Durch Sammelklagen bessere Erfolgsaussichten vor Gericht

Advofund AG ermöglicht Betroffenen die gemeinsame Durchsetzung von Ansprüchen

Sammelklagen
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Spätestens seit dem sogenannten Dieselskandal ist das Thema der Sammelklagen von Verbrauchern auch in Deutschland angekommen. Für Betroffene kann es auf diese Weise erleichtert werden, die Ansprüche gegen ein Unternehmen gemeinsam durchzusetzen. Bei der Entwicklung von Tools zur schnellen Abwicklung der Administration bei solchen Sammelklagen mit vielen Beteiligten ist die Advofund AG ganz vorne dabei.

Im September 2015 begann der Dieselskandal, seinen Lauf zu nehmen, weil bei Fahrzeugen des Volkswagen-Konzerns Manipulationen der Abgaswerte nachgewiesen worden waren. Einfach formuliert erkannten die Fahrzeuge, dass sie auf einem Prüfstand standen, und sorgten per eingebauter Elektronik für bessere Abgaswerte. Diese Manipulationen wurden zuerst in den USA entdeckt, aber das Problem ereilte den Konzern bald weltweit. Weitere große Automobilhersteller aus Deutschland wie Mercedes, BMW oder Opel gerieten in der Folge ebenfalls ins Fadenkreuz der Ermittler. Mit der Durchsetzung möglicher Schadensersatzansprüche von Autokäufern beschäftigte sich ab dem Jahr 2018 auch die in Jülich bei Aachen ansässige Mingers. Rechtsanwaltskanzlei mbH.

Wichtige Erfolge bei ersten Musterfeststellungsklagen

„Wir konnten im Zuge einer nach dem deutschen Recht erst seit Kurzem möglichen Musterfeststellungsklage wichtige Erfolge für betroffene Verbraucherinnen und Verbraucher erzielen“, erinnert sich Kanzleiinhaber und Verbraucherrechtsexperte Markus Mingers, auch bekannt für seine intensiven Aktivitäten auf Social Media mit Zehntausenden Followern auf YouTube, Instagram und TikTok, an die ersten Schritte. „In diesen Massenverfahren konnten wir zudem umfangreiche Erfahrungen zu den Abläufen bei solchen Rechtsstreitigkeiten sammeln.“ Es entstand die Idee für ein eigenes System, bei dem das Handling wichtiger Unterlagen und die begleitende Dokumentation hoch automatisiert ablaufen. „Wir haben eine integrierte Struktur entwickelt, die Vertrieb, Rechtsanwaltspraxis, Legaltech und Prozessfinanzierung umfasst“, fährt Mingers fort.

Den Kunden die Arbeit abnehmen

Für diesen neuartigen Service wurde die Advofund AG 2020 gegründet, die für Betroffene die effiziente Abwicklung rechtlicher Ansprüche übernimmt. Das Unternehmen bietet Verbrauchern und Unternehmen die Möglichkeit, die finanziellen Risiken eines Rechtsstreits weiterzureichen. Die Advofund AG versteht sich als eine effektive Unterstützung bei der Optimierung des Risikomanagements für Klägerinnen und Kläger. Das Unternehmen übernimmt für die Kunden in dem Verfahren sämtliche Kosten für Anwälte, Gerichtsprozesse und mögliche Sachverständige. Das Geschäftsmodell besteht darin, dass die Advofund AG zum Abschluss eine Provision des gemeinsam erstrittenen Betrags erhält.

Marktvolumen von mehr als 10 Mrd. EUR

„Wir bieten mit der Advofund AG durch eine verknüpfte Struktur eine simple, schnelle und übersichtliche Bandbreite an rechtlichen Kompetenzen im Bereich von Sammelklagen. Wir profitieren dabei von unseren umfangreichen Erfahrungen mit entsprechenden Rechtsstreitigkeiten“, so Gründer Mingers weiter. Die derzeitigen Finanzierungsbereiche des proprietären Systems beschäftigen sich mit dem Dieselskandal, dem Lkw-Kartell und der Wirecard-Insolvenz. Aber dabei soll es nicht bleiben – denn Mingers schätzt den Markt für Sammelklagen in Deutschland auf mehr als 10 Mrd. EUR. Aktuelle Opportunitäten bestehen bei der Verfolgung von rechtlichen Schritten im Zusammenhang mit Onlinecasinos sowie in einer gemeinschaftlichen Reaktion auf das jüngste EuGH-Urteil bezüglich Datenlecks bei Unternehmen. „Diese neuen Entwicklungen bieten der Advofund AG auch in der Zukunft lukrative Marktchancen“, sagt Mingers. Zudem wird die Abwicklung der Verfahren auch weiteren Anwaltskanzleien angeboten, damit diese sich ebenfalls an Sammelklagen beteiligen können. Hier gibt es bereits erfolgreiche Kooperationen mit acht weiteren Kanzleien in Europa.

Bondemission ermöglicht Skalierung

Markus Mingers
Markus Mingers; Foto: © Advofund AG

Um die finanzielle Grundlage zu stärken, das weitere Wachstum des Unternehmens zu ermöglichen und weitere Märkte zu erschließen, wurde nach intensiver Abwägung aller Optionen kürzlich eine Anleihefinanzierung aufgesetzt. In diesem Zuge wurde für die Abwicklung der Prozessvorfinanzierung auch die Advoclaim GmbH gegründet. Das neue Unternehmen ist eine 100%ige Tochtergesellschaft der Advofund AG und übernimmt die Koordination für den Ankauf sowie die Abwicklung der juristischen Fälle. Mit dem frischen Kapital können Tausende neuer Fälle übernommen und vorfinanziert werden.

„In den kommenden Jahren erwarten wir ein signifikantes Umsatz- und Ergebniswachstum, sowohl mit bestehenden als auch neuen Produkten“, kündigt Mingers an. Der Bedarf bei den Verbrauchern ist groß, denn während klassische Prozessfinanzierer sich auf volumenstarke Einzelfälle konzentrieren, können bestehende Plattformen bislang nur einfache Sachverhalte mit niedrigen Streitwerten bedienen. Bekanntestes Beispiel sind Flugentschädigungen. Bei komplexeren Fällen mit höheren Streitwerten ist die Advofund-Gruppe ein First-Mover. Diesen Vorteil möchte Mingers ausnutzen: „In der Zukunft planen wir die Stärkung unserer Position auf dem europäischen Markt und perspektivisch eine Expansion in die USA.“


KURZPROFIL Advofund AG

Vorstand: Markus Mingers

Gründungsjahr: 2020

Branche: Finanzierung gerichtlicher Auseinandersetzungen im Verbraucherrechtsbereich

Unternehmenssitz: Köln

Mitarbeiter: 15

www.advofund.de


Wachstum soll ermöglicht werden

Interview mit Thomas Stewens, Vorstand, BankM AG

Unternehmeredition: Wie kam es zu der Entscheidung der Ausgabe von Anleihen?

Thomas Stewens
Thomas Stewens; Foto: © BankM AG

Thomas Stewens: Die Entscheidung zur Ausgabe von Anleihen wurde 2023 gemeinsam mit dem Management der Advofund AG und interessierten Investoren getroffen, um eine Geschäftsausweitung in die sehr hohen Stückzahlen der Anwendungsbereiche zu ermöglichen und somit schnell Marktanteile zu gewinnen. Durch die hohe Rechtssicherheit und die Skalierbarkeit der einzureichenden Fälle konnte man ein überaus attraktives Kapitalmarktprodukt generieren.

Gab es mehrere Alternativen für die Finanzierung? Was hat den Ausschlag für die nun getroffene Entscheidung gegeben?

Ja, es gab verschiedene Alternativen für die Finanzierung. Die Wahl zur Ausgabe von Anleihen wurde getroffen, um die Prozessfinanzierung und die Organisation der Klageführung eigenständig durchführen zu können. Das Unternehmen hat die Möglichkeit erkannt, die Beteiligung an der Wertschöpfungskette auszubauen und damit Flexibilität und wirtschaftlichen Erfolg zu steigern. Advofund kann nun selbst das erforderliche Kapital für die Vorfinanzierung verschiedener Prozesse durch die Ausgabe dieser Wertpapiere aufbringen und so schnell und flexibel auf Marktentwicklungen reagieren. Die Unabhängigkeit in der Finanzierung ist ein wesentlicher strategischer Vorteil und ermöglicht eine führende Stellung in diesem noch jungen, aber stark wachsenden Markt.

 

Dieser Beitrag ist in der Magazinausgabe der Unternehmeredition 4/2023 mit Schwerpunkt “Unternehmervermögen” erschienen. Zum E-Paper geht es hier.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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