Insolvenzen: Lage stabil, Aussicht trüb

Unternehmensinsolvenzen
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Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften lag im September erneut über dem Niveau vor der Corona-Pandemie. Die Zahl der betroffenen Beschäftigten war deutlich höher. Für das vierte Quartal 2023 rechnet das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) mit einem spürbaren Anstieg von Insolvenzen. Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland liegt laut IWH-Insolvenztrend im September auf dem Niveau des Vormonats, aber 33% über den Zahlen aus dem September 2022. Die Zahl der Insolvenzen liege zudem 12% über dem September-Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 – vor der Coronapandemie. Die meisten betroffenen Arbeitsplätze seien laut der Auswertung im September auf Insolvenzen in der Industrie sowie im Gesundheits- und Sozialwesen entfallen. Betroffen waren unter anderem mehrere Krankenhäuser. „Im Sommer lag die Zahl der Insolvenzen zwar über dem Durchschnitt vor der Coronapandemie, aber sie war stabil. Das wird sich nun wohl ändern“, sagt Steffen Müller, Leiter der IWH-Abteilung Strukturwandel und Produktivität sowie der dort angesiedelten Insolvenzforschung. „Wie schon im August deuten unsere Frühindikatoren im September auf einen deutlichen Anstieg der Insolvenzzahlen im vierten Quartal hin – vor allem im Baugewerbe sowie im Grundstücks- und Wohnungswesen.“ Die IWH-Frühindikatoren basieren nach eigenen Angaben auf vorläufigen Gerichtsentscheidungen, die in zeitlichem Zusammenhang mit der Insolvenzanmeldung stehen.

Tiefpunkt beim Mittelstand scheint erreicht

Die Stimmung unter den Mittelständlern hat sich zum Sommerausklang kaum noch verschlechtert: Das  Geschäftsklima sinkt im September nur ganz leicht. Die Geschäftserwartungen klettern sogar erstmals wieder leicht nach oben und stabilisieren so den Klimaindikator des KfW Mittelstandsbarometers. Ungeachtet des jüngsten Anstiegs bleib der Blick in die Zukunft damit aber noch immer deutlich pessimistisch. Die Dienstleister bleiben nach Angaben der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) am besten gestimmt. Der Einzelhandel hält Platz Zwei in der Stimmungstabelle mit einem nahezu unveränderten Geschäftsklima Hingegen berichten die mittelständischen Bauunternehmen, die ihren Tätigkeitsschwerpunkt im Wohnbau haben, von einer nochmals deutlichen Klimaeintrübung. Positiv sei die Stimmungstendenz aktuell auch im Verarbeitenden Gewerbe, dessen Geschäftsklimaindikator sich leicht verbessert. Die Großunternehmen warten im September nach der Befragung der KfW mit guten Nachrichten auf, denn ihr Geschäftsklima verbessert sich. Das Niveau sei allerdings noch immer deutlich niedriger als im Mittelstand und auf einem der tiefsten Stände seit Beginn der Zeitreihe im Januar 2005. Die Experten der KfW sehen ein erstes Indiz dafür, dass der Talboden der inzwischen erreicht ist. Ein bedeutender Teil der gegenwärtigen Belastungen für die Unternehmen seien vorübergehender Natur. Die Aussichten seien besser, als es die aktuell noch sehr gedrückte Stimmung nahelege. Merklich steigende Löhne, eine wohl in etwa stabile Beschäftigung und die inzwischen rückläufige Inflationsrate dürften dem Konsum schon im Herbst und Winter neue Impulse geben.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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