Von Verkauf zu Verkauf besser

Das Fein- und Spezialchemieunternehmen CABB ist mittlerweile zur vierten Private-Equity-Gesellschaft innerhalb von neun Jahren gewandert. Kräftige Expansion und Ertragssteigerungen bestätigen diesen Kurs. 

2005: Gilde Buy-out aus den Niederlanden, 2006: AXA Private Equity (heute Ardian), 2011: Bridgepoint, Mitte 2014 Permira. Das Spezialchemieunternehmen CABB in Sulzbach (Taunus) ist von einer Private-Equity-Gesellschaft zur anderen gewechselt. Das hat ihm gut getan – da sind sich Bridgepoint-Geschäftsführer Marc Zügel und CABB-CEO Dr. Martin Wienkenhöver einig. Gerade ein deutlicher Wandel des Geschäfts sei dadurch erst ermöglicht worden. Seit CABB 2003 aus der Umstrukturierung des Acetyl-Geschäfts bei Clariant hervorgegangen war, hatte zunächst noch für Jahre ein diversifiziertes Spezialchemiegeschäft im Vordergrund gestanden. Bridgepoint trat 2011 mit einer Doppelstrategie an: Zum einen wurde eine kräftige internationale Stärkung des Geschäfts mit Monochloressigsäure (MCA) angepeilt, das für Pflanzenschutz- und Arzneimittel ebenso benötigt wird wie für Kosmetik, Aroma- und Duftstoffe, Vitamine, Wasch- und Reinigungsmittel. Zum anderen wurde für das Agrochemiegeschäft eine weitere starke Expansion angepeilt, denn dieser Zweig unterstützt den Megamarkt „Ernährung der Weltbevölkerung“ massiv.

Aufstieg in die Liga internationaler Spieler

In der Agrochemie musste CABB erst einmal zum Gleichen unter Großen werden. Mit einem überschaubaren Weltmarktanteil zum Zeitpunkt der Übernahme durch Bridgepoint war das Unternehmen als Lieferant nicht gerade auf Augenhöhe mit einigen der sechs größten Kunden, die es in diesem Zweig zusammen auf kumuliert 70 Prozent des Weltmarktes bringen. Die Übernahme des finnischen Branchenkollegen KemFine brachte schnell den Aufstieg zur Nummer drei am Weltmarkt in diesem Sektor – und zu einem Hersteller, den die Industrie schnell als bevorzugten Lieferanten akzeptierte. Beim MCA-Geschäft wurden gleichzeitig wichtige Schritte zur Ausweitung auf Wachstumsmärkte unternommen, und zwar mit dem Kauf einer Anlage in China sowie der inzwischen angelaufenen Errichtung eines zweiten Werks mit einem einheimischen Partner, die auf die Herstellung von hochqualitativer MCA abzielt.

Hohe Auslastung reduziert Payback-Phase

Alles in allem sind neben der Akquisition weitere etwa 100 Mio. Euro in neue Kapazitäten und die Stärkung existierender Anlagen gesteckt worden. Dass ein Private-Equity-Geber in neue – noch dazu sehr teure – Anlagen investiert, wie es Bridgepoint getan hat, ist eher ungewöhnlich. Aber die Auslastung war schon während des Hochlaufs so gut, dass die Payback-Phase durch die Auswahl der richtigen Produkte und die Anwendung der am besten geeigneten Technologien deutlich gegenüber der normalen Zeitspanne reduziert werden konnte. Heute ist CABB ein anerkannter Partner namhafter Unternehmen aus der Agro- und Pharmaindustrie sowie der chemischen Industrie mit inzwischen sechs Produktionsstätten: in Knapsack bei Köln, in Gersthofen bei Augsburg, in Ahmedabad (Indien), in Jining in der Provinz Shandong (China), in Pratteln bei Basel (Schweiz) und in Kokkola (Finnland).

Investitionsvolumen hat sich verdreifacht

Auf dem Weg der Neuausrichtung dürfte, wie Zügel vermutet, erst die Hälfte zurückgelegt sein. Nach dem „Quartiary Buy-out“ wird der im Chemie- und Agrarsektor stark engagierte Finanzinvestor Permira, der mit 24 Mrd. Euro über ein doppelt so großes Mittelvolumen wie Bridgepoint verfügt, dem Unternehmen wohl einen weiteren, kräftigen Stempel aufdrücken. Das Investitionsvolumen hat sich heute gegenüber der Startphase unter Bridgepoint mehr als verdreifacht und inzwischen ein Volumen von jährlich 70 Mio. bis 90 Mio. Euro erreicht. Die Belegschaft ist seit der Beteiligung von Bridgepoint an CABB von 700 auf 1050 Mitarbeiter vergrößert worden, der Umsatz ist um mehr als 40 Prozent auf mittlerweile fast 450 Mio. Euro gestiegen – und das in einem stagnierenden Chemieumfeld. Was aber als besonders wichtig gilt: Beim Ebitda liegt CABB nach Wienkenhövers Angaben im oberen Drittel der Unternehmen in der Chemieindustrie. Ertragssteigerung ist ihm auch künftig wichtiger als Umsatzwachstum.

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