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Unternehmerisches Privatvermögen

Viele Firmenlenker erzielen hohe Renditen und wollen diese auch mit ihrem Privatvermögen erzielen – teils mit hohem Risiko. Wie eine Reduzierung des Gesamtvermögensrisikos möglich ist und dennoch attraktive Renditen erzielt werden können.

Betrachtet man die Vermögensbilanz eines aktiven Unternehmers, liegt der Wert der eigenen Firma häufig bei über 70 Prozent des Gesamtvermögens. Die Bündelung des Vermögens im eigenen Unternehmen erscheint auf den ersten Blick auch absolut sinnvoll. Die Eigenkapital-Renditen, die mit einem rentablen Unternehmen erzielt werden können, sind mit Investments am klassischen Kapitalmarkt nur selten zu erreichen. Zu beobachten ist jedoch, dass keine klare Trennung zwischen unternehmerischen und privaten Vermögensbestandteilen besteht. Häufig sind private Vermögensbestandteile wie Gesellschafterdarlehen im eigenen Unternehmen eingebunden. So etwa bei der Übernahme der persönlichen Haftung für Firmenkredite oder der Hinterlegung privater Vermögensbestandteile als Kreditsicherheit.

Risiken, die auf das Vermögen wirken

Die größten Risiken sind im Unternehmen selbst gebunden, beispielsweise Ertragsrisiken, mangelnde Fungibilität oder eine ungeplante Unternehmensnachfolge, welche hohe erbschaftsteuerliche Belastungen nach sich ziehen kann. Am schwersten, weil nicht in der Einflusssphäre des Unternehmers selbst, wiegen systemische Risiken wie etwa Finanz- oder Wirtschaftskrisen. Vor dem Hintergrund der zu erwartenden Renditen eines erfolgreichen mittelständischen Unternehmens sind diese Risiken vermeintlich tragbar. Häufig zu beobachten ist jedoch, dass Unternehmer Renditeziele aus ihrem beruflichen Umfeld auch auf ihre privaten Vermögensanlagen übertragen. Als Folge lassen sich hohe Investitionen in Aktien oder andere eher risikobehaftete Anlagen und somit eine unzureichende Diversifikation beobachten. Sowohl das Privatvermögen also auch das Unternehmensvermögen sind gleichermaßen gewissen Kapitalmarktbesonderheiten ausgesetzt, die in der Regel korrelieren. Die gesamte – eventuell recht einseitige – Vermögensstruktur birgt daher nicht zu unterschätzende Gefahren.

Abtrennung des Privatvermögens

Der erste Schritt zum Aufbau einer geeigneten und zukunftsfähigen Vermögensstruktur ist die klare Trennung von Betriebs- und Privatvermögen. Der Vermögensinhaber definiert, wie viel Privatvermögen aufgebaut werden und welchem Zweck es dienen soll. Basierend auf den persönlichen Vorstellungen und Zielen kann so eine klare Vermögensstruktur erarbeitet werden. Diese legt auch fest, welcher Teil der Unternehmensgewinne reinvestiert und welcher Teil ausgeschüttet und ins Privatvermögen überführt werden soll.Viele Firmeninhaber erzielen mit ihren Unternehmen hohe Renditen und wollen diese auch mit ihrem privaten Vermögen erzielen – teils mit hohem Risiko. Wie eine Reduzierung des Gesamtvermögensrisikos möglich ist und dennoch attraktive Renditen erzielt werden können.

Basierend auf den festgelegten Zielen ist es sinnvoll, im Privatvermögen ein auf nachhaltiges Wachstum ausgerichtetes Portfolio aufzubauen. Die Gewichtung der einzelnen Anlageklassen ist je nach Risikoneigung, Höhe des Vermögens und zukünftigem Liquiditätsbedarf sehr unterschiedlich. Es ist empfehlenswert, ein jederzeit verfügbares Liquiditätspolster für die nächsten drei bis zwölf Monate vorzuhalten (alternativ fünf bis zehn Prozent des liquiden Vermögens). Um das Gesamtvermögen vor allem in turbulenten Marktphasen zu schützen, sollte das Privatvermögen eine möglichst geringe Korrelation zum Betriebsvermögen aufweisen. Die Basis bildet hierbei der konservative Teil des Portfolios, dessen Gewichtung durchaus 50–60 Prozent betragen kann. Auf ein klassisches Rentenportfolio, ausschließlich bestehend aus Unternehmens- oder Staatsanleihen, sollte aktuell eher verzichtet werden.

Gestaltung des Vermögens

Das Risiko einer Zinswende und damit einhergehender Kursverluste der Anleihen erscheint uns zu hoch und vor dem Hintergrund der niedrigen Renditen nicht gerechtfertigt. Stattdessen sehen wir Absolute-Return-Konzepte oder Sachwertinvestitionen im Agrar- oder Forstbereich als geeignet an. Diese weisen meist eine geringe Korrelation zur Entwicklung eines mittelständischen Unternehmens auf. Im Kern eines Absolute-Return-Portfolios können etwa Staats- und Unternehmensanleihen unterschiedlicher Bonität sowie großkapitalisierte internationale Aktientitel über verschiedene Regionen und Währungsräume gestreut werden. Ergänzt wird das Portfolio um diverse Themen wie Rohstoffe, Mikrofinanz oder Katastrophenanleihen, die einerseits als konstante Ertragsquelle dienen und andererseits die Portfolioschwankung durch ihre relative Zinsunabhängigkeit reduzieren.

Richtig umgesetzt kann durch eine flexible Gewichtung der Anlageklassen und eine laufende Optimierung der Anlagestruktur, unabhängig von der Marktentwicklung, eine langfristig absolut positive Rendite erzielt werden. Für den offensiveren Teil des Privatvermögens empfiehlt sich eine individuelle Gewichtung sogenannter risikotragender Anlagen wie Aktien, Aktienfonds oder aktienähnliche Anlagen von 20–30 Prozent. Über aktive als auch passive Instrumente lassen sich viele Einzelentscheidungen diversifiziert in einem konsistenten globalen Portfolio bündeln. Das liquide Unternehmensvermögen sollte konservativ und mit geringer Korrelation zum Unternehmen investiert werden. Auch hier kann in der aktuellen Marktphase ein – wie oben beschriebenes – Absolute-Return-Konzept zielführend sein. Das liquide Unternehmensvermögen erzielt somit regelmäßige Erträge, dient aber auch als Reserve für zukünftige Investitionen.

Fazit

Durch wohlüberlegte strategische Maßnahmen lassen sich Vermögensrisiken deutlich reduzieren. Die Trennung von Unternehmens- und Privatvermögen ist ein erster wichtiger Schritt, die geringe Korrelation dieser beiden Vermögensteile ein zweiter. Die Erarbeitung von Kriterien und Zielen für die verschiedenen Vermögensbestandteile ist von elementarer Tragweite.


Zu den Personen

(© privat)

Dr. Dirk Rüttgers ist Vorstand der Do Investment AG, eines Family-Office-nahen, unabhängigen Vermögensverwalters mit Sitz in München. Manuel Kenzle ist Certified Financial Planner und in der Kundenbetreuung der Do Investment AG tätig. www.do-investment.de

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