Wie finanzieren sich Familienunternehmen?

Es klingt banal und ist plausibel: Ohne ausreichende Kapitalausstattung ist das Wachstum bei Unternehmen begrenzt. Doch vor allem für Mittelständler könnte die Kapitalaufnahme über Bankkredite aufgrund restriktiver Vergabepraktiken der Banken künftig schwieriger werden. Die Liquiditätsbeschaffung am Kapitalmarkt rückt deswegen wieder in den Vordergrund. Doch was ist für Unternehmen attraktiver: Eigenkapital oder Fremdkapital? Darüber diskutierten auf einem Forum des Alphazirkels am 18. April im Bayerischen Hof in München Unternehmer und Vertreter aus der Finanzbranche.

Die Meinungen der Firmenlenker gehen dabei weit auseinander: Für Adi Drotleff, Vorstandschef der Softwarefirma Mensch und Maschine, ist es ein deutsches Phänomen, dass der Kapitalmarkt unterschätzt wird. Er hat überhaupt keine Berührungsängste und bereut den Börsengang seines Unternehmens nicht im Geringsten. Auch wenn es teilweise turbulent zuging: „Wir waren das achte Unternehmen am Neuen Markt und sind bestimmt dreimal Achterbahn gefahren.“ Die Bewertungen waren damals teilweise utopisch. Die Aktie der Softwarefirma verfünffachte sich innerhalb von zwei Wochen, kam später allerdings auch wieder deutlich zurück. Dennoch fühlt sich Drotleff an der Börse wohl. Ähnlich sieht das Cathrin Schleusser, Aufsichtsrätin bei der Biotest AG: „Ich wundere mich, dass der Kapitalmarkt von Familienunternehmen so wenig genutzt wird. Auch für eine Nachfolgeregelung macht ein IPO Sinn.“ Um den Einfluss der Familie am Unternehmen zu halten führte das Familienunternehmen Stamm- und Vorzugsaktien ein. Der Machtverlust ist einer der meist genannten Gründe, weswegen sich Unternehmen sich nicht an die Börse wagen.

Auch beim Reifenhändler Reiff steht ein Börsengang deswegen in naher Zukunft nicht an. „Es sind eher emotionalen Gründe, warum ein Börsengang derzeit nicht in Frage kommt“, sagt Immanuel Kohn, Mitglied der Geschäftsführung. Als Finanzierungshilfe setzte der Handelskonzern auf Fremdkapital und die Begebung einer Anleihe. Der Vorteil zum klassischen Bankkredit lag für Kohn vor allem darin, dass er weniger Sicherheiten bieten musste und der unternehmerische Spielraum größer war. Letztlich, so waren sich alle Experten auf dem Podium des Alphazirkels einig, müssen Unternehmen einen guten Finanzierungsmix suchen und für sich das passende Instrument finden. www.alphazirkel.de

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