„Wir mussten Mawa als Marke positionieren“

Irgendwann soll der Name Mawa so stellvertretend für Kleiderbügel stehen wie der Name “Tempo” für Papiertaschentücher. Das ist das erklärte Ziel von Eigentümerin und Geschäftsführerin Michaela Schenk. Im Interview erläutert Frau Schenk, wie sie es geschafft hat, ein insolventes Unternehmen in nur vier Jahren zum qualitativen Weltmarktführer für Metallkleiderbügel zu machen.
Unternehmeredition: Frau Schenk, was zeichnet Ihr Geschäftsmodell aus?

Schenk: Wir sind ein klassisches Produktionsunternehmen, und der Metallkleiderbügel ist unser wichtigstes Produkt, gefolgt vom Holzbügel. Unsere Wertschöpfungstiefe liegt bei ca. 96%, und alles wird am Standort in Pfaffenhofen hergestellt. Kunststoffbügel sind für uns lediglich Handelsware. Wir sind fast ausschließlich im B2B-Geschäft tätig und bedienen die Textilbranche, den Haushaltswarensektor und Hotels. Das zeichnet uns aus, da im Regelfall diese drei Märkte getrennt sind. Unser Exportanteil liegt bei ca. 76% und wir liefern weltweit in 54 Länder. Wichtige Märkte sind Europa und die USA, und wir sind sehr stark in Asien, u.a. in Japan, Taiwan, Korea, und erschließen gerade Vietnam und auch China. Wir verstehen uns ganz klar als Markenprodukt. Unser USP ist “Made in Germany”, das international eine hohe Wertigkeit darstellt. Dazu gehören unsere Qualität, unsere Lieferfähigkeit und unser Label “eco-friendly”. Bei der Logistik haben wir in Europa durch unsere Lage den großen Vorteil, dass wir schneller sind als die Chinesen. Zudem können wir kleinteiliger liefern, wodurch unsere Kunden Lagerkosten sparen. Im B2C betreiben wir seit August 2011 sehr erfolgreich einen Online-Shop in Deutschland, über den wir direkt an den Endverbraucher verkaufen. Auch in anderen Ländern wie z.B. den USA haben wir das Online-Geschäft in Zusammenarbeit mit unseren Großhändlern schon ausprobiert. Hier sehen wir definitiv einen Wachstumsbereich.

Unternehmeredition: Was waren die wichtigsten Meilensteine der Unternehmensgeschichte?

Schenk:
Martin Wagner (daher der Name Mawa) hat 1948 das Unternehmen gegründet mit der Idee, Metallkleiderbügel herzustellen. Nach und nach wurde dann ein komplettes Sortiment entwickelt. Wegweisend waren dabei der Hosenspanner und die Anti-Rutsch-Beschichtung. Sowohl in der Textilbranche als auch im Haushaltswarenbereich war Mawa damit in Deutschland und international sehr erfolgreich. Bis ins Jahr 2000 gab es eigentlich immer Wachstum, dann wurde man allerdings durch die chinesischen Kopien angegriffen. Das war eine sehr schwierige Situation, da man es versäumt hatte, Wettbewerbsbarrieren aufzubauen. Mawa war stark auf der Produktionsseite mit einem einzigartigen und hoch automatisierten Maschinenpark, hatte aber gleichzeitig das Marketing stark vernachlässigt. Parallel dazu gab es die Problematik, dass es keine Nachfolgeregelung für das Unternehmen gab. Martin Wagner war 1963 verstorben und seine Frau hatte das Unternehmen weitergeführt. Das Ehepaar war allerdings kinderlos. Das waren die Hauptgründe für die Insolvenz. Die Insolvenzverwalter haben dann die Entscheidung getroffen, das Unternehmen weiterzuführen, und damit begonnen, es zu restrukturieren, und dann zum Verkauf gestellt.

Unternehmeredition: Warum haben Sie Mawa gekauft und wie ist die Übernahme verlaufen?

Schenk:
Ich bin durch Zufall auf das Unternehmen aufmerksam geworden, durch einen Bankvorstand, der zum damaligen Zeitpunkt auf der Suche nach einem Käufer war. Mich haben vor allem der ausgereifte Produktionsbereich und die bereits in Ansätzen vorhandene internationale Ausrichtung von Mawa gereizt. Zudem fand ich es sensationell, dass man mit so wenig Marketing so viel verkaufen kann. Ich komme ursprünglich aus dem Marketing und hatte auch einiges an Restrukturierungserfahrung, deshalb war es für mich eine sehr interessante Herausforderung. Ich habe die Mawa mit Beginn des Geschäftsjahres 2008 in einem Asset Deal ohne Altlasten als alleinige Eigentümerin übernommen. Sämtliche Assets, wie der Maschinenpark, die Markenrechte, Mitarbeiter und die Kundenbeziehungen, wurden in eine neue Gesellschaft eingebracht. Finanziert wurde das über die KfW.

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