Das Huckleberry Finn-Prinzip

Die Deutsche Private Equity GmbH hat zusammen mit Elevion-CEO Lars Eberlein die Branche der elektrotechnischen Gebäudeausrüstung ziemlich umgekrempelt. Nach dem Exit des Finanzinvestors soll die Akquisitionsrallye mit neuem Hauptgesellschafter im gleichen Tempo weitergehen.

Der Plan lautete also, einen mittelständischen Gegenpart aufzubauen, der die Vorteile einer großen Einheit mit gemeinsam genutztem Overhead (Finanzierung, Einkauf, Steuern, Technologietransfer, Rechtsabteilung etc.) bietet – gleichzeitig aber den Targets die Identität belässt, das Führungspersonal in Verantwortung hält und ein Höchstmaß an Eigenentscheidung im Tagesgeschäft einräumt. „‚Das Beste aus beiden Welten‘ lautete unser Slogan bei der Akquise“, berichtet Eberlein vom Buy-and-build-Ansatz.

Wie bei Huckleberry Finn: Sog statt Druck

Ein bisschen muss man es sich wie bei Tom Sawyer in Mark Twains „Huckleberry Finn“ und dem Streichen des Zaunes vorstellen: Menschen interessieren, begeistern und zum Mitmachen einladen. Prehn drückt es nüchtern aus: „Wir haben unser differenziertes Angebot in den Markt gerufen und durchaus so etwas wie eine Sogwirkung festgestellt, wenn jemand seinen Betrieb veräußern oder weiterentwickeln wollte.“ Was folgte, war eine ausgedehnte Akquisitionsrallye: „Wir haben kleine Unternehmen hinzugefügt, große Unternehmen, solche in Schieflage oder aus der Insolvenz heraus. Und wir haben den Tochterunternehmen wiederum ermöglicht, ihrerseits lokale Zukäufe zu tätigen, gewissermaßen als ausgelagerte M&A-Abteilungen“, beschreibt Prehn das Vorgehen. Binnen weniger Jahre stemmte Elevion auf diese Weise mehr als 30 Akquisitionen und Neugründungen .

Die Strategie ging also auf, Elevion wuchs rasant: 2.000 Mitarbeiter und der Jahresumsatz von 330 Mio. Euro ließen den Exit näher rücken. Man hatte vereinbart, dass Elevion bei der Auswahl des Käufers in den Entscheidungsprozess einbezogen würde. Die Wahl des Käufers belegt, dass Elevion tatsächlich Mitspracherecht hatte: „Die CEZ-Gruppe, das tschechische Unternehmen, europaweit einer der größten Versorger, hatten wir anfangs tatsächlich überhaupt nicht auf der Rechnung“, bekennen Prehn und Eberlein übereinstimmend. Nach ersten Verhandlungen wurde indes schnell deutlich, dass CEZ nicht einfach Liquidität unterbringen wollte, sondern ein klares strategisches Ziel verfolgt: „Als Versorger wollen sie natürlich möglichst nahe an den Kunden heranrücken“, analysiert Eberlein. Gleichzeitig eröffnen sich neue Angebote für Elevion, etwa Contracting, die Einbindung regenerativer Energieerzeugung und weitere Dienstleistungen, die  intelligente Stromnetze bedienen.

Aus Sicht der DPE machte das Interesse der CEZ-Group ebenfalls Sinn, zumal die bisherige Strategie nahtlos weitergefahren werden soll. 92 Prozent der Anteile wechselten den Besitzer, Eberlein hält den Minderheitsanteil. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, man sei aber im Rennen um das erfolgreichste Exit 2017, lässt Prehn durchblicken.

Eberlein ist mit dem neuen Partner sehr zufrieden: „Wir haben Bürgschaften und Kreditlinien erhalten, die uns alle Handlungsoptionen eröffnen.“ Nicht weniger als 30 Akquisekandidaten seien auf seiner Liste, die eher länger als kürzer werde.

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