„Wir haben mehrere ESG- konforme Investments getätigt“

Interview mit Andreas Bösenberg, Geschäftsführer der NORD Holding

Die Nord Holding agiert als Fondsinvestor wie auch als Direktinvestor. Dabei das Erreichen langfristiger Mehrwerte im Vordergrund.
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Die vor 52 Jahren gegründete Nord Holding agiert als Fondsinvestor wie auch als Direktinvestor. Dabei steht Nachhaltigkeit genauso im Vordergrund wie das Erreichen langfristiger Mehrwerte für die Stakeholder.

Unternehmeredition: Welche Beteiligungsstruktur verfolgt die Nord ­Holding?

Andreas Bösenberg: Wir verfolgen eine ausgewogene Portfoliokomposition, etwa­ vier Buy-and-Build-Deals, etwa vier Beteiligungen, die auf große etablierte Unternehmen ausgerichtet sind, und etwa vier Wachstums-Cases. Während andere Private-Equity-(PE-)Häuser viel mehr auf Secondary Investments ausgerichtet sind, bei denen sie von der ordnenden Hand des Erstinvestors profitieren, sind bei uns über die Hälfte Erstinvestments. Wir kaufen oft vom Unternehmer oder Konzern. Unsere Buy-and-Build-Erstinvestments haben dabei in der Regel eine Größe von mindestens 2 Mio. EUR EBITDA.

Wie kam es zur Buy-and-Build-Akquisition von Ohrwerk im letzten Jahr?

Während sich die PE-Welt stark mit ­der „Kettisierung der Augenoptiker“ beschäf­­tigte, fanden wir dieses Segment weniger spannend und haben den Markt der Hörakustiker analysiert. Hier kommen generelle Trends wie die zunehmende Alterung der Bevölkerung oder die steigende Durchdringung mit Akustikprodukten zum Tragen. Wir konnten einen sehr branchen­erfahrenen Manager an Bord holen, der fast alle „Player“ und Verantwort­lichen im Markt gut kennt. Durch ihn war das wichtigste Element einer Buy-and-Build-Strategie erfüllt: Sie müssen die Sprache des Markts sprechen – in dem Falle die der Eigentümer von Hörakustikfachgeschäften oder von kleineren Ketten.

Worauf beruht die Buy-and-Build-Kompetenz der Nord Holding?

Prinzipiell findet man beim Thema Buy and Build zwei Strategien im Markt. Die eine sieht so aus, dass sich Beteiligungsunternehmen für zwei bis drei Jahre mit einem Projektmanager auf Einkaufsreise begeben und nach drei Jahren alles an einen Strategen verkaufen. Entsprechend wird bei vielen Buy and Builds nicht wirklich konsolidiert und integriert, sondern viel dazugekauft und alles mit dem immer gleichen Vorgehen, Vertragsabschlüssen et cetera abgewickelt. Manche betreiben dabei eine Art Risikodiversifikation;­ das heißt, sie kaufen zehn Plattformen, warten ab, welche davon wirklich ­erfolgreich werden, und bauen die ­anderen dann Zug um Zug wieder ab. Solch ein Vorgehen ergibt aus Investorensicht gegebenenfalls viel Sinn – für die Unternehmen und Manager aber birgt es ein hohes Risiko. Wir verfolgen dagegen einen ganzheitlichen, langfristigen, auf die Firma und handelnden Persönlichkeiten individuell abgestimmten Ansatz. Dieser ist zwar mühsamer, aber es geht uns um nachhaltiges Wachstum. So macht es in der ersten Zeit beispielsweise viel mehr Arbeit, Firmen auf eine moderne IT-, Buchhaltungs- oder HR-Plattform zu bringen – langfristig trägt das aber deutlich mehr Früchte.

Durch ihre Investments in Cloudwürdig, Innovations ON and DI-ON.solutions soll eine Multi-Public-Cloud-Group entstehen. Was genau bauen sie da auf?

Wir bauen eine europäische reinrassige pure play Cloud-Kette mit Kompetenz in Infrastruktur und Applikationen auf. Mittlerweile haben wir drei Zukäufe dafür getätigt, ein vierter und fünfter dürften bald folgen. Denn die Wachstumsraten in diesem Geschäft beim Mittelstand sind enorm.

Was macht das Team der Nord ­Holding besonders?

Da gibt es einige Punkte. Ich möchte die Nachhaltigkeit exemplarisch herausgreifen. Wir haben mehrere vollständig ESG-konforme Investments ­getätigt, so etwa das Umweltmesstechnikunternehmen Dr. Födisch oder ­Engelmann, die sich um die Reduktion von Heizverbräuchen kümmern. Heute kann man mit einer nachhaltigen, an ESG ­orientierten Vorgehensweise auch sehr rentabel arbeiten. Prinzipiell ­wollen Investoren eine hohe Volatilität vermeiden beziehungsweise reduzieren und stattdessen konsistent gleichmäßig gute Renditen erzielen. Entsprechend haben wir uns darauf ausgerichtet. Wir unterscheiden uns auch ­dadurch, dass wir Beteiligungen so lange halten können, wie es für die ­Unternehmen sinnvoll ist − im Gegensatz zu anderen, die das aufgrund ihrer Fondskonstellation nicht durchhalten können. Gerade in den Abschwungphasen, die ja zyklisch immer wieder kommen, ist die Fähigkeit, Beteiligungen länger zu halten, ein wichtiges ­Unterscheidungsmerkmal.


ZUR PERSON

Andreas Bösenberg,
Geschäftsführer,

NORD Holding Unternehmensbeteiligungsgesellschaft mbH

info@nordholding.de

Das Investorenprofil zur NORD Holding Unternehmensbeteiligungsgesellschaft mbH finden Sie hier.

Das Interview ist in der Beilage Spezial “Investoren im Mittelstand” der Unternehmeredition 3/2021 erschienen.

Autorenprofil

Georg von Stein ist Gastautor.

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