Neuer asiatischer Footprint

Asiatischer Großkonzern übernimmt badischen Mittelständler: Wie der Trend zur Elektromobilität die J.H. Ziegler GmbH in eine neue Größenordnung katapultieren soll.

Teijin bevorzugt seit geraumer Zeit die DACH-Region als Akquisitionsgebiet. Deshalb war Ziegler auf dem Radar und als Kunde auch bekannt. Die Gründe für die Akquisition liegen für Teijin auf der Hand: Mit C.H. Ziegler verstärke Teijin seine Produktion von Materialien für den Fahrzeuginnenraum, verbessere gleichzeitig seine Präsenz im Automotive-Markt und könne die Vertriebskanäle von Ziegler in Europa nutzen. Für Diedrich von Behr, CEO der J.H. Ziegler GmbH, stellt Teijin einen geeigneten Partner dar. Man habe natürlich stets versucht, auch mit den japanischen OEMs ins Geschäft zu kommen, doch das sei für einen Mittelständler nicht so einfach. Über eine Handelsvertretung sind erste Geschäftsbeziehungen im Produktsegment Sitz angebahnt, doch bislang ist man bei diesem Kundenkreis noch nicht so wie gewünscht durchgedrungen. Mit japanischer Vertriebspower seien die Vertriebschancen dort nun ungleich größer (siehe Interview).

Internationalisierung – das bedeutet vor allem auch einen asiatischen Produktions-Footprint, befindet Müller. Diesen Schritt ist man nun durch die Zusammenarbeit mit Teijin gegangen. Besondere Wachstumschancen sehen die Japaner vor allem im Bereich der Elektromobilität. Kunden würden immer höherwertige Materialien für den Innenraum nachfragen und auf ein komfortables, ruhiges Fahrerlebnis setzen. In der Zusammenarbeit mit Ziegler würden nun unter anderem neuartige, schallabsorbierende Materialien für die Fahrzeuginnenräume der Zukunft entwickelt.

Belegschaft ist von Wachstumschancen überzeugt

Kaschiertes Vlies: Es wird vor allem bei Sitzmöbeln verwendet. © J.H. Ziegler GmbH
Kaschiertes Vlies: Es wird vor allem bei Sitzmöbeln verwendet. © J.H. Ziegler GmbH

Und wie reagiert die Belegschaft, wie arbeitet es sich als Teil eines fernöstlichen Konzerns mit fernöstlicher Firmenkultur? Nach von Behrs Beobachtung sehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr wohl die strategischen Potenziale, weswegen sie „ausgesprochen zufrieden mit der Lösung sind“. Und auf der Managementebene sei bislang kaum ein Unterschied etwa zu den US-Unternehmen auszumachen, für die von Behr zuvor gearbeitet hatte: Klare Kommunikation und schnelle Entscheidungen würden die Zusammenarbeit bislang kennzeichnen. Auch wenn die „Honeymoon-Phase“ endet, erwartet von Behr keine Änderung: „Wir haben sehr attraktive Wachstumschancen, daran arbeiten wir gemeinsam.“ Den positiven Gesamtausblick teilt auch DPE-Mann Müller: „Die Partner passen sehr gut zueinander. Ich denke, es wird deutlich einfacher als bislang, den Umsatz nochmals zu verdoppeln.“

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