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Das Huckleberry Finn-Prinzip

Die Deutsche Private Equity GmbH hat zusammen mit Elevion-CEO Lars Eberlein die Branche der elektrotechnischen Gebäudeausrüstung ziemlich umgekrempelt. Nach dem Exit des Finanzinvestors soll die Akquisitionsrallye mit neuem Hauptgesellschafter im gleichen Tempo weitergehen.

Die heutige Gesellschaft Elevion wurde 2013 gegründet, aber schon viel früher hatte Eberlein seine Strategie entwickelt: „Ich wollte in jeder wichtigen Wirtschaftsregion in Deutschland mit einem eigenen Standort vertreten sein.“ Genau 20 Jahre zuvor, 1993, hatte Eberlein mit dem Einstieg in ein Unternehmen der Elektrotechnik begonnen, sein Ziel umzusetzen. Es folgte eine Reihe von Übernahmen und Gründungen, etwa in Berlin, Bad Aibling und dem Rhein-Main-Gebiet. Doch letztlich war ein flächendeckender Ausbau in überschaubarer Zeitspanne nicht realistisch: „Die Finanzierung gestaltete sich schwierig“, so Eberlein. Als kleineres mittelständisches Unternehmen war die Sogwirkung bei attraktiven Zielunternehmen überschaubar.

Bis 2009 hatte Unternehmer Eberlein einen Betrieb in dritter Generation mit 500 Mitarbeitern und 60 Mio. Euro Jahresumsatz aufgebaut – war vom ursprünglichen Anspruch aber weit entfernt. Die Zusammenarbeit mit einem M&A-Berater brachte den Durchbruch. Durchaus selbstkritisch warf Eberlein seine „Heuschrecken-Vorurteile gegenüber Finanzinvestoren über Bord“. Es gab ein Casting mit gleich zehn potenziellen Kapitalgebern. Eberlein entschied sich für die Deutsche Private Equity. Natürlich, weil die persönliche Chemie stimmte, und „weil wir bei der Strategie und deren Umsetzung einer Meinung waren“.

Ziel Marktkonsolidierung

Die DPE ihrerseits hatte den Bereich der elektrotechnischen Gebäudeausrüstung als stark fragmentierten Markt identifiziert und für dessen Konsolidierung einen Partner in der Branche gesucht. Bis dahin stießen die großen Player auf dem Markt – mehrheitlich Tochterunternehmen börsennotierter Baukonzerne – bei den handwerklich verwurzelten Zielgesellschaften auf wenig Interesse. Der Markt blieb entsprechend fragmentiert. Ein Grund dafür war, so DPE-Partner Guido Prehn, dass die kleinen Betriebe nicht Teil bestehender Großkonzerne werden wollten. Bis heute zeigt sich auch Elevion-Geschäftsführer skeptisch gegenüber dem Modell „Großkonzern übernimmt Kleinbetrieb“: „Die zerstören die Kultur des übernommenen Unternehmens, das wollen die Eigentümer meistens nicht.“

Die Deutsche Private Equity GmbH hat zusammen mit Elevion-CEO Lars Eberlein die Branche der elektrotechnischen Gebäudeausrüstung ziemlich umgekrempelt. Nach dem Exit des Finanzinvestors soll die Akquisitionsrallye mit neuem Hauptgesellschafter im gleichen Tempo weitergehen.

Der Plan lautete also, einen mittelständischen Gegenpart aufzubauen, der die Vorteile einer großen Einheit mit gemeinsam genutztem Overhead (Finanzierung, Einkauf, Steuern, Technologietransfer, Rechtsabteilung etc.) bietet – gleichzeitig aber den Targets die Identität belässt, das Führungspersonal in Verantwortung hält und ein Höchstmaß an Eigenentscheidung im Tagesgeschäft einräumt. „‚Das Beste aus beiden Welten‘ lautete unser Slogan bei der Akquise“, berichtet Eberlein vom Buy-and-build-Ansatz.

Wie bei Huckleberry Finn: Sog statt Druck

Ein bisschen muss man es sich wie bei Tom Sawyer in Mark Twains „Huckleberry Finn“ und dem Streichen des Zaunes vorstellen: Menschen interessieren, begeistern und zum Mitmachen einladen. Prehn drückt es nüchtern aus: „Wir haben unser differenziertes Angebot in den Markt gerufen und durchaus so etwas wie eine Sogwirkung festgestellt, wenn jemand seinen Betrieb veräußern oder weiterentwickeln wollte.“ Was folgte, war eine ausgedehnte Akquisitionsrallye: „Wir haben kleine Unternehmen hinzugefügt, große Unternehmen, solche in Schieflage oder aus der Insolvenz heraus. Und wir haben den Tochterunternehmen wiederum ermöglicht, ihrerseits lokale Zukäufe zu tätigen, gewissermaßen als ausgelagerte M&A-Abteilungen“, beschreibt Prehn das Vorgehen. Binnen weniger Jahre stemmte Elevion auf diese Weise mehr als 30 Akquisitionen und Neugründungen .

Die Strategie ging also auf, Elevion wuchs rasant: 2.000 Mitarbeiter und der Jahresumsatz von 330 Mio. Euro ließen den Exit näher rücken. Man hatte vereinbart, dass Elevion bei der Auswahl des Käufers in den Entscheidungsprozess einbezogen würde. Die Wahl des Käufers belegt, dass Elevion tatsächlich Mitspracherecht hatte: „Die CEZ-Gruppe, das tschechische Unternehmen, europaweit einer der größten Versorger, hatten wir anfangs tatsächlich überhaupt nicht auf der Rechnung“, bekennen Prehn und Eberlein übereinstimmend. Nach ersten Verhandlungen wurde indes schnell deutlich, dass CEZ nicht einfach Liquidität unterbringen wollte, sondern ein klares strategisches Ziel verfolgt: „Als Versorger wollen sie natürlich möglichst nahe an den Kunden heranrücken“, analysiert Eberlein. Gleichzeitig eröffnen sich neue Angebote für Elevion, etwa Contracting, die Einbindung regenerativer Energieerzeugung und weitere Dienstleistungen, die  intelligente Stromnetze bedienen.

Aus Sicht der DPE machte das Interesse der CEZ-Group ebenfalls Sinn, zumal die bisherige Strategie nahtlos weitergefahren werden soll. 92 Prozent der Anteile wechselten den Besitzer, Eberlein hält den Minderheitsanteil. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, man sei aber im Rennen um das erfolgreichste Exit 2017, lässt Prehn durchblicken.

Eberlein ist mit dem neuen Partner sehr zufrieden: „Wir haben Bürgschaften und Kreditlinien erhalten, die uns alle Handlungsoptionen eröffnen.“ Nicht weniger als 30 Akquisekandidaten seien auf seiner Liste, die eher länger als kürzer werde.

Die Deutsche Private Equity GmbH hat zusammen mit Elevion-CEO Lars Eberlein die Branche der elektrotechnischen Gebäudeausrüstung ziemlich umgekrempelt. Nach dem Exit des Finanzinvestors soll die Akquisitionsrallye mit neuem Hauptgesellschafter im gleichen Tempo weitergehen.

„Wir sehen viele Synergien mit der CEZ-Gruppe“

Interview mit Lars Eberlein, CEO Elevion GmbH

Unternehmeredition: Aus welchen strategischen Erwägungen heraus haben Sie sich für die CEZ-Group als Hauptgesellschafter entschieden?

Eberlein: Die sehr langfristige und nachhaltige Strategie sowie die ausgezeichnete Bonität sind klare Vorteile. Wir sehen viele Synergien mit der CEZ-Gruppe, die Elevion in der weiteren Entwicklung helfen werden.

Planen Sie, das hohe Akquisitionstempo beizubehalten, zum Beispiel auch mit Übernahmen im Ausland?

Eberlein: Ja, wir werden den Wachstumstrend weiter fortsetzen. Dabei geht es zum einen um die Schließung regionaler Lücken, zum anderen um den Aufbau weiterer Kapazitäten, insbesondere in den Wachstumsfeldern Sicherheitstechnik, Gebäudeautomation sowie der Kälte- und Lufttechnik. Mit der CEZ-Gruppe kommt auch noch der Bereich Energietechnik hinzu, der unser Portfolio sehr gut ergänzt. Das europäische Ausland ist für uns sehr interessant, was der Zukauf unseres neuen Standortes in Ungarn untermauert.

Elevion ist seit einigen Jahren mit einer Niederlassung in Shanghai vertreten. Können Sie Ihr Geschäftsmodell auch in Asien umsetzen?

Eberlein: Die Niederlassung Shanghai entwickelt sich hervorragend. Es sind aber im Wesentlichen unsere deutschen Kunden mit ihren Joint Ventures, die wir aktuell bedienen. Eine Wachstumsstrategie wie hier in Deutschland ist derzeit nicht vorgesehen.


Kurzprofil Elevion GmbH

Gründungsjahr 2013 (Vorläuferunternehmen gehen zurück abis 1863)
Branche Gebäudeausrüstung
Unternehmenssitz Jena
Umsatz 2017
330 Millionen Euro
Mitarbeiterzahl 2000

www.elevion.de

 

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