„Wir wollen nicht der größte, sondern viel lieber der großartigste Anbieter sein”

Mehr als 100.000 Stunden Weiterbildung führte das Reinigungsunternehmen Bockholdt an seiner eigenen Akademie durch. Durch Qualität und Regionalität will das Unternehmen Kunden und Mitarbeiter binden.

Dennoch ist das Image des Gebäudereinigers schlecht, warum?

Unter anderem liegt das daran, dass wir häufig dann beim Kunden sind, wenn dieser nicht vor Ort ist. Deshalb bieten wir verstärkt die Tagreinigung an. Die Reinigungskraft ist dann raus aus der Anonymität – ähnlich wie beim klassischen Handwerker.


“Wir konzentrieren uns ausschließlich auf Reinigungsdienstleistungen. Malerarbeiten oder Security-Angebote finden Sie bei uns nicht. Ich kaufe beim Friseur ja auch kein Fleisch.”

Gülten Bockholdt, Miteigentümerin der Bockholdt KG


Der Konkurrenzkampf in der Reinigungsbranche ist groß. Wie schaffen Sie es, sich zu differenzieren?

In erster Linie grenzen wir uns dadurch ab, dass wir uns ausschließlich auf Reinigungsdienstleistungen konzentrieren und keinen Bauchladen vor uns herschieben. Tätigkeiten wie Malarbeiten, Elektrodienstleistungen oder Security-Angebote finden Sie bei uns nicht. Es gibt ja nicht umsonst Malermeister und Elektromeister. Ich kaufe beim Friseur ja auch kein Fleisch.

Reicht das?

Ja, weil wir die Reinigung in allen Facetten anbieten. Wir bearbeiten Böden aller Art, wir gehen in die Luftkanäle, wir arbeiten mit Höchstdruckverfahren an Fassaden. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir vor allem im norddeutschen Raum aktiv sind. Über die Regionalität und die damit verbundene Kundennähe können wir die Qualität sichern.

Bleibt trotz des kleinen Radius’ genügend Platz für Wachstum?

Absolut. Zudem wollen wir nicht der größte, sondern viel lieber der großartigste Anbieter sein. Wachsen auf Gedeih und Verderb ist nicht unser Bestreben. Als wir das Unternehmen 2008 von der zweiten Generation gekauft haben, war Bockholdt noch bundesweit tätig. Obwohl wir unser Einzugsgebiet verkleinerten, erhöhte sich der Umsatz seitdem von 65 Mio. auf heute 85 Mio. Euro. Der Kunde belohnt die Fokussierung auf die Region und das Produkt der Reinigung.

Sie beschäftigen mittlerweile mehr als 6.000 Mitarbeiter. Ist diese Größe von Vorteil?

Ja. Vor allem weil wir sehr viele Teilzeitbeschäftigte haben. Momentan sind 56 Prozent unserer Mitarbeiter sozialversicherungspflichtig. Sämtliche Teilzeitkräfte, die mehr arbeiten wollen, bilden für uns einen großen Schatz. Viele dieser Mitarbeiter haben Qualifizierungen, die wir für unser Unternehmen nutzen können. Ein Dachdecker etwa kann in schwindelerregenden Höhen auch zum Industriekletterer weiter entwickelt werden.

Nächste Seite: Das Problem mit der Schwarzarbeit

1
2
3
4
Vorheriger ArtikelWas ist die Erbschaftsteuer-Reform wert?
Nächster Artikel“Die Wiesn ist unser Prestige-Projekt”