„Ein Börsengang würde unsere Kultur zerstören“

BMZ konnte ihre wartungsfreien Akkus anfangs nur schwer auf den Markt bringen: Zu groß war die Innovation des fränkischen Unternehmens. Heute stecken sie in fast jedem Elektroauto, in Haus-, Garten- und Medizingeräten. 

Als ein Instrument zum Wissensmanagement haben Sie ein Patensystem für Ihre Mitarbeiter ins Leben gerufen. Was hat es damit auf sich?

Das Hauptproblem eines wachsenden Unternehmens sind Wissensdefizite in den einzelnen Abteilungen. Hinzu kommen immer mehr Hierarchiestufen, wodurch das Unternehmen träge und langsam wird. Um das auszumerzen, haben wir das Patensystem entwickelt, bei dem Mitarbeiter aus der Entwicklung und Produktion eng miteinander kommunizieren. Wenn Leute bei uns neu anfangen, wundern sie sich oft, warum Werksmitarbeiter sie anpflaumen – die denken, hey, ich bin doch dein Chef (lacht). Bei uns hat aber jeder das Recht, sich zu äußern und einzubringen. Es soll ja auch jeder handeln wie ein Unternehmer. Das macht unser Unternehmen sehr lebendig und schnell.

Welche Tools haben Sie noch, um diese Trägheit nicht aufkommen zu lassen?   

Seit drei Jahren bieten wir Mitarbeiterdarlehen an, die werden sehr stark genutzt. Mitarbeiter leiden darunter, dass sie bei der Sparkasse 8,5 Prozent Zinsen zahlen oder sogar noch mehr. Im schlimmsten Fall verlassen sie die Firma, weil sie mit dem Geld nicht auskommen. Also haben wir eine Sozialkasse eingeführt und versucht, jeden Mitarbeiter mithilfe von unseren vergünstigten Krediten schuldenfrei zu bekommen. Das ist eine Art von Nachhaltigkeit, die die Mitarbeiter auch zu schätzen wissen: Sie wissen, dass das Geld, das BMZ verdient, sinnvoll weiterverwendet wird.

Aber eine eigene Bank wollen Sie noch nicht gründen?   

Diese Diskussion hatten wir gerade, denn wir ecken schon beinahe mit dem Kreditwesengesetz an. Momentan nutzen wir eine Ausnahme: Wenn es der Mitarbeiterbindung und dem Unternehmen dient, darf man in gewissem Maße Kredite vergeben. Das Volumen ist bei uns allerdings schon grenzwertig.

Gibt es diese Maßnahmen auch an Ihren ausländischen Standorten?

Ja, das machen wir überall gleich. Sogar in China wechseln die Leute nicht mehr so schnell wie früher. Seit zwei Jahren haben wir außerdem Führungskräfteschulungen mit einer externen Unternehmensberatung. Dort werden Mitarbeiter auf künftige Führungsaufgaben vorbereitet, was sehr gut ankommt.

Würde für Sie auch mal ein Börsengang infrage kommen? 

Ein Börsengang nicht, um Gottes Willen. Die Mitarbeiter würden nicht mehr für sich, sondern für Shareholder arbeiten. Das würde unsere ganze Kultur zerstören. Für uns sind eher die bloße Umwandlung in eine AG und Mitarbeiteraktien interessant. Denn wir wollen alle Mitarbeiter zu Unternehmern werden lassen.


Zur Person

Sven Bauer gründete 1994 die BMZ Batterie-Montage-Zentrum GmbH. BMZ ist heute einer der europaweit führenden Zulieferer für Lithium-Ionen-Akkus. Für seinen Geschäftssinn wurde Bauer schon mehrfach ausgezeichnet, unter anderem als „EY Entrepreneur des Jahres“ und mit dem Axia Award der Prüfgesellschaft Deloitte. www.bmz-gmbh.de 

Autorenprofil

Verena Wenzelis war bis Juli 2016 Redakteurin bei der Unternehmeredition.

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