Website-Icon Unternehmeredition.de

Schleunigst neu erfinden!

Die Digitalisierung verändert die Welt – auch die von Mittelständlern. Doch was versteht man eigentlich unter Industrie 4.0 und worauf müssen sich Unternehmen einstellen, wenn sie auch morgen noch erfolgreich sein wollen?

Wir in Deutschland haben heute den anerkannt besten Mittelstand auf der Welt. In keinem Land gibt es mehr Weltmarktführer als bei uns. German Mittelstand ist der größte Exportschlager, den wir haben. Unsere Unternehmen sind so erfolgreich, weil sie in Nischenmärkten mit einem Höchstmaß an Kompetenz Bestehendes immer weiter optimieren. Mit diesen „erhaltenden“ Innovationen, die Wert auf immer neue Verbesserungen gelegt haben, haben wir unseren Weltruhm geschaffen.

Doch Vorsicht: die Digitalisierung verändert die Welt disruptiv! Hier werden durch Tesla, Airbnb, facebook, Amazon, Google, AliBaba und Samsung ganz neue Geschäftsmodelle geboren. Banking is essential – banks are not. Die Funktion bleibt, ob aber die Institution bleibt, steht in den Sternen. Banken, Versicherungen, Einzel- und Großhändler, Medienunternehmen, Versandhändler und natürlich auch die Industrie stehen vor gewaltigen Umwälzungen. Und sie alle stehen vor der gleichen Frage: Ist unser Geschäftsmodell noch zukunftsfähig?

Industrie 4.0 – oder „Nichts bleibt, wie es ist“

Kommend aus der Welt handwerklicher Einzelfertigung (bis 1780) über die Welt industrieller Massenfertigung (ab 1870), geprägt durch beginnenden industriellen Einsatz von Elektronik in den 1960er-Jahren und der folgenden Zeit von Silicon Valley sind wir heute angekommen in einer Welt, die industrielle Einzelfertigung bietet. Wenn etwas Industrie 4.0 beschreibt, so ist es die Möglichkeit zu Losgröße 1 im Industriestandard – zu den entsprechenden Preisen. Industrie 4.0, oder auch Basis-Cyber-Physical-Systems, beschreibt das Potenzial speicherprogrammierbarer Steuerungen. Das Jahr 2014 gilt hier als Geburtsstunde. Dies zeigt auch, wie jung diese Entwicklung noch ist. Ökonomie 4.0 meint die Möglichkeit, Kunden in einer zunehmend digitalen Welt radikal-ideale Lösungen anzubieten, die bislang kaum denkbar waren. „24/7 – on demand“ bedeutet ja nichts anderes, als rund um die Uhr das zu bekommen, was ich mir vorstelle und wünsche.Die Digitalisierung verändert die Welt – auch die von Mittelständlern. Doch was versteht man eigentlich unter Industrie 4.0 und worauf müssen sich Unternehmen einstellen, wenn sie auch morgen noch erfolgreich sein wollen?

Wer jetzt nicht umdenkt, hat schon verloren

Machen wir uns nichts vor: In der Welt von morgen wird alles digitalisiert werden, was digitalisiert werden kann. Daraus entsteht ein ganz neues Unternehmensleitbild: Connected Enterprise – das vernetzte Unternehmen. Wertschöpfungsketten werden horizontal und vor allem vertikal integriert. Ein Unternehmen wie Zara, IKEA, Deichmann oder auch H&M wäre ohne eine solche Logik niemals entstanden. Cross Channeling, 24/7, globale Präsenz, kundenindividuelle Lösungen: dies sind die Herausforderungen für uns alle. In der Welt von morgen werden immer mehr Menschen in Städten leben, unsere Gesellschaft wird älter, und wir werden in Europa das Ende der Wachstumsökonomie erleben. Es wird zu einer erheblichen Wachstums- und Kaufkraftverschiebung in den asiatisch-pazifischen Raum kommen.

Und: Durch die Digitalisierung werden Produkte intelligenter, kommunizieren Maschinen mit Maschinen, wird alles mit allem vernetzt. In dieser Netzwerkökonomie geht es für Unternehmen und auch für Arbeitnehmer darum, ihren Platz zu finden. Produkte herzustellen wird nicht mehr der Wachstumstreiber sein. Durch den Klimawandel werden wir besonderen Wert auf nachhaltige, öko-logische Lösungen legen müssen. Ein Fahrzeug, das beim Bremsen Energie verliert, statt diese aufzubauen, hat dann keine Existenzberechtigung mehr. Mit speicherprogrammierbaren Lösungen werden wir Autos, Häuser und Fabriken intelligenter machen. Für den Kunden werden diese Lösungen – wie wir es von unserem Smartphone gewohnt sind – einfach zu bedienen sein (Simplexität).

Gewinnen wird, wer Nutzen stiftet

In der Welt von morgen werden Kunden zu Partnern, mit denen wir uns vernetzen. Wie schon immer wird der Anbieter gewinnen, der die höchste Fähigkeit entwickelt, relevante Kundenprobleme sichtbar besser zu lösen als andere. Diese Lösung muss für den Kunden bedeutsam, relevant und manchmal auch verblüffend sein. So bauen wir Beziehungen zu unseren Kunden auf, schaffen individuelle Lösungen kundenspezifischer Herausforderungen – und damit eine Win-win-Situation, die die Grundlage für eine nachhaltige, gegenseitig nutzenstiftende Partnerschaft ist. Doch so gut die Strategie und die Struktur auch sein mögen: Culture eats Strategy for Breakfast.Die Digitalisierung verändert die Welt – auch die von Mittelständlern. Doch was versteht man eigentlich unter Industrie 4.0 und worauf müssen sich Unternehmen einstellen, wenn sie auch morgen noch erfolgreich sein wollen?

A team needs a dream

Die Fähigkeit, den Wandel zu gestalten, wird in einer Welt, die sich nie wieder so langsam verändern wird wie in den letzten zehn Jahren – die wir ja auch schon stürmisch fanden – zur Schlüsselfähigkeit. Die Voraussetzung dafür ist ganz sicher eine starke, wertebasierte Führung, die eine Kultur des Vertrauens schafft. Nur in einer gewachsenen, stabilen Vertrauenskultur kann Veränderung wirklich gelingen. A team needs a dream – mit einer starken Vision, einem sinnstiftenden Leitbild, mit Führungskräften, die wirklich führen und nicht nur managen, wird es gelingen, Menschen durch den Schmerz zu führen, der immer mit Veränderung verbunden ist.

Fazit

In einer Welt, in der wir erhaltende und disruptive Innovation nicht als „Entweder-oder-“, sondern als „Sowohl-als-auch“-Option betrachten, brauchen wir eine positive, Veränderung unterstützende Unternehmenskultur. Kein „Ja, aber“, sondern ein „Ja, und“. Nehmen wir uns ein Beispiel an Unternehmen, die den Wandel bereits begriffen haben, wie Fressnapf (vom stationären Einzelhändler zum voll vernetzten Cross Channel Provider), Hoffmann Werkzeuge (vom Werkzeug-Großhändler zum Netzwerk-Champion), Zollner Elektronik (ein Vorreiter in der 4.0-Welt) oder SSI Schäfer (vom stationären Ladungsträger zum Lösungsanbieter integrierter, dynamischer, vernetzter Logistiklösungen), die die Standards neu setzen und zum Vorbild für Mittelstand 4.0 werden können. Ob großes oder kleines Unternehmen: wir müssen unsere Zukunft selber gestalten, sonst haben wir keine. Zukunft ist kein Schicksalsschlag, sondern das Ergebnis unserer Entscheidungen und deren konsequenter Umsetzung.


Zu den Personen

(© privat)

Prof. Dr. Arnold Weissman gründete 1987 das heutige Beratungshaus WeissmanGruppe, das sich auf die strategische Beratung und Begleitung von Unternehmerfamilien spezialisiert hat. Moritz Weissman ist Geschäftsführer der WeissmanGruppe und Spezialist für die Themen Unternehmensführung, Strategieentwicklung und Geschäftsmodellerarbeitung. www.weissman.de

Die mobile Version verlassen