Von Hause aus Bio

Das Familienunternehmen Voelkel aus dem Wendland ist Qualitätsführer bei Bio-Säften. Die Nachfolge haben der Vater und seine vier Söhne vorausschauend geklärt. Dadurch kann sich die Familie dem widmen, was ihr Spaß macht: andauernd neue Kreationen entwickeln.

Geredet und diskutiert wird in Pevestorf anscheinend viel. Wenn vier Brüder, die Boris Voelkel zufolge „unterschiedlich wie vier Himmelsrichtungen“ sind, zusammen arbeiten, dann werde es auch mal laut. Doch meist schaffe man es, „effizient miteinander zu kommunizieren“ und auf konstruktive Weise zu gemeinsamen Entscheidungen zu kommen, sagt Boris Voelkel. „Ich bewundere uns fast ein bisschen dafür, wie gut wir das hinkriegen“, fügt er hinzu und schmunzelt dabei. .

Bio-Hype ruft Konzerne auf den Plan

Voelkel hat in den vergangenen Jahren davon profitiert, dass Bio-Produkte in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. Das Unternehmen steigerte seinen Umsatz zuletzt immer wieder. 2015 waren es gut 50 Mio., ein Jahr später mehr als 60 Mio. Euro. Das weckt Begehrlichkeiten bei den Großen der Branche. „Die Möglichkeit, von einem großen Konzern übernommen zu werden, stand immer mal wieder lockend im Raum“, erzählt Boris Voelkel. Andere Bio-Hersteller konnten dem Geld nicht widerstehen. Die Bio-Molkerei Söbbeke gehört seit vier Jahren mehrheitlich zum französischen Käse-Konzern Bongrain. Die Gründerfamilie der einst gehypten Bionade verkaufte 2012 ihre letzten Anteile an die Radeberger-Gruppe.

Stiftung legt klare Regeln fest

Bei Voelkel ist dagegen klar: Das Unternehmen wird eigenständig bleiben, und es wird weiterhin nach den Prinzipien der biodynamischen Landwirtschaft produzieren. Festgeschrieben ist das in der Stiftung, in die vor sechs Jahren 90 Prozent der Unternehmensanteile eingingen. Die Gewinne der Voelkel GmbH fließen in die Stiftung, die sie wiederum ins Unternehmen reinvestiert. Von den restlichen zehn Prozent der Anteile hat das Unternehmen eine zweite, gemeinnützige Stiftung gegründet, die ökologische und soziale Initiativen unterstützt.

Die Frage, wem das Familienunternehmen einmal gehören wird, ist damit vom Tisch. Die Anteile gehören der Stiftung, die vier Voelkel-Söhne sind dort angestellt. Die Grundsatzentscheidung „ist entlastend“, sagt Boris. Die Familie und ihre Mitarbeiter können sich auf das Kerngeschäft konzentrieren: ihre Innovationswut. Rund 200 verschiedene Frucht- und Gemüsesäfte, Limonaden, Smoothies und Sirupe hat Voelkel derzeit im Sortiment. Ungefähr 20 neue Produkte bringt das Unternehmen Jahr für Jahr auf den Markt. Gerade arbeiten sie im Wendland an drei neuen Energydrinks, die mit Guarana, Macha und entkoffeiniertem Kaffee fit halten sollen.

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