Höhenflug bei Individual-Mezzanine – keine Neuauflage bei Standard-Mezzanine

Mezzanine wird teurer – Nachfolge steigt

Die Zinsbandbreite bzw. Renditevorstellungen bei den günstigen Standard-Programmen lag in der Vergangenheit zwischen 7 bis 9% pro Jahr und damit meist deutlich unter den Konditionen von Individual-Mezzanine. Dieses wird dagegen anlassbezogen an die Bedürfnisse des Unternehmens angepasst und ausgegeben – die Bandbreite der Zinsen ist hier deutlich größer. Aktuell liegen die Mezzanine-Kosten im Durchschnitt zwischen 9 und 14%: Die Minimalwerte lagen dabei bei um die 6 bis 7% – die Maximalwerte gingen bis zu 20%. Mezzanine-Kosten differieren oft in ihren effektiven Verzinsungen und vertraglichen Bestandteilen. Zinsfälligkeit, Gewinnbeteiligung, Finanzierungsfolgekosten oder Equity-Kicker sind zinstragende Komponenten, die vom Kapitalnehmer sehr gut abgewogen werden müssen, damit das aus seiner Sicht lukrativste Finanzierungsangebot zur Geltung kommt. Zusatzkosten, die nicht unmittelbar in die effektive Verzinsung einkalkuliert werden, können durch den Abzug eines Disagios, die Durchführung von einer einmaligen oder wiederkehrenden Due Diligence oder eines wiederkehrenden Ratings entstehen. Alle Panelteilnehmer sind sich darüber einig, dass der langfristige Finanzierungsbedarf bei mittelständischen Unternehmen auch vor dem Hintergrund einer ohnehin traditionell schwachen EK-Position im Mittelstand grundsätzlich gegeben ist und ansteigen wird. Das beinhaltet sowohl die Nachfrage nach konventionellen langfristigen Bankkrediten als auch nach modernen eigenkapitalähnlichen bzw. eigenkapitalersetzenden Finanzierungsinstrumenten wie Mezzanine-Kapital. Deswegen wird in den nächsten Jahren mit einer erhöhten Nachfrage für kapitalmarktunabhängiges Individual-Mezzanine zu rechnen sein.

Die Meinung der Panelteilnehmer – massive Finanzierungslücke bzw. Dealfow ab 2011

Die Mehrheit der Panelteilnehmer geht davon aus, dass der Kapitalmarkt für Verbriefungen derzeit nicht aufnahmebereit und eine Wiederbelebung bei Programm-Mezzanine sehr unwahrscheinlich ist. In Anbetracht der Tatsache, dass die ersten Mezzanine-Programme 2011 auslaufen, erwarten fast 75% aller Panelteilnehmer einen verstärkten Dealflow für ihr Haus, um Anschlussfinanzierungen zu stemmen und Teilnehmer von ihren damaligen Standard-Programmen abzulösen. Das wird aber nur selektiv von Bedeutung für die Mezzanine-Anbieter sein, da neben gesunden Unternehmen mit guter – teilweise aber auch gefallener – Bonität auch einige Restrukturierungsfälle zu erwarten sind, denen es schwer fallen wird, die Endfälligkeit ihrer Mezzanine-Programme durch neue Mittel abzulösen. Daher wird für die nächsten drei bis vier Jahre im Durchschnitt seitens der Panelisten ein eher konservativerer bzw. selektiverer Finanzierungsbedarf für Mezzanine, abstammend von den Standard-Programmen, von etwa gut 750 Mio. EUR (bzw. 175 Unternehmen) ausgegangen – dies entspricht in etwa 20 bis 25% des gesamten Portfolios der Standard-Programme.

Positives Marktumfeld für individuelles Mezzanine

Das mit Mezzanine zu erwartende Marktvolumen wird in Zukunft laut Panelteilnehmer weiter ansteigen (80% Zustimmung): Mezzanine wird verstärkt nachgefragt, auch weil es zunehmend als etablierte Finanzierungsform seitens der Unternehmerschaft anerkannt wird (75% Zustimmung). Eine selektivere Auswahl von zu finanzierenden Unternehmen mit einer stärkeren Gewichtung von wirtschaftlichem Eigenkapital wird dabei erwartet. Außerdem gehen 62% der Panelisten von positiven Renditeentwicklungen aus Anbietersicht aus. Zu keinem eindeutigen Ergebnis kam es bei der Frage, ob Mezzanine dabei als Anlageklasse für Institutionelle Investoren zur Beimischung ins Unternehmensportfolio geeignet sei oder nicht. 30% der Panelisten erwarten hier eine zunehmende Akzeptanz von Mezzanine als Anlageklasse – 15% eine sinkende. Die Mehrheit war mit 60% allerdings auch “neutral” eingestellt. Die Meinung der Panelisten resultiert sicherlich aus den negativen Erfahrungen mit Standard-Mezzanine in der Vergangenheit; andererseits bieten gerade unabhängige Mezzanine-Fonds in geschlossenen Fondsstrukturen hier eine attraktive Alternative für die Diversifizierung im (Private Equity-)Portfolio eines Institutionellen Investors.

Fazit:
Das Angebot an Mezzanine ist aufgrund des Wegfalls der Standard-Programme aktuell auf Individual-Mezzanine beschränkt. Für den Unternehmer heißt das, diese Geldquelle wird teurer, aber auch individueller. Es ist aus heutiger Sicht nicht zu erwarten, dass in naher Zukunft eine zweite Welle von “verbrieftem Mezzanine” wieder auf dem Markt erscheint. Außerdem müssen Unternehmen akzeptieren, dass individuelles Mezzanine eine Form von Risikokapital darstellt, das mit entsprechenden Renditechancen und bestimmten Mindestmitspracherechten einhergeht. Der hohe Substanzverlust an Eigenmitteln und die zunehmende Bonitätsverschlechterung infolge der Wirtschaftskrise haben vielen mittelständischen Unternehmen die Aufnahme von Fremdkapital bei Kreditinstituten erschwert. Deswegen wird die Nachfrage nach eigenkapitalnahen Mitteln wie Mezzanine tendenziell weiter zunehmen.

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