„Wir kommen langsamer voran als gedacht“

Im Interview spricht der Vorstandschef des Küchenherstellers Alno über den jüngsten Zukauf, den Problemmarkt Deutschland und die internationale Expansion des Konzerns.

Was erwarten Sie sich von der Transaktion?

Jede Menge positiver Effekte. Wir sind jetzt Marktführer in der Schweiz, einem Hochpreismarkt. Wir erhöhen damit deutlich den Auslandsanteil am Umsatz und verbessern unsere Kostenstruktur. Dank AFP ist unser Eigenkapital zum ersten Mal seit acht Jahren wieder positiv. Und mit den Stahlküchen haben wir weltweit ein absolutes Alleinstellungsmerkmal.

Sind weitere Zukäufe geplant?

Wir haben im vergangenen Jahr gesagt, dass wir organisch und anorganisch wachsen wollen und müssen, um Alno langfristig wieder in die Erfolgsspur zu führen. An dieser Strategie hat sich nichts geändert.

Vor allem über eine Pflichtwandelschuldverschreibung soll die Transaktion finanziert werden. Ganz günstig ist diese allerdings nicht. Der Coupon liegt bei acht Prozent. Gab es keine günstigere Möglichkeit?

Verspielte Details: Das Pfullendorfer Unternehmen spürt den harten Wettbewerb.
Verspielte Details: Das Pfullendorfer Unternehmen spürt den harten Wettbewerb.

Für uns ist das eine sehr gute Variante der Finanzierung. Denn wenn bestimmte Kriterien erreicht werden und die Zeichner wandeln müssen, verbessern wir damit unsere Eigenkapitalstruktur. Das Risiko ist für uns überschaubar.

Der Verschuldungsgrad ist immer noch sehr hoch.

Im vergangenen Jahr haben wir mehrere Finanzierungsmaßnahmen durchgeführt, um die Struktur zu verbessern. Darunter die Mittelstandsanleihe im April 2013, die wir erfolgreich platzieren konnten. Die bisher noch nicht umgesetzten Bankenfinanzierungen stehen vor dem Abschluss.

Für 2014 erwarten Sie einen Umsatz zwischen 580 und 600 Mio. EUR. 2013 waren es noch 395 Mio. EUR. Ist das nicht etwas zu hoch gegriffen?

Nein. Schauen sie, die AFP-Küchen haben 2013 alleine einen Umsatz von etwa 140 Mio. Euro erzielt, wir knapp 400 Mio. Wenn Sie das zusammenzählen, dann ist die prognostizierte Umsatzsteigerung schon gar nicht mehr so hoch.

Der Küchenmarkt ist hart umkämpft – vor allem in Deutschland. Welche Strategie fahren Sie in der Zukunft?

Deutschland ist und bleibt unser wichtigster Markt. Hier haben wir bis 2012 klar Kunden und Vertrauen aufgrund der unsicheren Lage der Alno verloren. Dazu kam eine außerordentliche Preiserhöhung. Auch wenn sich die Stimmung wieder etwas zu unseren Gunsten gedreht hat, haben wir hier sicher noch Nachholbedarf. Im Ausland stehen die Zeichen klar auf Wachstum und Expansion. Dafür haben wir die Weichen gestellt.

Der Anteil des Auslandsumsatzes soll von derzeit 29% auf 40% klettern. Wie wollen Sie die Expansion finanzieren?

Die Zahlen für das erste Quartal 2014 zeigen, dass wir mittlerweile bei einer Quote von 47 Prozent sind. Wir haben in den beiden vergangenen Jahren viel Aufbauarbeit im Ausland geleistet, zum Beispiel mit unseren Joint Ventures in China. Auch wenn wir weiter säen müssen, können wir doch schon so manches ernten. Und dank der höheren Margen im Ausland bekommen wir auch etwas mehr finanziellen Spielraum.

Welcher Auslandsmarkt soll mittelfristig der größte werden?

Den einen großen Markt gibt es für uns nicht. China und USA sind sicher die wichtigsten und größten. Aber auch Länder wie Frankreich, UK, Schweiz und Russland sind für uns spannende Zielmärkte.

Der Anleihekurs hat sich wieder erholt. Die Aktie dümpelt noch vor sich hin. Wann wird sich der Kurs erholen?

Da müssen Sie eigentlich die Aktionäre fragen, denn sie bestimmen ja den Kurs unserer Aktie. Aus unserer Sicht müsste der Kurs deutlich besser sein. Das wird ja auch von einigen Analysten so gesehen, die den Aktienkurs bei 1,40 oder 1,60 Euro sehen. Das ist sicher gerechtfertigt, denn immerhin haben wir in den vergangenen Jahren einiges geleistet. Vor allem aber sind wir deutlich verlässlicher und berechenbarer geworden. Wir sagen, was wir tun, und tun, was wir sagen. Es wäre schön, wenn die Aktionäre das honorieren würden.


Zur Person

Max Müller/Alno AGSeit April 2001 ist Max Müller CEO der Alno AG. Neben seiner Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender ist er seit 1993 Verwaltungsratspräsident bei zwei Schweizer Investorengesellschaften, der Comco Holding AG und der Starlet Investment. Alno zählt mit rund 2.300 Mitarbeitern zu den führenden Küchenherstellern Deutschlands. An sieben internationalen Produktionsstandorten bedient der Konzern den deutschen wie internationalen Markt mit einem Küchenvollsortiment. Zum Alno Konzern gehören neben der Kernmarke Alno noch die Marken Wellmann, Impuls, Pino sowie Piatti und Forster Schweizer Stahlküchen. www.alno.de

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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