„Kern unserer Wachstumsstrategie ist die Erschließung neuer Länder“

1948 legte Sebastian Fackelmann mit einer Handelsvertretung für Eisen- und Haushaltswaren den Grundstein des Hersbrucker Familienunternehmens. Ab 1958 fasste er den Entschluss, Herstellung und Vertrieb in die eigenen Hände zu nehmen, und es folgte eine rasante Expansionsphase. 1992 übernahm Alexander Fackelmann die Geschäftsführung des Spezialisten für Badmöbel und Haushaltswaren und startete ab 1995 die internationale Ausrichtung. Im Interview spricht der Alleininhaber der Fackelmann GmbH & Co. KG über seine Wachstums- und Internationalisierungsstrategie.

Unternehmeredition: Herr Fackelmann, seit Jahren verfolgen Sie eine konsequente Wachstumsstrategie und konnten Ihren Umsatz seit 2005 nahezu verdoppeln. 2011 konnten Sie den Umsatz um 4% auf 301 Mio. EUR steigern. Was waren die wesentlichen Wachstumstreiber? Wie verteilt sich das Geschäft auf Badmöbel und „Küchenhelfer“?

Fackelmann: Kern unserer Wachstumsstrategie, an die wir uns immer gehalten haben, ist die Entwicklung neuer Sortimente und die Erschließung neuer Länder. So haben wir jedes Jahr in mindestens einem neuen Land investiert und jedes Jahr neue Sortimente entwickelt. In der Umsatzverteilung machen die Badezimmermöbel aus deutscher Sicht ein Drittel aus. Weltweit betrachtet liegt das Badmöbelgeschäft bei 10%, die Küchenhelfer bei 90%. Wir realisieren ein Drittel unsere Umsätze in Deutschland und zwei Drittel in der restlichen Welt, davon allerdings noch 80% in Europa.

Unternehmeredition: Ihr Unternehmen ist stark international ausgerichtet, Sie beschäftigen weltweit ca. 3.500 Mitarbeiter, davon 750 in Deutschland. Was sind Ihre wichtigsten Absatzmärkte? Welche Produktionsstrategie verfolgen Sie im Ausland?

Fackelmann:
Unsere wichtigsten Absatzmärkte sind Deutschland, Frankreich, England, Italien, Polen, China, Spanien und Russland. Wir produzieren in drei Werken in Deutschland, in vier Werken in China sowie in je einem Werk in Indien, Frankreich und Polen. Wir sind aufgeschlossen für weitere Länder, wenn es sich rechnet, dort neue Produktionsstandorte zu eröffnen. In diesem Jahr haben wir aber auch Produkte nach Deutschland zurückgeholt.

Unternehmeredition: China als billige Werkbank gehört aufgrund von starken Lohn- und Preissteigerungen in den letzten Jahren der Vergangenheit an. Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um diesen für Sie wichtigen Produktionsstandort zu erhalten?


Fackelmann:
In China muss man sich heute so verhalten, wie wir uns hier in Deutschland in den 50er und 60er Jahren verhalten haben. Volkswirtschaftlich beschrieben wandeln wir Arbeit in Kapital um, d.h. wir investieren in Vorrichtungen, Maschinen und Roboter, um Arbeitskräfte drastisch einzusparen und die Lohnsummen im Griff zu halten.

Unternehmeredition: Wo sehen Sie für Fackelmann die wichtigsten Zukunftsmärkte? Wie sieht Ihre künftige Internationalisierungsstrategie aus?

Fackelmann:
Unsere Erschließungsarbeit in Europa haben wir mehr oder weniger erledigt. Wir sind in nahezu allen Ländern mit eigenen Filialen bzw. eigenen Mitarbeitern präsent. Einzige Ausnahmen sind noch Griechenland und Portugal, die wir über Distributoren bearbeiten. In Asien sind wir bereits in vielen Ländern mit eigenen Filialen tätig. Hier haben wir aber noch ein großes Wachstum vor uns. Für Japan benötigen wir noch die richtige Strategie. Dieses Land haben wir uns noch ausgespart. In Australien haben wir 2012 eine Filiale zugekauft. In den USA sind wir mit einem Partner präsent. Mittelfristig werden wir sicher dort auch als Unternehmer selbst tätig werden. Dies wird aber erst in den nächsten fünf bis zehn Jahren auf der Agenda stehen. Nicht vergessen darf man den Zukunftskontinent Afrika, der jedoch sicher erst als letztes erschlossen werden wird. Er wird bevölkerungsmäßig das größte Wachstum verzeichnen und sich wirtschaftlich sehr stark entwickeln. Den Grundstein für Afrika sollte man schon heute legen, wie z.B. in Südafrika.

Unternehmeredition: Sie stehen in zweiter Generation an der Spitze der Fackelmann GmbH & Co. KG. Wie wichtig ist es für Sie, die Unabhängigkeit und den Charakter des Familienunternehmens auch in Zukunft zu bewahren?

Fackelmann:
Wir sind bereits in der 3. Generation. Mein Großvater hatte eine Handelsvertretung für Haushaltswaren. Er gab meiner Großmutter schriftliche Ratschläge im Umgang mit Banken. Diese kann man heutzutage noch 1:1 verwenden. Wir werden den Charakter des Familienunternehmens immer in den Vordergrund stellen, weil wir überzeugt sind, nur so langfristig nachhaltig arbeiten und unsere Unabhängigkeit besser wahren zu können. Wir haben eine Firmenverfassung, eine Stiftung und ein Management Board sowie eine Nachfolgeregelung mit der Erweiterung der „Blutsfamilie“ auf die „Firmenfamilie“. Mit dieser Kombination wird die Firma von der „Blutsfamilie“ unabhängiger.

Unternehmeredition: Was ist Ihr wichtigster Rat an Unternehmer in Bezug auf eine erfolgreiche Internationalisierungsstrategie?

Fackelmann:
Der wichtigste Rat ist, dass es keine typischen Einwohner einer Nation gibt, sondern wir verzeichnen überall den gleichen Prozentsatz an Menschen, mit denen man sehr gut arbeiten kann. Hier kann fast von einer Gleichverteilung innerhalb der Nationen gesprochen werden. Wenn man entsprechende Werte vorlebt, kann man einen Chinesen, einen Inder genauso begeistern wie einen Deutschen oder einen Franzosen. Generell ist anzuraten, mit Inländern zu arbeiten und anderen Nationen nicht unser „Deutschtum“ zu diktieren.

Unternehmeredition: Herr Fackelmann, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Markus Hofelich.
markus.hofelich@unternehmeredition.de


Zur Person: Alexander Fackelmann
Alexander Fackelmann ist Geschäftsführender Gesellschafter der Fackelmann GmbH & Co. KG. Das Hersbrucker Familienunternehmen hat sich auf Herstellung und Vertrieb von Haushaltswaren, Küchenhelfern sowie Badmöbeln spezialisiert. Der Umsatz von Fackelmann mit weltweit 34 Niederlassungen und Produktionsstellen stieg 2011 um 4% auf 301 Mio. Euro. www.fackelmann.de

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