Brexit schockiert Wirtschaft

Dass es knapp werden könnte, dürfte allen klar gewesen sein. Doch dass die Brexit-Befürworter gewinnen, hätten wohl die wenigsten gedacht. Die Reaktionen der deutschen Wirtschaft schwanken zwischen Entsetzen und Rufen zur Besonnenheit.

Brexit: Deutsche Unternehmen warten ab

Sieht im EU-Austritt Großbritanniens nur Verlierer: Dr. Michael Prochaska, Vorstand Personal und Recht bei Stih (© Stihl Holding AG & Co. KG)
Sieht im EU-Austritt Großbritanniens nur Verlierer: Dr. Michael Prochaska, Vorstand Personal und Recht bei Stihl (© Stihl Holding AG & Co. KG)

Bei den deutschen Unternehmen sind die Reaktionen geteilt. Eher dramatische Auswirkungen hat der Brexit für Uzin Utz, Weltmarktführer für Bodenbeläge aus Ulm. „Großbritannien darf nicht aus der EU“, sagte Geschäftsführer Thomas Müllerschön bereits vor dem Referendum. Aus gutem Grund: Das schwäbische Unternehmen hat eine gut laufende Tochtergesellschaft auf der Insel. Durch den Brexit und die wohl eintretende Abschwächung der Währung sei diese kaum mehr konkurrenzfähig. Dr. Michael Prochaska, Vorstand Personal und Recht beim Motorsägenspezialisten Stihl in Waiblingen, sieht das ähnlich. „Es ist zu befürchten, dass sich die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien verschlechtern werden.“ Der Export deutscher Produkte nach Großbritannien werde deutlich zurückgehen, auch die Region um Stihl sei davon betroffen. Aber auch die anderen Vorteile des europäischen Binnenmarktes wie freier Personen- und Dienstleistungsverkehr fallen weg. „Beim Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union gibt es nur Verlierer“, ist er überzeugt.

Eher gelassen sieht das Ganze Hans-Jörg Hübner, Familiengeschäftsführer der GfG Gesellschaft für Gerätebau in Dortmund. Das Unternehmen ist Weltmarktführer für Gasmessgeräte. „Die britische Regierung wird ja nicht über Nacht Zölle einführen und europäische Normen abschaffen. Die wollen sich ja nicht selbst ins Knie schießen“, sagte er der Zeitschrift „Produktion“. Auch für die 20 Mitarbeiter in der Londoner Europa-Vertriebszentrale bleibt erstmal alles beim Alten. Lutz Goebel, Präsident von DIE FAMILIENUNTERNEHMER, sieht einen Teil des Verschuldens bei der Politik: „Das Ergebnis ist die Quittung für die jahrelange Reformverweigerung der EU.“

Autorenprofil

Verena Wenzelis war bis Juli 2016 Redakteurin bei der Unternehmeredition.

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