Größter Fehler: Keine Fehler

Wir alle machen Fehler – kleine und große. Darüber gesprochen wird in deutschen Unternehmen jedoch ebenso ungern wie über den letzten Gehaltsscheck. Dabei sind eine offene Fehlerkultur und der Unternehmenserfolg eng miteinander verknüpft.

Die Gründe für den zurückhaltenden Umgang mit Fehlern im Berufsleben sind vielfältig. Zum einen sind es Hemmungen, einen Kollegen oder – noch schlimmer – den Vorgesetzten vermeintlich bloßzustellen, sobald man auf deren Fehler aufmerksam macht. Zum anderen ist es tatsächlich oft Angst: Vor arbeitsrechtlichen Konsequenzen wie einer Abmahnung, vor finanziellen Konsequenzen wie dem Verlust einer Prämie und nicht zuletzt vor sozialen Konsequenzen wie Ärger mit dem Vorgesetzten oder Spott der Kollegen.

Die Basis dieser verbreiteten Haltung gegenüber Fehlern liegt für gewöhnlich in der Kindheit. Eltern loben ihre Kinder, wenn sie etwas richtig gemacht haben und kritisieren oder bestrafen Fehler – auch solche, die nicht beabsichtigt waren. Ganz ähnlich setzt sich das in der Schule fort. Bei der Korrektur einer Klassenarbeit zählen Lehrer die Fehlerpunkte und benoten entsprechend negativ.

Versehen oder Absicht?

Auch im Berufsleben wiederholt sich dieses Muster: Fehler sind ein unangenehmes Thema. Wir kehren sie unter den Teppich oder versuchen, schnellstmöglich einen Schuldigen ausfindig zu machen. Die Auswirkungen bestimmter Reaktionen auf Fehler sind dabei nicht zu unterschätzen. Reagieren Vorgesetzte aufbrausend oder anklagend, fühlen sich Mitarbeiter meist besonders verunsichert und gestresst. Dies führt dann oft zu noch mehr Fehlern. Vorwürfe und Unterstellungen lösen das Problem nicht.

Bevor wir einen Fehler vorschnell verurteilen, sollten wir feststellen, ob es sich lediglich um ein Versehen oder um absichtliches Tun oder Unterlassen handelt. Denn Fehler können jedem passieren. Vor allem in Situationen, in denen viele Menschen zusammenarbeiten – wie es in den meisten Unternehmen der Fall ist –, liegt der Fehler oft nicht bei einer einzelnen Person. Es handelt sich vielmehr um eine Fehlerverkettung. Hier gilt es, die Ursache zu identifizieren, nicht „den Schuldigen“.

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