Heimspiel in Herrenberg

Walter Knoll ist die älteste familiengeführte Möbelmarke in Deutschland. Doch nicht mehr die Gründer an sich stehen hinter ihr: Seit 1993 ist sie in Hand der Möbeldynastie Rolf Benz. 

So gesehen kam Walter Knoll für die Familie Benz genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn von der eigenen Möbelmarke, Rolf Benz, musste man sich schweren Herzens trennen. Der Kauf eines Unternehmens stellte sich als Fehlentscheidung heraus, 1980 übernahm dann die Welle-Gruppe die Mehrheit. Das war anfangs nicht unbedingt schlecht, brachte es doch eine gewisse Professionalisierung in das Familienunternehmen. Doch der Senior fühlte sich zunehmend unwohl mit der Situation. Er machte sich Sorgen um den Erhalt der Unternehmerdynastie. Rolf Benz, das war eine starke, eine stolze Marke. Und eine typisch deutsche Erfolgsgeschichte dazu.

Stuhlklassiker von Walter Knoll (© Walter Knoll AG & Co. KG)
Stuhlklassiker von Walter Knoll: Auch Meryl Streep saß im Film „Der Teufel trägt Prada“ darauf. (© Walter Knoll AG & Co. KG)

1965 hatte Rolf Benz die Möbelmarke gegründet. Vor allem für Sofas wurde sie bekannt. Auch hier war die Formensprache schon immer klar und minimalistisch. Rolf Benz war zeitweise einer der größten Möbelhersteller in Deutschland, angewachsen auf über 1.000 Mitarbeiter. Noch heute ist es eine der bekanntesten und teuersten Marken. Und hing stark von der Vision des Gründers ab. Wie sollte man diese Tradition fortführen, wenn man nicht die Mehrheit im eigenen Unternehmen hat? 1994 brachte Rolf Benz sein Unternehmen an die Börse, sechs Wochen später verkaufte er seine Anteile nahezu vollständig. Bereits im Herbst zuvor hatte er den Kaufvertrag für Walter Knoll unterschrieben.

Große Fußstapfen

Wäre es nicht Walter Knoll gewesen, wäre Markus Benz ins Unternehmen seines Vaters eingestiegen. Die Aufgabe ging er mit Elan an, doch sie war nicht einfach: Die Zielgruppen unterschieden sich deutlich voneinander. „Das haben wir immer dann gemerkt, wenn wir Produkte entwickelten, die Rolf Benz nahekamen, und Rolf Benz in die Richtung von Walter Knoll ging“, erzählt er. Keines davon funktionierte. Er arbeitete sich tief in Design- und Produktgeschichte ein. Wenn Markus Benz meint, er sei Jurist, untertreibt er. Spielend streut er Zitate von Architekten und Designtheoretikern ein, der Blick verschmitzt und die braunen Augen hellwach. Vier Jahre hat er gebraucht, dann hatte er den Dreh raus und die Firma schrieb schwarze Zahlen. Heute macht die Gruppe Walter Knoll knapp 85 Mio. Euro Umsatz pro Jahr. Heute noch ist Markus Benz maßgeblich an der Designentwicklung beteiligt. Zu seinen großen Entdeckungen gehört das Wiener Design-Trio Eoos, das er Anfang der neunziger Jahre kennenlernte. Da hatten die jungen Männer gerade ihre Meisterklasse beendet. Heute gehören sie zum langjährigen Partnerkreis von Walter Knoll, sind aber auch international bekannt.

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