Trend zur Verantwortung

Nachhaltige Geldanlage nach ESG-Kritieren: Mittlerweile gibt es ein breites Angebot bei Vermögensverwaltern.
Nachhaltige Geldanlage nach ESG-Kritieren: Mittlerweile gibt es ein breites Angebot bei Vermögensverwaltern.

Immer mehr Anleger wollen mit ihrem Vermögen nicht nur Rendite erwirtschaften, sondern gleichzeitig verantwortlich und nachhaltig investieren. Neben dem guten Gewissen zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass Investments, die an ESG-Kriterien und Global Goals ausgerichtet sind, Kursrisiken erheblich senken.

„Aktionäre sind dumm und frech. Dumm, weil sie ihr Geld anderen Leuten ohne ausreichende Kontrolle anvertrauen, und frech, weil sie Dividenden fordern.“ Sein mehr als 100 Jahre altes Bonmot müsste Bankier Carl Fürstenberg heutzutage noch erweitern: Und dann fordern die auch noch, dass ihr Geld verantwortlich und nachhaltig verwendet wird. Verantwortlich zu investieren liegt im Trend. Das so angelegte Vermögen in Deutschland, Österreich und der Schweiz erreichte mit einer Gesamtsumme von 2,7 Bio. Euro 2017 seinen vorläufigen Höchststand. Seit 2014 hat sich die Summe mehr als verdreifacht. Dies geht aus dem Bericht des Forums Nachhaltige Geldanlagen e.V. (Berlin) hervor. Für 2018 dürfte eine weitere Steigerung zu konstatieren sein.

ESG-Kriterien sind Thema in Brüssel

„Von Brüssel, und zwar sowohl von der EU-Kommission als auch vom EU-Parlament, gehen aktuell sehr starke Signale in Sachen Nachhaltigkeit im Finanzmarkt aus“, ordnet Volker Weber, Vorstandsvorsitzender des Vereins, die Entwicklung ein. Somit habe die Finanzwirtschaft gleichermaßen eine wichtige Rolle für eine nachhaltige Transformation in eine CO2-freie Wirtschaft zugewiesen bekommen.

Zur Begriffsbestimmung: Nachhaltige Investments sind ein Teilbereich verantwortlicher Geldanlagen, zum Beispiel in Themenfonds zu Erneuerbaren Energien, Wasser oder ökologische Landwirtschaft, die etwa über Fonds oder direkte Anteile getätigt werden können. Verantwortliche Anlagen beachten zudem die 17 Entwicklungsziele der UNO – Sustainable Development Goals genannt –, die häufig auch als ESG-Kriterien (ESG = Environmental, Social and Governance) bezeichnet werden. Die Entwicklungsziele reichen vom Kampf gegen den Hunger über sauberes Trinkwasser, Gleichberechtigung, die Überwindung ökonomischen Ungleichgewichts, gute Bildung bis hin zur Rücksicht auf das Leben in den Ozeanen und Frieden und Gerechtigkeit. „Bei unseren Sustainable-Fonds steht am Ende des Nachhaltigkeitsprozesses ein Anlageuniversum, welches rund 70 Prozent der generell verfügbaren Titel ausgeschlossen hat“, betont Holger Krohn, Fondsmanager bei Swisscanto AM, den umfassenden Ansatz.

Verminderte Risiken erhöhen die Performance

Bedenken, diese Einengung drücke auf die Performance, das gute Gewissen koste mithin bares Geld, zerstreuen Befürworter mit dem Hinweis auf wissenschaftliche Untersuchungen. Eine Metastudie, die 334 Untersuchungen dazu ausgewertet hatte, ergab, dass bei Anleihen und Immobilien in etwa zwei Dritteln der Anlagen positive Auswirkungen auf die Performance nachzuweisen sind. Bei Aktien beträgt die Rate gut 50 Prozent. Dagegen konnten nur bei 4,4 Prozent negative Auswirkungen festgestellt werden. Verantwortliches Investieren zahlt sich demnach vor allem durch deutlich verminderte Regulations-, Ereignis-, Klage-, Reputations- und Technologierisiken aus.

Getrieben wird die Nachfrage nach verantwortlichen Geldanlagen einstweilen laut den Erhebungen des Forums Nachhaltige Geldanlagen in Deutschland von institutionellen Anlegern. Diese Kunden wollen ihre Mittel etwa aus Ansparplänen entsprechend ethisch korrekt angelegt wissen.

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