David unter den Konfitüreherstellern

Nachhaltige Ausrichtung

Seitdem hat sich einiges getan: Was heute Mainstream ist, war um die Jahrtausendwende noch fast revolutionär: Die neuen Chefs führten eine Konfitüren-Biolinie ein und hatten damit genau das richtige Gespür, auch um sich von den großen Herstellern wie Schwartau oder Zentis abzuheben. „Mittlerweile macht das Biosegment 40 Prozent des gesamten Umsatzes aus“, sagt Hammelbacher. Unter Annes Feinste, der Vorname der Chefin ging in diese Marke ein, stehen die süßen Frühstücksleckereien in den Regalen des Biofachhandels. Künftig soll der Anteil eher größer als kleiner werden. Vor allem, um die nachhaltige Ausrichtung des Unternehmens zu unterstreichen. Maintal bezieht seit 2010 zu 100% grünen Strom aus Windkraftanlagen aus der Gegend, hat Dächer mit Photovoltaikanlagen bestückt und künftig noch mehr vor: „Wir wollen über eine gasbetriebene Kraft-Wärme-Kopplung unseren Strom selbst herstellen“, sagt Hammelbacher. Auch der Verzicht auf Gentechnik gehört zu den Leitlinien. Zum anderen hat der Verkauf von Biomarmelade jedoch auch betriebswirtschaftliche Gründe: Die Margen sind deutlich besser als die von herkömmlichen Produkten.

Die Geschäftsführer des Konfitüreherstellers: Anne Feulner und Klaus Hammelbacher
Die Geschäftsführer des Konfitüreherstellers: Anne Feulner und Klaus Hammelbacher

Luft nach oben sehen die Franken vor allem in der Region. Sie wollen als bayerisches Unternehmen wahrgenommen werden. Deswegen wurde bei der Klassiklinie der Deckel mit einer Bayernlandkarte und blau-weißen Banderolen verziert, um dem Verbraucher die Heimat und die regionale Verbundenheit näher zu bringen. Um bekannter zu werden, schaltet Maintal Anzeigen in Fachmagazinen und setzt auf Social-Media-Kanäle – auf Facebook tummeln sich bereits knapp 1.300 Fans. Vor allem jedoch soll der Bekanntheitsgrad mit regionaler Radiowerbung erhöht werden: Beim Münchner Radiosender Arabella konnten Hörer drei Wochen lang ihr Lieblingsmarmeladenrezept einsenden. Im Sommer gab es die Gewinnerkonfitüre dann in München in ausgewählten Supermärkten. Über den lokalen Nürnberger Radiosender Radio F lobte Maintal sogar eine Marmeladenkönigin aus. Eine Jury kürte das beste Rezept. „Der Budgettopf für die Werbung ist allerdings begrenzt“, sagt Feulner. Einen mittleren sechsstelligen Betrag investiert das Konfitüreunternehmen jährlich.

Über die Grenzen wachsen

Nur mit regionaler Ehre wollen und können sich die Franken allerdings nicht begnügen. Auch über die Grenzen hinweg sollen die fränkischen Konfitüren ihren Weg finden. „Es wäre doch schön, wenn anstatt Sirup in den USA unser Hiffenmark gegessen würde“, scherzt Hammelbacher. Auch in Fernost gibt es die fränkische Marmelade mittlerweile. Derzeit ist ein Container auf dem Weg nach Asien. Dort wartet ein Importeur, der die Ware an die Händler verteilt. Bis zum Jahr 2024 soll sich der Auslandsanteil auf 15% erhöhen. Momentan liegt er noch unter 10%. Doch planen die Franken auch langfristig. „Meine Kinder, die jetzt 16 und 18Jahre alt sind, könnten in zehn bis 15 Jahren in den Betrieb einsteigen und in die 5. Generation fortführen“, sagt Feulner.

Auf den Geschmack kommen sie zu Hause. Auf dem Frühstückstisch findet man ausschließlich Konfitüre aus der eigenen Produktion. „Vier, fünf verschiedene Sorten stehen bereit.“ Darunter ist auch immer ein Glas mit Hiffenmark. Selbst macht die Chefin die Konfitüre nicht. Schonender sei es, sie in der Fabrik herstellen zu lassen.

Zu den Personen

Seit 01. Januar 1999 ist Anne Feulner Geschäftsführerin der Maintal Konfitüren GmbH. Bereits 1988 ist die Diplom-Kauffrau in das elterliche Unternehmen eingetreten und ist für Verwaltung, den Einkauf und das Marketing verantwortlich. Ebenfalls seit 1999 ist Schwager und Dipl.-Biologe Klaus Hammelbacher Geschäftsführer. Seit 1990 ist er im Unternehmen. Hammelbacher kümmert sich um die Technik, die Produktion und die Produktentwicklung.

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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