Totgesagte leben länger!

Wesentliche Instrumente zur Risikoabsicherung bei Exportgeschäften

Anzahlung
Je nach Höhe der Anzahlung reduziert der Exporteur direkt sein Zahlungsausfallrisiko, da das Geld bereits vor Auslieferung der Ware auf dem Konto ist. In der Praxis wird die Anzahlung jedoch nur zu einem bestimmten Prozentsatz geleistet (z. B. 10, 15 oder 20%), da die Risikosituation für den Käufer entsprechend invers ist.

Zahlungsgarantien

Die Zahlungsgarantie wird vom Käufer über dessen Hausbank zugunsten des Exporteurs erstellt. Da Garantien auf erstes Anfordern zu bezahlen sind, bieten sie eine hohe Sicherheit für den Begünstigten, sofern der Auftraggeber seinen vertraglichen Verpflichtungen nicht nachkommt. Anders als beim Akkreditiv ist die Inanspruchnahme einer Garantie nicht vorgesehen, sondern bildet eher den Ultima-Ratio-Fall ab.

Inkasso

Sofern die Warenpapiere nur im Austausch gegen Zahlung an den Käufer ausgehändigt werden sollen, ist das Inkasso ein geeignetes Instrument. Allerdings trägt der Exporteur insbesondere für den Zeitraum zwischen Kaufvertragsabschluss und Zahlung das Risiko der Abnahme. Das Inkasso bietet den Vorteil einer kostengünstigen Abwicklung ohne Beanspruchung von Kreditlinien. Sofern ein Wechselinkasso gewählt wird, können auch Zahlungsziele vereinbart werden. Der Verkäufer trägt in der Regel jedoch nach wie vor das Zahlungsrisiko, der Wechsel bringt ihn aber in eine rechtlich bessere Position der Durchsetzbarkeit der Forderung.

Akkreditiv
Das Akkreditiv ist nach wie vor ein sehr weit verbreitetes Instrument zur Abwicklung von Exportgeschäften. Der Exporteur hat den Vorteil, dass er bereits ab dem Zeitpunkt des Zugangs eines Akkreditivs die Sicherheit hat, Zahlungen von der Bank des Käufers zu erhalten – solange er die Erfordernisse des Akkreditivs erfüllt. Durch eine Bestätigung oder stille Bestätigung kann der Exporteur sowohl das politische Risiko des Landes des Käufers als auch das wirtschaftliche Risiko der Auslandsbank von einer im Land des Exporteurs ansässigen Bank abnehmen lassen.

Kreditversicherungen
Marktfähige Risiken innerhalb kürzerer Laufzeiten (i.d.R. bis zwei Jahre) werden sehr häufig von privaten Kreditversicherern wie der Coface oder EulerHermes privat abgesichert. Die Policen sehen im Regelfall eine Eigenbeteiligung des Exporteurs bei einem Zahlungsausfall vor bei einem Deckungsanteil von bis zu 95%. Schwierigere Risiken und Risiken mit langer Laufzeit, für die es im privaten Kreditversicherungsmarkt keine Deckungen gibt, werden zumeist von den staatlichen Kreditversicherern gedeckt. Dort beträgt die Deckungsquote ebenfalls bis zu 95%.

Autorenprofil

Florian Seitz leitet die Abteilung Trade Finance der Bayern LB am Standort Nürnberg. Er verfügt über langjährige Erfahrung im Trade und Export Finance, die er in Deutschland, Hongkong und Shanghai erwerben konnte. Die BayernLB ist gemeinsam mit ihrer Konzerntochter Deutsche Kreditbank (DKB) einer der großen Finanzierer des Mittelstands in Deutschland. www.bayernlb.de

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