Handwerk 3.0 – Herausforderung Internet

Aufträge über Mund-zu-Mund-Propaganda

„Handwerker leben in erster Linie von Mund-zu-Mund-Propaganda“, stellt Thomas Bruns, Vorstand des Internet-Handwerkerportals MyHammer, fest. „Arbeitsbeispiele und Referenzen im sind eher selten anzutreffen. Viele erkennen noch nicht die Notwendigkeit der

Thomas Bruns, Vorstandsvorsitzender von MyHamme
Thomas Bruns, Vorstandsvorsitzender von MyHammer.

Angebotsabgabe im Internet.“ MyHammer gibt dabei Hilfestellung und initiiert mit der „Handwerkerseite des Jahres“ einen Wettbewerb, um die eigene Klientel für das Thema zu sensibilisieren. Hier sind vor allem die Handwerksbetriebe aus Süddeutschland aktiv, Betriebe aus Berlin und Brandenburg halten sich da eher zurück, obwohl gerade hier die größte Dichte an Webdesignern herrscht. Oft wird auch das Gerücht kolportiert, das im Internet bei dem Handwerkern Preisdumping herrscht oder auch Anbieter zum Zuge kommen, die nicht in die Handwerksrolle eingetragen sind. Das veranlasste MyHammer im letzten Jahr zu einem radikalen Strategiewandel. Künftig wird auf die Qualität der Handwerksbetriebe der größte Wert gelegt, anstatt auf den niedrigsten Preis zu setzen. Auch müssen die Handwerksbetriebe jetzt eine Gebühr für ihre Präsenz auf der Plattform entrichten.

Impulse durch die öffentliche Hand

Es muss schon Impulse von der öffentlichen Seite geben, damit sich die Gewerke mit dem Thema Internet auseinandersetzen. Die Stadt Cottbus etwa ist mit dem Thema der Ausschreibungen auf elektronischer Basis in die Offensive gegangen, und prompt gab es eine entsprechende Nachfrage bei der dortigen Handwerkskammer. HWK-Geschäftsführer Knut Deutscher: „Wir haben gemeinsam mit unseren Kollegen in Frankfurt entsprechende Angebote, etwa zum Thema digitale Signatur, unterbreitet und hatten dort eine entsprechend gute Resonanz.“

Handwerker sind von Natur aus konservativ, haben Deutscher und sein Kollege Werner vom Bäckerhandwerk festgestellt. So bleibt vieles an den Kammern und Innungen hängen, die mit ihren Internetauftritten eine Plattform finden, um für den Berufsstand zu werben, Aus- und Weiterbildungsangebote zu offerieren und Imagepflege zu gestalten. Dennoch gibt den beiden Hauptgeschäftsführern der Generationswechsel in vielen Betrieben Anlass zur Hoffnung. Die jüngere Generation ist schlichtweg internetaffiner.

Internet erweitert das eigene Einzugsgebiet

Dabei kann eine professionelle Internetpräsenz durchaus das eigene Einzugsgebiet erweitern. Während der typische Handwerksbetrieb meist rund um den Kirchturm agiert, bekommt Matthias Bleck, Parkettleger aus Berlin, inzwischen 90% seiner Aufträge über das Internet und ist bundesweit unterwegs, in München, Dresden oder Wilhelmshaven. Auch ein Auftrag in Brüssel kam über das Internet. Markisenbauer Band zog sich auf diese Weise einen Auftrag bei Airbus an Land. „Natürlich kostet es auch Zeit, die Webpräsenz zu pflegen“, stellt Band fest. Oft muss dafür dann das Wochenende herhalten. Jetzt hat er sich noch eine eigene Facebook-Seite zugelegt. Dort bildet er hauptsächlich seine Referenzbauten ab, doch auch sein Engagement im „Company-Club“ des Basketballvereins Alba Berlin bleibt nicht unerwähnt. „Mit der Internetpräsenz stelle ich mein Unternehmen als transparenten und seriösen Anbieter am Markt dar. Und das allein zählt für mich.“

Autorenprofil

Torsten Holler ist Gastautor.

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