Stolz auf die Leistungen von drei Generationen
100 Jahre später, im Jubiläumsjahr 2012, beschäftigt die Meggle AG im Stammwerk und in über 20 Tochtergesellschaften weltweit 2.300 Mitarbeiter. Sieben Auslandstöchter produzieren das „weiße Sortiment“, also Butter und Milchprodukte. Meggle hält 80% des Marktes für Butterzubereitungen, produziert zudem bereits seit 1970 Pharma-Lactose, die bei der Herstellung von Tabletten eingesetzt wird. Der Umsatz liegt bei einer Milliarde Euro.
Toni Meggle macht über Erfolg keine großen Worte. Doch er ist stolz auf die Leistungen, die drei Generationen seiner
Familie vollbracht haben. Ein freundlicher, zurückhaltender Stolz spiegelt sich auf seinem Gesicht, wenn er über sein Unternehmen spricht. Es ist markant, etwas streng, aber offen. Sein charmantes Lächeln, die hochgewachsene, schlanke Statur, das weiße, exakt gekämmte Haar und der edle Maßanzug mit Einstecktüchlein: Es ist nicht schwer zu verstehen, warum der TV-Werbespot für Kräuterbutter, in dem Toni Meggle 1996 in einen Filmausschnitt mit Marylin Monroe montierte wurde, so erfolgreich war. „Ich bin ein Gourmeggle“ verriet die Schauspielerin dem smarten Firmenchef damals. Doch ihr war der Erfolg des Spots in der Damenwelt nicht zu verdanken. Heute wirbt Deutschlands prominenteste Schlagersängerin Helene Fischer für die bayerische Butter.
Genau wie seinem Vater war Toni Meggle früh bewusst, dass sich ein Unternehmen in der Lebensmittelbranche nur mit einer Premiummarke durchsetzen kann. Immerhin seien gerade hier Produkte nur allzu leicht austauschbar, sagt Meggle noch heute. Ebenso klar war dem Firmenlenker jedoch, dass eine starke Marke ohne entsprechendes Marketing keine Chancen hat. Daher scheute er daher weder Kosten noch Mühen, um den Produkten, die schon seit 1929 ein Kleeblatt trugen, weltweiten Ruf zu verschaffen. Den Artikel, den wohl nicht nur Grillfreunde zuallererst mit dem Namen Meggle verbinden – die Kräuterbutter –, hat allerdings Josef Anton II. erfunden. Oder besser gesagt: nachempfunden.
Techniker und Tüftler
Josef Anton II. musste schon in jungen Jahren in die Nachfolge seines frühverstorbenen Vaters antreten. Seine Ausbildung zum Elektroingenieur brach er 1912 ab, um sich das nötige Fachwissen in der Milchwirtschaft anzueignen und alsbald das Unternehmen zu führen. Seine Liebe für Technik und Tüfteleien behielt er aber. So sorgte er bereits 1918 dafür, dass sein Betrieb mit Strom versorgt wurde. In den folgenden Jahren kümmerte er sich zunehmend um die Elektrifizierung, setzte Maschinen ein. Die Käserei Meggle entwickelte sich bis in die 1950er Jahre immer mehr zum Industriebetrieb.
Die zweite Vorliebe des jungen Firmenchefs war es, neue Produkte auszuprobieren. Als in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg Lebensmittel nur mit Marken zu bekommen waren, stellte Josef Anton II. kurzerhand aus Molke einen Brotaufstrich und eine Eiweißwurst her. Molke zählte als Abfallprodukt der Käseherstellung damals nicht zu den Lebensmitteln. Meggles neue Produkte waren damit auch ohne Marken zu bekommen. Ab Mitte der 1950er Jahre entwickelte der Unternehmer zudem Tierfutter auf Basis von Molkepulver, wenig später kamen Produkte und Halbfabrikate für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie hinzu.
Seinen ganz großen Coup landet Josef Anton II. aber 1968, als er in einem Zürcher Feinkostgeschäft zum ersten Mal Kräuterbutter entdeckt. Nachdem er herausgefunden hat, wie die Zubereitung vonstatten geht, produziert er die erste deutsche Kräuterbutter zunächst nachts heimlich in seinem Keller. Die Testläufe nimmt er auf einer umfunktionierten Wurst-Füllmaschine vor – die Geburtsstunde der berühmten Meggle-Kräuterbutter-Wurst.
1973 überließ Josef Anton II. seinem Sohn Toni, der bereits seit 13 Jahren mit dem Vater eine Doppelspitze bildete, die alleinige Geschäftsführung. „Ich habe meinem Vater damals freiwillig versprochen, alle leitenden Mitarbeiter bis zu ihrer Pensionierung weiter zu beschäftigen“, erzählt der heutige Aufsichtsrat. Das habe er genauso umgesetzt. „Mitarbeiter“, sagt Meggle auch im Jahr 2013, „sind das wichtigste Kapital unseres Unternehmens – wenn auch in der Bilanz nicht ausgewiesen.“ Von Anfang setzte der neue Firmenlenker auf einen kooperativen Führungsstil. 2007 führte er den „Meggle Erzählturm“ ein, einen Preis für herausragende Leistungen von Mitarbeitern und Teams.