanzkrise wieder angezogen hat, bereits veräußert worden. Oder ihre Inhaber sehen überhaupt keinen Anlass für einen Verkauf. Und sollte dies doch der Fall sein, so werden, ebenso wie bei großen Unternehmen, enorm hohe Preise aufgerufen. „Daher ist bei Finanzinvestoren, aber auch bei Strategen in jüngster Zeit ein Trend zu kleineren Firmen mit Umsätzen unter 50, sogar unter 20 Mio. Euro Umsatz zu erkennen“, erklärt Kuttruff.

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