Warten auf den Tag E

Ersetzt die Elektromobilität den Verbrennungsmotor? Und wenn ja, wann? Diese Fragen stellen sich landauf, landab vor allem kleinere Zulieferbetriebe. Wie die Mittelständler mit den Szenarien umgehen können und welche neuen Optionen sich eröffnen.

Dies zeigt auch eine KMS-Studie mit dem Titel „Spreu und Weizen: Welche KMU-Automobilzulieferer schaffen den Strukturwandel und welche nicht?“. Die klassischen Mittelständler, zu denen 80 Prozent der Zulieferer zählten, hätten weder eine breite Managementebene noch die finanziellen Möglichkeiten, um ihre Unternehmen grundlegend umzustellen, schreiben die Autoren. „Sie sollten deshalb darüber nachdenken, ob sie bestehende Technologien nicht in angrenzende Geschäftsfelder übertragen können“, rät Turnaround-Berater Faerber.

Diesen Ansatz unterstreichen auch andere Branchenexperten. Die Pionierarbeit haben andere Länder geleistet und mittlerweile einen technologischen Vorteil gegenüber Deutschland erlangt. Es geht der flapsige Spruch um, dass die Autoindustrie den Elektroantrieb schlichtweg „verpennt“ habe. Das führt zu einer ambivalenten Schlussfolgerung, die Angst und Ansporn zugleich bedeutet: „Viele Zulieferbetriebe, vor allem beim Antriebsstrang, müssen sich überlegen, welche Kompetenzen – nicht Produkte – sie haben und wie sie die weiterentwickeln können“, beschreibt Dr. Oliver Greiner von der Unternehmensberatung Horváth & Partners die strategische Herausforderung. Dementsprechend glaubt Greiner nicht an den Hybridantrieb, sondern prognostiziert einen kompletten Übergang hin zur Batterietechnologie. Die Kompetenz der Zulieferer kann dann noch gebraucht werden – oder aber der Betrieb wendet sich mit seinen Anlagen und seinem Know-how einem anderen Markt zu.

Investitionen ins Morgen

Dass aber auch ein für automobile Verhältnisse mittelständisches Unternehmen zu den Profiteuren gehören kann, zeigt die Elring Klinger AG mit Sitz im schwäbischen Dettingen an der Erms. „Wir haben schon vor über 15 Jahren begonnen, neue Antriebe wie Brennstoffzellen oder Batteriemodule zu erforschen“, berichtet Vorstandsvorsitzender Stefan Wolf. Einen hohen zweistelligen Millionenbetrag habe sein Unternehmen in diese künftigen Geschäftsfelder investiert. Heute erzielt Elring Klinger, unter anderem ein Spezialist für Zylinderkopfdichtungen, mit fast 10.000 Mitarbeitern zwar immer noch den Löwenanteil seines Umsatzes – etwa 1,6 Mrd. Euro jährlich – mit Bauteilen für nicht elektrifizierte Fahrzeuge. Für die Elektromobilität sieht sich Elring Klinger aber gut aufgestellt: „Wir sind in der Lage, einen vollständigen elektrischen Antriebsstrang zu fertigen.“

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