„Wir wollen nicht der größte, sondern viel lieber der großartigste Anbieter sein”

Mehr als 100.000 Stunden Weiterbildung führte das Reinigungsunternehmen Bockholdt an seiner eigenen Akademie durch. Durch Qualität und Regionalität will das Unternehmen Kunden und Mitarbeiter binden.

Welche Reinigungsdienste werden denn besonders gefragt?

Fast jeder Kunde, der uns mit einer Standardreinigung beauftragt, hat auch immer ein Spezialproblem, das stark nachgefragt wird: Etwa die industrielle Reinigung im Hochdruckverfahren, die Reinigung im Operationssaal oder spezielle Verfahren in Produktionsbetrieben. Auch die Schädlingsbekämpfung ist ein großer Bestandteil der Gebäudereinigung.

Gut geschützt: Nicht immer sind Reinigungsarbeiten harmlos. (© Bockholdt KG)
Gut geschützt: Nicht immer sind Reinigungsarbeiten harmlos. (© Bockholdt KG)

Welche Rolle spielt der Mindestlohn bei Ihnen?

Für Gebäudereiniger gibt es diesen bereits seit 2007. In Westdeutschland beträgt er mittlerweile 9,80 Euro und nicht 8,50 Euro. Dadurch, dass der Meisterzwang weggefallen ist, haben sich mehr Angestellte selbstständig gemacht und die Preise gedrückt. Der Mindestlohn war ein gutes Regulativ und hat dafür gesorgt, dass die Löhne nicht ins Bodenlose abrutschten. Wir haben schon immer den allgemein verbindlichen Tarif bezahlt. Unseren Betriebsrat gibt es seit 40 Jahren.

Dennoch spielt Schwarzarbeit in der Branche eine große Rolle.

Das stimmt. Trotz Mindestlohn ist dieses Problem immer noch nicht ausgemerzt. Ein Preisgefälle von 30 bis 40 Prozent ist am Markt immer noch vorhanden. Qualität wird den Markt wie immer regulieren.

Sie haben einen Talentpool eingerichtet, um die Fähigkeiten Ihrer Mitarbeiter zu eruieren. In der Branche ist das eher ungewöhnlich.

Wir gehörten zu den ersten Reinigungsunternehmen in Deutschland, die eine Personalentwicklungsabteilung etabliert haben. Auch weil wir wissen wollten, wen wir beschäftigen. Uns interessierte, wie alt unsere Mitarbeiter sind, ob sie männlich oder weiblich sind und mit welcher Vorbildung sie zu uns kommen. Diese Daten haben wir zur Basis unseres Talentpools erklärt und darauf setzten wir Weiterbildungsprogramme auf.

Wie sehen diese aus?

Eines heißt etwa Beste Chancen@Bockholdt. Die Mitarbeiter können sich von der Reinigungskraft über den Vorarbeiter, den Kundenbetreuer, den technischen Bereichsleiter bis hin zum Niederlassungsleiter vorarbeiten. Das ist ein Prozess, der über sechs Jahre währt. Das Programm haben wir in diesem Jahr gestartet. 111 Reinigungskräfte haben sich angemeldet und lassen sich jetzt zum Vorarbeiter ausbilden.

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