Studie: Mittelstand sieht Zukunftsaussichten weniger positiv

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Die Un­ter­neh­mens­be­ra­tun­gen Eb­ner Stolz und Wolff & Häcker Fi­nanz­con­sul­ting le­gen die Er­geb­nisse ih­rer ach­ten ge­mein­sa­men Stu­die zur ak­tu­el­len Si­tua­tion und Fi­nan­zie­rung im Mit­tel­stand vor. Im Som­mer 2023 be­frag­ten die bei­den Ge­sell­schaf­ten bun­des­weit rund 2.500 Un­ter­neh­mer aus dem ver­ar­bei­ten­den Ge­werbe, um mehr über die Aus­wir­kun­gen von Kri­sen, In­fla­tion und Zins­an­stieg auf die Fi­nan­zie­rung und das Ge­schäfts­mo­dell mit­telständi­scher Be­triebe zu er­fah­ren.

Mittelstand rechnet mit anhaltend hohen Zinsen

In den ver­gan­ge­nen drei Jah­ren wur­den mit­telständi­sche Un­ter­neh­men mit ei­ner Viel­zahl von Her­aus­for­de­run­gen kon­fron­tiert − von der Coronapan­de­mie bis hin zum Kon­flikt in der Ukraine. Eine be­deu­tende Folge die­ser Kri­sen ist der si­gni­fi­kante An­stieg des Zins­ni­veaus so­wie eine erhöhte In­fla­ti­ons­rate. Trotz der herr­schen­den Krise be­wer­ten 48% der Un­ter­neh­men die ge­genwärtige Si­tua­tion als gut bis sehr gut. Den­noch ist dies deut­lich we­ni­ger als bei der letz­ten Stu­die 2021, bei der noch rund 59% po­si­tiv ge­stimmt wa­ren. Sehr ein­getrübt sind al­ler­dings die Zu­kunfts­er­war­tun­gen. Nur noch ganze 4% sind hier sehr op­ti­mis­ti­sch – vor zwei Jah­ren wa­ren dies noch 16%. Und auch die po­si­ti­ven Aus­bli­cke lie­gen mit 42% deut­lich un­ter dem Wert von 2021 mit 62%.

Dif­fe­ren­ziert ist die In­fla­ti­ons- und Zinser­war­tung im Mit­tel­stand. „Der Mit­tel­stand geht ak­tu­ell von an­hal­tend ho­hen In­fla­ti­ons­ra­ten und Zin­sen aus. Al­ler­dings könnte das Vor­kri­sen-Ni­veau bei den In­fla­ti­ons­ra­ten in etwa einem Jahr zurück­kom­men. Da­ge­gen rech­net der Mit­tel­stand erst in drei Jah­ren wie­der mit fal­len­den Zin­sen“, so whf-Vor­stand Dr. Mirko Häcker.

Meh­rere Fak­to­ren be­las­ten Wachs­tum im Mit­tel­stand

Hier wird der Fachkräfte­man­gel von den Be­frag­ten als wich­tigs­ter Be­las­tungs­fak­tor ge­nannt. Nur 6% ga­ben an, dies habe bei ih­nen kei­nen Ein­fluss. Auf den Plätzen 2 und 3 ran­gie­ren stei­gende En­er­gie­preise und eine ste­tig zu­neh­mende Büro­kra­tie bzw. Über­re­gu­lie­rung. Die Über­re­gu­lie­rung wird von rund 80% der Um­fra­ge­teil­neh­mer als be­las­tend oder teil­weise be­las­tend ge­nannt – wo­bei in­zwi­schen 37% der Aus­sage, dies sei eine Wachs­tums­bremse, voll zu­stim­men (ge­genüber 26% im Jahr 2021).

Als Kon­se­quenz er­ge­ben sich bei vie­len der Be­frag­ten Er­geb­nisrückgänge (77%) und Pro­bleme bei der Be­schaf­fung von Wa­ren und Roh­stof­fen (62%). Li­qui­ditätsengpässe blei­ben mit 15% er­freu­li­cher­weise die Aus­nahme. Um die Li­qui­dität zu si­chern, wird wei­ter­hin vor al­lem das In­stru­ment der Kurz­ar­beit ge­nutzt (60%). Auch die Strom­preis­bremse (31%) wird von einem we­sent­li­chen An­teil hier­bei ge­nannt. Stärker als in der Ver­gan­gen­heit wer­den Ge­winne nicht aus­ge­schüttet, son­dern the­sau­ri­ert, um die Ei­gen­ka­pi­tal- und Li­qui­ditäts­si­tua­tion zu sta­bi­li­sie­ren.

Fi­nan­zie­rungs­ver­hal­ten trotz Kri­senzei­ten sehr sta­bil

Trotz der Corona- und Ukrainekrise stellt sich das Fi­nan­zie­rungs­ver­hal­ten im Mit­tel­stand sehr sta­bil dar. Es gibt we­der eine Kre­dit­klemme noch eine verstärkte Be­reit­schaft im Mit­tel­stand, neue Ka­pi­tal­ge­ber oder Fi­nan­zie­rungs­in­stru­mente ein­zu­be­zie­hen.

„84% der Be­frag­ten ga­ben an, bei der Ka­pi­tal­be­schaf­fung keine Pro­bleme ge­habt zu ha­ben. Sie set­zen wei­ter­hin auf Bank- und Förder­dar­le­hen so­wie Fac­to­ring und Lea­sing, was of­fen­sicht­lich gut funk­tio­niert“, so whf-Vor­stand Prof. Dr. Hen­drik Wolff.

Verände­rungs­druck für die Un­ter­neh­men ent­steht vor al­lem durch Per­so­nal­be­darf (88%), Pro­zes­sop­ti­mie­rung/Di­gi­ta­li­sie­rung (66%) und Kos­ten­ma­nage­ment (58%).

ESG-Kri­te­rien wer­den wich­ti­ger, spie­len in Bank­ge­sprächen aber oft noch keine Rolle

Die nach­hal­tige Aus­rich­tung des ei­ge­nen Ge­schäfts­mo­dells so­wie die Berück­sich­ti­gung von ESG-Kri­te­rien sind für viele mit­telständi­sche Un­ter­neh­men wich­tig. Gründe hierfür sind zu­neh­mende re­gu­la­to­ri­sche Vor­ga­ben (75%), das Kauf­ver­hal­ten der Kun­den (54%), aber auch die ei­gene Mo­ti­va­tion der Ge­schäftsführung (54%). Den­noch sind 52% – und da­mit eine Mehr­heit – in Fi­nan­zie­rungs­ge­sprächen mit den ESG-Kri­te­rien noch nicht kon­fron­tiert wor­den.

Mi­chael Eu­ch­ner, Part­ner bei Eb­ner Stolz, ist da­von über­zeugt: „ESG-Kri­te­rien wer­den für die Fi­nan­zie­rung im­mer wich­ti­ger – güns­ti­gere Zins-Kon­di­tio­nen z.B. bei der L-BANK und Bürg­schafts­bank zei­gen den Weg auf.“

Wei­tere Ein­zel­hei­ten können Sie der vollständi­gen Stu­die ent­neh­men.

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