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Erfolgreiche Nachfolge durch Evergreen-Investment

Viele Unternehmen verpassen den richtigen Zeitpunkt, um mit einem Nachfolger die Weichen zu stellen. Drängen strategische Herausforderungen oder gibt es finanzielle Engpässe, ist es meist schon zu spät. Der Spezialist Heitz Furnierkantenwerke hat es dagegen richtig gemacht. Das Unternehmen aus Melle hat den Wechsel an der Spitze lange geplant – und mit einem Eigenkapitalpartner gemeistert.


„Wir wollten ohne zeitlichen Druck agieren. Gleichzeitig wollten wir das Unternehmen auch nach der Übergabe noch einige Jahre begleiten.“

Guido Heitz, Geschäftsführer Heitz Furnierkantenwerk GmbH & Co. KG


Manchmal ist es einfach so, wenn die eigenen Nachkommen nicht wollen oder schlichtweg nicht vorhanden sind. Da mag ein Unternehmen finanziell und strategisch noch so gut aufgestellt sein und wie die Firma Heitz Furnierkantenwerke sogar die Weltmarktführerschaft in ihrer Nische für sich behaupten: Wo kein Nachfolger in Sicht ist, muss eine adäquate Lösung gefunden werden. „Es gab schlichtweg keine realistische Aussicht auf eine familiäre Nachfolge“, erinnert sich Guido Heitz, Geschäftsführer des gleichnamigen Herstellers für Echtholz-Furnierkanten. Auch für „Billy“, das wohl meistverkaufte Möbel der Welt von Ikea, produziert es diese. Folglich begann vor mehr als zwei Jahren ein Prozess, der vor wenigen Wochen mit der Übernahme durch die Indus-Gruppe ein erfolgreiches Ende fand.

Man muss es fühlen

Viele Firmeninhaber handeln zu spät oder halbherzig. „Den besten Zeitpunkt, die Nachfolge eines Unternehmens zu regeln, muss man einfach erfühlen“, erklärt Guido Heitz. Als er und sein Bruder und Co-Geschäftsführer Ralf mit der Suche nach einer Nachfolgelösung begannen, da war das Unternehmen kerngesund und finanziell gut aufgestellt. „Wir wollten ohne zeitlichen Druck agieren. Gleichzeitig wollten wir das Unternehmen auch nach der Übergabe noch einige Jahre begleiten“, so Heitz. Denn der Anspruch war nicht weniger, als das Unternehmen auch noch in fünf oder zehn Jahren an der Spitze im Weltmarkt für Echtholz-Furnierkanten zu wissen. „Eine solch starke Position muss jeden Tag neu erkämpft werden“, sagt Guido Heitz. „Da kann sich ein Unternehmer nicht von heute auf morgen zurückziehen.“

Viele Unternehmen verpassen den richtigen Zeitpunkt, um mit einem Nachfolger die Weichen zu stellen. Drängen strategische Herausforderungen oder gibt es finanzielle Engpässe, ist es meist schon zu spät. Der Spezialist Heitz Furnierkantenwerke hat es dagegen richtig gemacht. Das Unternehmen aus Melle hat den Wechsel an der Spitze lange geplant – und mit einem Eigenkapitalpartner gemeistert.

Rund 70 Prozent seines Umsatzes erwirtschaften die Heitz Furnierkantenwerke im Export – Tendenz steigend. Eine Herausforderung für ein vergleichsweise kleines Unternehmen mit rund 300 Mitarbeitern.

Geschäftsführer bleiben an Bord

Übernommen wurde Heitz schließlich im Juni von der Indus-Gruppe, mit einem Umsatz von rund 1,4 Mrd. Euro heute eine der größten börsennotierten Beteiligungsgesellschaften in Deutschland. „Die Firma hat all unsere Investment-Kriterien erfüllt“, unterstreicht Indus-Vorstand Jürgen Abromeit. „Was wir suchen, sind erfolgreiche deutsche Mittelständler aus Familienhand, die sich eine erfolgreiche Position am Markt erkämpft haben und führend in ihrer jeweiligen Nische agieren.“ Dabei sind die Investments von Indus auf Langfristigkeit ausgelegt.

Maß genommen: Die Furnierkanten
müssen passen. (© Heitz GmbH)

„Wir verfügen über keine Exit-Strategie“, bekräftigt Abromeit. Aktuell beherbergt die Beteiligungsgesellschaft mehr als 40 Unternehmen in ihrem Portfolio, „Unikate“, wie Jürgen Abromeit sagt. „Die Unternehmen müssen und können selbstständig arbeiten“, betont der Indus-Vorstand. So war auch von vornherein klar, dass die Gebrüder Heitz noch einige Jahre im Unternehmen verbleiben, um das weitere Wachstum, vor allem die zunehmende Internationalisierung, zu begleiten, und auch künftig ihre fachliche Expertise einbringen.

Die Heitz Furnierkantenwerke verfügen über eine Niederlassung in Ohio/USA und schon seit Beginn der 1990er-Jahre über ein Werk in Ungarn. Künftig ist der asiatische Markt das große Ziel. „Natürlich entsteht bei einer solchen Expansion ein gewisser Kapitalbedarf, den wir zur Verfügung stellen“, so Jürgen Abromeit. Doch mindestens ebenso wichtig ist die Erfahrung von Indus auf dem Kontinent:

Viele Unternehmen verpassen den richtigen Zeitpunkt, um mit einem Nachfolger die Weichen zu stellen. Drängen strategische Herausforderungen oder gibt es finanzielle Engpässe, ist es meist schon zu spät. Der Spezialist Heitz Funierkantenwerke hat es dagegen richtig gemacht. Das Unternehmen aus Melle hat den Wechsel an der Spitze lange geplant – und mit einem Eigenkapitalpartner gemeistert.


„Das Geschäft wird internationaler, die Losgrößen werden kleiner und die Wünsche der Kunden individueller.“

Guido HeitzGuido Heitz, Geschäftsführer Heitz Furnierkantenwerk GmbH & Co. KG


Neun Portfoliounternehmen sind bereits in China und anderen asiatischen Ländern tätig. „Dadurch sind Netzwerke und weitere Kontakte zu Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung oder Justiz entstanden, von denen auch Heitz künftig profitieren kann“, bekräftigt Abromeit. Mit seiner Kultur, den regulatorischen Hürden und vielem mehr gilt der asiatische Markt für viele deutsche Mittelständler als besondere Herausforderung. Das wissen auch Guido Heitz und sein Bruder.

Heitz Furnierkantenwerke für die Zukunft gewappnet

„Das Geschäft wird internationaler, die Losgrößen werden kleiner und die Wünsche der Kunden individueller“, fasst Guido Heitz die wesentlichen Herausforderungen der kommenden Jahre zusammen. Dazu kommen immer dezidiertere Anforderungen an die eigene Entwicklungsarbeit, etwa in den Bereichen Brandschutz oder Feuchtigkeitsbeständigkeit. Vor diesem Hintergrund ist es ein gewisser Luxus, ohne finanziellen Druck all dem entgegentreten zu können – in der Gewissheit, frühzeitig die Zukunft des eigenen Unternehmens geregelt zu haben.

 “Unsere Mitarbeiter haben uns voll unterstützt.” Das Interview mit Geschäftsführer Guido Heitz finden Sie auf der folgenden Seite.

„Unsere Mitarbeiter haben uns voll unterstützt“

Interview mit Guido Heitz, Geschäftsführer Heitz Furnierkantenwerk GmbH & Co. KG

Unternehmeredition: Herr Heitz, warum haben Sie im Zuge Ihrer Nachfolgeregelung mit Indus auf eine Beteiligungsgesellschaft zurückgegriffen?

Heitz: Das war am Anfang gar nicht so klar. Zunächst haben wir mit dem Verkauf an einen strategischen Investor geliebäugelt. Andererseits ist in solchen Fällen die finanzielle Absicherung aufseiten des Käufers nicht immer garantiert. Und auch die strategische Ausrichtung ist nicht immer deckungsgleich. Und schließlich wollten wir noch eine Weile im Unternehmen verbleiben. Es ging uns letztlich auch nicht um eine zusätzliche fachliche Expertise. An Indus hat uns auch die Langfristigkeit des Engagements überzeugt. Am Ende muss es aber auch menschlich passen.

Wie lange werden Sie noch im Unternehmen bleiben?

Es gibt in dieser Hinsicht noch keine dezidierte Planung. Schon aufgrund bestehender Gesellschafterverträge können wir das Unternehmen nicht von heute auf morgen verlassen. Wir wollen noch einiges bewegen, aber ab einem gewissen Punkt ist es einfach schwer, künftige Projekte mit den vorhandenen Ressourcen umzusetzen.


 “Wir waren etwas überrascht, dass sich eine Gesellschaft für ein solch relativ kleines Unternehmen interessiert.”

Guido HeitzGuido Heitz, Geschäftsführer Heitz Furnierkantenwerk GmbH & Co. KG


Sollten mehr Mittelständler in Nachfolgefragen auf die Unterstützung von Beteiligungsgesellschaften setzen?

Für Beteiligungsgesellschaften sind Nachfolgeregelungen ein tägliches Geschäft. Trotzdem waren wir etwas überrascht, dass sich eine Gesellschaft für ein solch relativ kleines Unternehmen interessiert. Doch sollte jeder Unternehmer sich zumindest intensiv mit einer solchen Möglichkeit auseinandersetzen. Was für uns das Wichtigste war: Unsere Mitarbeiter haben diesen Prozess voll und ganz unterstützt.


Kurzprofil H. Heitz Furnierkantenwerk GmbH & Co. KG

Gründungsjahr 1975
Branche Möbelindustrie/Echtholz-Furnierkanten
Unternehmenssitz Melle
Umsatz 2015/2016 (bis zum 31. März)
rund 30 Mio. EUR
Mitarbeiterzahl 300

www.h-heitz.de

 

 

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