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Gebrauchte Maschinen – Frische Liquidität

Viele produzierende Unternehmen haben in ihren Maschinen und Anlagen eine Menge Kapital gebunden. Der Schleifmittelhersteller Dronco AG setzte es durch die Finanzierungsform Sale & Rent Back, die dem Sale & Lease Back sehr ähnlich ist, frei, um Mittel für das geplante weitere Unternehmenswachstum zu erhalten. Finanzierungspartner war die Nord Leasing GmbH.

70 Prozent Exportanteil

Die Dronco AG ist ein klassischer mittelständischer Werkzeughersteller. Mit seinen Schleifmitteln – insbesondere Trenn- und Schleifscheiben, Diamantwerkzeuge, technische Bürsten – beliefert das Unternehmen aus Wunsiedel östlich von Bayreuth unter anderem den Fachhandel und Baumärkte. Kunden sind Profis und anspruchsvolle Heimwerker. Deutschland ist mit 30% Umsatzanteil der wichtigste Markt, 70% des Umsatzes werden im Export verdient. Aber auch Dronco geriet in den schwierigen Jahren 2008/2009 in die Krise, musste Umsatzrückgänge und negative Zahlen verkraften. 2010 und 2011 ging es wieder aufwärts, rechtzeitig vor dem 50jährigen Firmenjubiläum, und irgendwann stand man vor der Frage, wie weiteres Wachstum möglichst bankunabhängig zu finanzieren sei. Die Finanzierungen für einen Teil der Hochleistungsmaschinen liefen bald ab. „Wir hatten hier in den letzten Jahren massiv in den Maschinenpark investiert“, sagt Vorstand Hermann Bröker.

Güter bleiben in der Bilanz

Bei der Frage der Anschlussfinanzierung erwog der Vorstand die Möglichkeit eines Sale & Rent Back. In dem überschaubaren Anbietermarkt dieser Finanzierungsform kam man mit der Nord Leasing GmbH ins Gespräch. Dem Vertragsabschluss im August 2012 ging eine gründliche Bewertung des Maschinenparks voraus. „Wir fahren ein sehr umfangreiches Wartungsprogramm für unsere Maschinen, und deren Lebensdauer beträgt meist mehr als 20 Jahre“, so Bröker. Ähnlich wie beim Sale & Lease Back verkaufte Dronco seinen Maschinenpark an die Nord Leasing und mietete ihn zurück. Beim Sale & Rent Back bleibt das Unternehmen aber wirtschaftlicher Eigentümer und schreibt die Güter weiter in seiner Bilanz ab. Dagegen wird beim Sale & Lease Back der Leasinggeber juristischer und wirtschaftlicher Eigentümer, so dass sich beim Kunden die Bilanz verkürzt.

Spezielle Expertise notwendig

„Wir wählten das Sale & Rent Back, um Liquidität für unser künftiges Wachstum zu generieren“, sagt Bröker. Nord Leasing finanziert in der Regel in der Größenordnung zwischen 500.000 und 5 Mio. EUR. Im Fall Dronco lag der Kaufpreis bei rund 2,2 Mio. EUR. „Wenn Sie den Zeitwert gebrauchter Maschinen ermitteln, brauchen Sie eine spezielle Expertise, sonst ist es ein hohes Risiko“, erklärt Thomas Vinnen, Geschäftsführer und Mitgründer von Nord Leasing. „Wir lassen von einem darauf spezialisierten Unternehmen ein detailliertes Gutachten erstellen.“ Wichtig sei dabei auch eine gute Entwicklungsperspektive des Unternehmens. Die Vertragslaufzeit kann zwischen 36 und 72 Monaten liegen – Dronco wählte 48 Monate. Erst mit der Zahlung der letzten Rate geht das juristische Eigentum an den Mieter, d.h. das Unternehmen, zurück.

Spezialmaschinen kaum geeignet

Das Sale & Rent Back funktioniert nur bei mobilem Anlagevermögen, das auch im Bedarfsfall – falls der Mieter z.B. insolvent wird – gut weiterveräußert werden kann. Die Maschinen müssen also in einem gut gewarteten Zustand und für andere Unternehmen verwendbar sein. Diese Zweitmarktfähigkeit inkl. der möglichen Vermarktungsschnelligkeit wird bei der Bewertung berücksichtigt. Das heißt, zu spezielle Maschinen sind für diese Finanzierungsform nur begrenzt geeignet, da ihr Weiterverkauf nicht gewährleitet ist. Die Finanzierungskosten beginnen bei 10% p.a., da es eine Art Risikokapital sei, so Vinnen. „Für das Unternehmen hat es aber auch den klaren Vorteil, dass wir eine On-top-Liquidität geben, zusätzlich also zu allen bereits bestehenden Finanzierungsvarianten wie Kredite, Factoring etc. Zudem stärkt das Unternehmen seine Position, um z.B. gegenüber Lieferanten über Zahlungsziele oder Rabatte zu verhandeln.“

Bernd Frank
redaktion@unternehmeredition.de

Kurzprofil: Dronco AG
Gründungsjahr: 1962
Branche: Werkzeughersteller
Unternehmenssitz: Wunsiedel (nahe Bayreuth)
Mitarbeiterzahl: ca. 300
Umsatz 2011: ca. 40 Mio. EUR
Internet: www.dronco.de„Den Großteil der Mittel stecken wir in Marketing und Vertrieb“ 

Interview mit Hermann Bröker, Vorstand, Dronco AG

Unternehmeredition: Herr Bröker, wie kamen Sie auf das Sale & Rent Back-Verfahren?

Bröker:
Wir hatten bereits seit Jahren diese Finanzierungsalternative gekannt, aber bis dahin noch nicht eingesetzt. Unter anderem mit Factoring und Leasing sowie auch mit Beteiligungskapital – im Rahmen einer Minderheitsbeteiligung der Bayerischen Beteiligungsgesellschaft – hatten wir bereits einige Erfahrung mit solch bankenunabhängigen Finanzierungsformen. Nun erschien es uns als ein geeigneter Zeitpunkt, per Sale & Rent Back zusätzliche Liquidität zu generieren. Die Kosten sind zwar höher als beim Leasing, denn das Risiko gebrauchter Maschinen ist hier einzukalkulieren. Aber wir profitierten andererseits auch von dem günstigen Zinsumfeld, und insbesondere war es eine recht problemlose Abwicklung – ohne Gesellschaftsanteile abzugeben, Sicherheiten zu stellen oder eine Bürgschaft eingehen zu müssen.

Unternehmeredition: Wofür verwenden Sie die freigewordenen Mittel?

Bröker:
Zum einen haben wir die Inanspruchnahmen bei unseren Lieferanten reduziert, zum anderen haben wir in Marketing und Vertrieb investiert. In den USA bauten wir bereits Anfang dieses Jahres eine eigene Fertigung über ein Joint Venture mit einem US-Partner auf. In Europa sind wir stark in Schweden, England und Frankreich, wo wir eigene Vertriebstöchter haben, während in Südeuropa zum Beispiel der spanische Markt zurzeit eher schwierig ist. Unseren Absatz fördern wir auch durch stetige Produktinnovationen. In der Branche lautet ein geflügeltes Wort „Alle 90 Tage ein neues Produkt“ – Dronco bringt jährlich etwa acht Neuerungen auf den Markt.

Unternehmeredition: Haben Sie auch Pläne in Richtung Asien?

Bröker
: Ja, in den nächsten zwei Jahren wollen wir unseren Vertrieb in Asien, wo wir mit einigen Handelsvertretern präsent sind, weiterentwickeln. Denn der Schleifmittelmarkt in Asien ist mit zurzeit 14% Wachstum sehr dynamisch. In den USA wächst der Markt mit 5%, in Europa nur mit 3 bis 4%. Am dynamischsten momentan weltweit ist Südamerika mit 22% Wachstum. Von alldem wollen wir profitieren, und wir beliefern zurzeit von Wunsiedel aus ja auch schon rund 80 Länder. Im Unternehmen insgesamt erwarten wir für 2012 ein Umsatzwachstum von rund 12%, und in den Jahren danach soll es in ähnlicher Größenordnung weitergehen.

Unternehmeredition: Herr Bröker, vielen Dank für das Gespräch.

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