Vermögensverwaltung und Information

Mit hochglänzend gebundenen, optisch und haptisch ansprechenden Angebotsunterlagen wollen Anbieter von Vermögensverwaltung bei Ausschreibungsrunden Neukunden überzeugen und gewinnen. Doch meistens fehlt das Wichtigste im Angebot, nämlich die nachvollziehbare Begründung. 

Auch der vermögende Anleger hat bestimmte Aufgaben im Hinblick auf die Verwaltung seines Vermögens zu erfüllen. Zumindest, wenn er seinem Vermögen eine hohe Bedeutung beimisst und er damit wichtige Aufgaben (Ruhestand, Familie, Kapitalerhalt etc.) verbindet. Unsere Erfahrung zeigt, insbesondere vor dem Hintergrund der jüngsten Kurseinbrüche an den Aktienmärkten, dass der Anleger das Risikomanagement und Controlling nicht auf den Vermögensverwalter abwälzen und sich dieser Aufgabe entziehen kann. Der Anleger sollte, idealerweise mit fachlicher Unterstützung, regelmäßig nah am Ball bleiben und auf sein Bauchgefühl vertrauen. Die Praxis zeigt, dass man im besten Fall die Vermögensmehrung vom Vermögensverwalter erwarten kann. In fallenden Märkten sehen viele Vermögensverwalter den Kursverlusten oft nur hinterher und handeln nach der sogenannten „Nichtstun-Philosophie“. Von Risikomanagement und Kapitalerhalt ist in solchen Phasen oft wenig zu spüren. Je mehr sich der Anleger selbst um sein Vermögen mit kümmert, mindestens als stiller Beobachter in der zweiten Reihe ist, umso stabiler ist der Schutz seines Vermögens. Also, der Anleger selbst ist gefordert und sollte dabei folgende Aspekte berücksichtigen:

  • Durchführung einer Vermögensausschreibung als wichtige Unterstützung zur Festlegung der eingesetzten Vermögensverwalter
  • Persönliche Gespräche mit den möglichen Vermögensverwaltern zur Plausibilisierung der Angebotsunterlagen
  • Gestaltung des Vermögensverwaltungsvertrags aus Sicht des Anlegers (z.B. individuelle Anlagerichtlinien, flexible Kündigungsfristen)
  • Aussagekräftiges und verständliches Berichtswesen
  • Kritischer Blick auf die Entscheidungen der Vermögensverwalter (kein blindes Vertrauen, Anleger schlüpft in die „Controller-Rolle“)
  • Durchführung regelmäßiger Gespräche mit dem Verwalter

Fazit

Vermögensverwalter könnten mehr vermögende Kunden gewinnen, wenn sie im Vorfeld einer Mandatierung sich mit Informationen kundenfreundlicher zeigen. Werbliche „Weichspüler“ können keine positive Entscheidung bezwecken. Aufseiten der Anleger ist mehr Plausibilisierung, Controlling und Verständlichkeit gefordert. Sich blind auf den Vermögensverwalter zu verlassen, schützt vor Verlusten nicht.


Zur Person

Alexander Etterer (© Rödl & Partner)
(© Rödl & Partner)

Alexander Etterer (alexander.etterer@roedl.com) ist Partner und leitet das Team „Wealth, Risk & Compliance“ bei Rödl & Partner. Als eine der führenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaften betreut und begleitet Rödl & Partner seit Jahren vermögende Privatpersonen (Unternehmer) im Bereich Vermögens-Controlling und -Reporting. www.vvausweis.com

Autorenprofil

Alexander Etterer leitet das Team „Wealth, Risk & Compliance“ bei der Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl & Partner. Die Geschäftseinheit berät und betreut seit über einem Jahrzehnt vermögende Privatpersonen, Unternehmerfamilien, Family Offices, Stiftungen, Kommunen, Verbände, Kirchen und kirchliche Einrichtungen rund um das Thema Finanz- und Kapitalanlagemanagement.

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