„Wir wollen unsere Stärken deutlich ausbauen“

Interview mit Dr. Johannes Schmidt, CEO bei der Indus Holding AG.

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Indus Holding setzt von Anfang an auf die langfristige Entwicklung von Beteiligungen, die in Zukunftsfeldern unterwegs sind. Wir sprachen mit Dr. Johannes Schmidt, CEO bei der Indus Holding AG.

Unternehmeredition: Indus verfolgt seit Anfang 2023 eine neue Unternehmensstrategie. Was sind die Eckpunkte?

Dr. Johannes Schmidt: Mit unserem Strategieupdate Parkour perform fokussieren wir uns auf technologieorientierte Industrieunternehmen im deutschsprachigen Mittelstand und trennen uns von unseren Serienzulieferern im Bereich Fahrzeugtechnik. Unsere übrigen Beteiligungen bündeln wir in den drei neuen Segmenten Engineering, Infrastructure und Materials. Die Unternehmen in diesen Segmenten reagieren alle in der einen oder anderen Weise auf die Megatrends unserer Zeit. Im Engineering-Bereich geht es beispielsweise um Zukunftsthemen wie Automatisierung und Robotik, aber auch um Sensorik, Messtechnik und Logistik. Im Segment Infrastructure haben wir Beteiligungen, die im Bereich Daten- und Funknetze oder auch Energieeffizienz in Gebäuden tätig sind. Im Segment Materials wird neben Materialherstellung und -bearbeitung neuerdings auch immer mehr die Kreislauf- und Abfallwirtschaft zum Treiber.

Neben der neuen Segmentierung haben wir in der Holding ein Segmentmanagement eingeführt mit jeweils einem verantwortlichen Vorstand pro Segment. Dadurch wird die Intensität der Beteiligungsbetreuung noch einmal gesteigert. Schließlich gibt es auch eine Ergänzung bei den Steuerungsgrößen. Wir nehmen jetzt den Free Cashflow als zusätzliche finanzielle Steuerungsgröße in unser Berichtswesen auf – das unterstreicht unseren Fokus auf Cashgenerierung.

Warum war eine Neuausrichtung nötig?
Wir wollen mit dem Strategieupdate die Stärken von Indus deutlich ausbauen. Es geht darum, zu zeigen, welches Wachstum bei Indus möglich ist und welche Ertragskraft in den Unternehmen steckt. Diese Potenziale sind in den letzten Jahren von den Problemen der Serienzulieferer in der Fahrzeugtechnik stark überschattet worden. Die Trennung von den Unternehmen in diesem Bereich ist ein klares Signal an unsere Aktionäre: Wir lassen die Vergangenheit hinter uns und fokussieren uns auf die Bereiche, in denen wir herausragen. Ich glaube, das wird am Markt positiv aufgenommen und schließlich auch honoriert werden.

Bedeutet der Verkauf der Fahrzeugtechnikserienzulieferer eine Abkehr vom Evergreen-Investor Indus?
Nein. Wir kaufen Unternehmen, halten sie und entwickeln sie weiter. Daran halten wir fest, denn das ist nach wie vor ein eindeutiges Differenzierungsmerkmal im Markt der Beteiligungsgesellschaften. Aber die Bedeutung des Entwickelns wird stärker forciert, ebenso die Ausrichtung auf Zukunftsthemen. Und dann werden die Aktivitäten aus der Holding heraus in die Beteiligungen noch intensiviert.

Werden Sie weiter Akquisitionen tätigen?
Zwei bis drei Zukäufe jährlich werden auch in den nächsten Jahren wesentlich zum Wachstum von Indus beitragen. Die Belastungen im Bereich Automotive haben viel Geld gekostet. Dieses Geld wird jetzt wieder frei und erhöht unsere Spielräume. Damit können wir weiter Unternehmen kaufen, wir können eine kontinuierliche Dividende bezahlen und wir können die Nettoverschuldung reduzieren.

Welche Auswirkungen hat die Zinswende auf die Finanzierung von Indus?
Die gesamte Gruppe wird aus der Indus Holding heraus finanziert. Sie ist der Kreditnehmer für unsere Beteiligungen. Wir haben ein sehr langfristiges Finanzierungskonzept und ein System revolvierender Finanzierungen. Das heißt, pro Jahr muss nur ein Teil des Kreditportfolios refinanziert werden. Alle Kredite sind zinsgesichert. Aber ja – die neuen Tranchen werden deutlich teurer. Umso wichtiger ist hier auch unser stärkerer Fokus auf dem Free Cashflow.

Was ist derzeit die größte Herausforderung?
Ein Hauptaugenmerk gilt sicher der Entwicklung der Konjunktur. In unserem Portfolio ist die wirtschaftliche Situation aber noch stabil; wir sehen aktuell keine Krise.


ZUR PERSON

Dr. Johannes Schmidt

Dr. Johannes Schmidt,
CEO,
Indus Holding AG
indus@indus.de
www.indus.de

 

 

 

Dieser Beitrag ist Mitte Mai in unserem Spezial “Investoren im Mittelstand” erschienen.

Autorenprofil
Bärbel Brockmann

Bärbel Brockmann ist eine freie Wirtschaftsjournalistin, die schwerpunktmäßig über Finanz-, Energie- und Immobilienthemen schreibt. Die frühere Leiterin des Düsseldorfer Korrenspondentenbüros der Nachrichtenagentur Reuters begann ihre berufliche Karriere bei einer großen Regionalzeitung.

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