„Wir bevorzugen entwickelte Märkte“

Das Taschenlabel Bree gilt als Musterbeispiel des globalen Mittelständlers. Nach einer Krise hat eine Investorengruppe um Ex-Karstadt-Chef Peter Wolf den Großteil der Gesellschafteranteile gekauft. Seitdem modernisiert sich Bree und kurbelt das Auslandsgeschäft weiter an. Im Gespräch verrät Geschäftsführer Axel Bree, wie er die globale Strategie verfolgen wird.


“Leider fehlt es in Deutschland immer noch an der Wertschätzung für den eigenen Lifestyle.”

Axel Bree, Firmenerbe und Geschäftsführer des gleichnamigen Taschenlabels


Durch die neuen Gesellschafter gehört das Unternehmen mehrheitlich nicht mehr der Familie Bree. Hat sich dadurch innerbetrieblich viel verändert?

Es ist berichtsintensiver geworden. Aber das ist ganz normal, wenn es mehr Eigentümer gibt. Die Struktur ist gleich geblieben, außer dass wir wieder zwei Geschäftsführer haben. Für die Mitarbeiter hat sich im Alltagsgeschäft nichts geändert. Wir sind hier 70 Mitarbeiter, viele davon jung und weiblich mit einer starken Affinität für das Produkt. Bei uns waren flache Hierarchien und hohe Freiheitsgrade schon immer normal.

In Deutschland gelten Sie als Pionier für geschmackvolle Taschenkollektionen, die Konkurrenz ist bis heute überschaubar. Bekannte Marken wie TUI, Continental, Bayer oder jüngst Sennheiser kooperieren mit Ihnen. Sind Sie zufrieden mit dem Deutschland-Geschäft?

Eigentlich schon, aber leider fehlt es in Deutschland immer noch an der Wertschätzung für den eigenen Lifestyle. Manche Werte, die wir mit unseren Kollektionen bewusst abbilden, fallen unter den Tisch, wie Nachhaltigkeit und Verlässlichkeit. Das merken wir bei unseren Innovationen, die sehr lange brauchen, bis sie sich durchsetzen. Deutsche Modemarken sollen vor allem preiswert und effizient sein. Ausländische Labels aus Mailand, Paris oder New York ziehen nach wie vor deutlich besser, da geht für die Leute die große weite Welt auf. Das ist wie mit den Museen: Die vor der eigenen Haustür besucht man am seltensten.

Sie sehen die aktuelle Situation durchaus kritisch. Wie werden Sie die nächsten Jahre gestalten?

Sicherlich mit unserer Marke. Aber der Wettbewerb ändert sich gerade, neue Player im Online-Geschäft sind dazugekommen. Einkaufen hat heute viel mit Entertainment zu tun, die spielerische Information, zum Beispiel in einer gut verpackten Produkt-Präsentation oder Web-Doku über den Produktionsprozess. Wir brauchen deshalb vor allem eine Omnichannel-Strategie, also die intelligente Vernetzung aller Markenauftritte, von Instagram über den Online-Shop bis zum stationären Laden. Unsere Strategie passt sich mehr und mehr dem Wesen der Mode an: Wir müssen uns ständig erneuern.


Zur Person

Axel Bree (© Bree Collection GmbH)
Axel Bree (© Bree Collection GmbH)

Axel Bree ist Firmenerbe von Wolf Peter Bree, der das Modelabel 1970 zusammen mit seiner Frau Renate gründete. Bree arbeitete von Beginn an vor allem mit hochwertigem Naturleder und etablierte sich als bevorzugte Modemarke des umweltbewussten Bürgertums. Weltweit gibt es Bree-Taschen in über 500 Verkaufsstellen, darunter auch Shops in Deutschland. Seit 2014 gehört einer Investorengruppe die Mehrheit des Unternehmens mit Axel Bree als Mit-Geschäftsführer und Firmensprecher.

www.bree.com

 

 

 

 

 

 

 

 

Autorenprofil

Als Redakteur bei der Unternehmeredition leitet Volker Haaß die Online-Aktivitäten sowie die Sonderpublikationen der Plattform. Dazu gehört unter anderem die FuS – Zeitschrift für Familienunternehmen und Strategie.

1
2
3
Vorheriger ArtikelDer Mensch steht im Mittelpunkt
Nächster ArtikelDigitalisierung ist nur der Startschuss