Website-Icon Unternehmeredition.de

Leben retten per Knopfdruck

Mit einem Darlehen aus dem ERP-Innovationsprogramm der KfW hat die bayerische Inotech-Gruppe eine Produktentwicklung finanziert, die zum Umsatzwachstum der nächsten Jahre entscheidend beitragen soll. Die zehnjährige Laufzeit bedeutet langfristig sehr günstige Zinsen.

Innovationen bringen Unternehmen im Wettbewerb voran, sie bringen Wachstum und meist auch neue Kunden. Die Inotech-Gruppe im bayerischen Nabburg (nördlich von Regensburg) hatte 2006 beschlossen, sich breiter aufzustellen und die starke Abhängigkeit von der Automobilbranche zu reduzieren. „83 Prozent unseres Umsatzes machten wir damals mit Kunden aus der Automobilindustrie“, erzählt Geschäftsführer Josef Gleixner. „In den Jahren danach haben wir mit neuen Produkten insbesondere in die Bereiche Medizintechnik und Verpackungsindustrie diversifiziert.“

Autoschlüssel und Creme-Spender

Inotech stellt eine Reihe verschiedener Produkte aus Kunststoff her. Darunter sind auch solche, die jeder aus dem alltäglichen Gebrauch kennt, z. B. Gehäuse und Ladestationen von Schnurlos-Telefonen (für die Fa. Gigaset), Autoschlüsselgehäuse, Funkschlüssel (für den Autokonzern VW), Teile der Armaturenverkleidung sowie Bedienelemente (inkl. Regler) für Armaturen und Mittelkonsolen in Pkw, (Airless-)Spender und Tiegel für Kosmetika und Cremes. Auch Heizungssteuerungen aus Kunststoff beispielsweise für die Fa. Viessmann gehören zum Sortiment. Kunststofftechnik, Werkstoffe, Oberflächenveredelung usw. sind die Bereiche, in denen Inotech tätig ist. „Die Gemeinsamkeit ist: Es sind alles Produkte aus Kunststoff, die wir herstellen, aber auch lackieren oder bedrucken“, erklärt Gleixner. Er hatte sich vor seiner Tätigkeit für Inotech zunächst 1986 mit einem Ingenieurbüro für Produktentwicklung (u.a. Beatmungssysteme, Urologieprodukte) selbstständig gemacht und gründete anschließend im Jahr 1990 die Inotech-Gruppe.

Neues Herzdruckmassagegerät

Das Unternehmen ist seither peu à peu gewachsen und zählt heute ca. 330 Mitarbeiter. Für die jüngste Innovation – das Herzdruckmassagegerät „Cardio First Angel“ – war eine aufwendige Entwicklungsarbeit nötig. Das Gerät ist etwa so groß wie ein kleiner Teller (Durchmesser ca. 10 bis 15 cm) und mit seiner einfachen Bedienbarkeit für den Arzt, Sanitäter oder Ersthelfer gedacht. Für die Umsetzung der patentierten Idee suchte das Unternehmen Kapital.
Für die meisten Mittelständler ist die Hausbank erster Ansprechpartner bei Finanzierungsvorhaben; sie hilft dabei, ein passendes Förderprogramm auszusuchen und die Finanzierung zu strukturieren. Das Förderangebot in Deutschland und in der EU ist in den vergangenen Jahren noch breiter geworden.
Bei Gleixners Gesprächen mit seiner Hausbank, der Commerzbank, schlug ihm sein Firmenkundenberater Ende 2012 ein Förderinstrument der KfW Bankengruppe vor: das ERP-Innovationsdarlehen, das exakt zu seinem Vorhaben passte. „Anfang 2013 erhielten wir die Finanzierung, und zwar zu einem sehr guten Zinssatz“, erzählt Gleixner. Das Darlehen in Höhe von 1 Mio. Euro wurde durch die Commerzbank ausgereicht.

Zweckgebundene KfW-Mittel

Das ERP-Innovationsprogramm der KfW ist strikt zweckgebunden und richtet sich an Unternehmen mit einem Jahresumsatz von maximal 500 Mio. EUR, wie Veit Schweiger erklärt. Er ist bei der Mittelstandsbank der Commerzbank Spezialist für Fördermittel und kennt Inotech bereits als langjährigen Kunden seiner Bank. „Immer wenn wir der Meinung sind, es passt, sprechen wir unsere Kunden aktiv auf mögliche Förderprogramme an“, fügt Schweiger hinzu.

Mittlerweile gibt es mehr als 3.000 Förderprogramme in Deutschland. Sich durch den Dschungel zu kämpfen, ist häufig schwierig. „Unser Vorteil ist die Schnelligkeit. Mit unserer internen Software erkennen wir sehr schnell die Ansprüche des Kunden“, sagt Schweiger. Die Zinshöhe ist insbesondere abhängig von Sicherheiten und Bonität. Bei durchschnittlicher oder besserer Bonität und mit Besicherung kann ein Unternehmen derzeit einen langfristigen Darlehenszins von zwei Prozent oder knapp darunter erlangen.“

Da bis zu zwei Jahre lang keine Bereitstellungsprovision gezahlt werden muss, kann sich ein Unternehmen einen künftigen Liquiditätspuffer zum günstigen Zins von heute verschaffen. „Wichtig ist, dass das Geld für eine Innovation – ein betriebsinternes Produkt oder eine Verfahrensinnovation – verwendet wird“, ergänzt der Fördermittel-Spezialist. „Dabei muss man die entsprechende Definition der KfW im Auge behalten. Der Personalaufwand für Forschung und Entwicklung wird mitfinanziert.“

Bernd Frank

redaktion@unternehmeredition.de

Kurzprofil: Inotech-Gruppe (Inotech Kunststofftechnik GmbH)
Gründungsjahr: 1990
Branche: Kunststofftechnik
Unternehmenssitz: Nabburg (Bayern)
Umsatz 2012: ca. 31 Mio. EUR
Mitarbeiterzahl: ca. 330
Internet: www.inotech.de„Wir wollen den Markt in Südosteuropa und der Türkei besser erschließen“
Interview mit Josef Gleixner, Geschäftsführer Inotech-Gruppe

Unternehmeredition: Herr Gleixner, warum haben Sie das Innovationsdarlehen aus KfW-Mitteln in Anspruch genommen?
Gleixner: Wir können nicht alles aus unserem Cashflow heraus finanzieren. Frisches Eigenkapital war nicht notwendig, da unsere Eigenkapitalquote mit rund 30% schon recht gut ist. Bei dem Innovationsdarlehen ist neben dem günstigen Festzins für uns sehr vorteilhaft, dass es zehn Jahre Laufzeit hat und davon die ersten beiden Jahre tilgungsfrei sind. Das Geld benötigten wir für die Entwicklung des „Cardio First Angel“ zur Marktreife.

Was ist das für ein Gerät?
Das ist ein Herzdruckmassagegerät erstmals für den Endverbraucher – gedacht für den Schnelleinsatz in Notsituationen, um die Zeit bis zum Eintreffen eines Arztes oder Krankenhelfers zu überbrücken. Denn die ersten Minuten nach einem Herzstillstand sind entscheidend und eine richtig ausgeführte Herzdruckmassage kann lebensrettend sein. Wir versprechen uns davon eine Umsatzsteigerung um mindestens zehn Prozent.

Welche Rolle spielt der Export für Inotech?
Wir machen ca. 90 Prozent unseres Umsatzes in Deutschland, der Exportanteil liegt also nur bei zehn Prozent. Allerdings exportieren unsere Abnehmer einen Teil unserer Produkte. Zudem: Wir haben in Tschechien schon seit 1994 einen eigenständigen Betrieb – also nicht einfach nur eine verlängerte Werkbank. Wir lackieren und montieren dort in größerem Stil.

Was sind Ihre nächsten Pläne?
In den nächsten drei Jahren wollen wir um ca. zehn Prozent jährlich wachsen – aufgrund unserer Auftragslage und neuer Produkte ist das zu schaffen. Und wir möchten uns über einen Zukauf vergrößern, werden in Kürze in Bulgarien eine Fertigung eröffnen, um den Markt in Südosteuropa und der Türkei besser zu erschließen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Bernd Frank
redaktion@unternehmeredition.de

Die mobile Version verlassen