Streit nach der Transaktion?

Post-M&A-Rechtsstreitigkeiten beinhalten Lehren für alle, die am M&A-Markt beteiligt sind. Wer die Fallstricke kennt, kann bereits vor einer Transaktion Streitigkeiten danach vermeiden. 

Post-M&A-Rechtsstreite entstehen daneben häufig infolge vorsätzlicher Fälschung, Manipulation oder dem Zurückhalten wesentlicher Informationen durch den Verkäufer.

Dies kann etwa durch einen gefälschten oder unvollständigen Jahres- bzw. Zwischenabschluss geschehen, in dem die unzulässige Realisierung von Erträgen und Aufwendungen, Überbewertung von Vermögensgegenständen, Unterbewertung oder Verschweigen von Verpflichtungen vorliegen.

Anfällige Bilanzposten

Auf welche Bilanzierungssachverhalte sollten Käufer und Verkäufer ein besonderes Augenmerk in der Due Diligence legen, um Post-M&A-Rechtsstreite zu vermeiden?

  • Working Capital

Das Working Capital ergibt sich als Differenz aus dem kurzfristigen, betrieblichen Umlaufvermögen und den kurzfristigen, betrieblichen Verbindlichkeiten und ist dadurch sehr liquiditätsnah. Klassische Kaufpreisanpassungen betreffen typischerweise auch das Working Capital. Da sich beim Working Capital komplexe Bewertungsfragen stellen, bei denen Marktpreise oft eine wesentliche Rolle spielen, findet Volatilität in Einkaufs- oder Verkaufsmärkten kurz vor Closing besonders häufig Eingang in das Working Capital. Es ist daher insgesamt die häufigste Kategorie von Post-M&A-Rechtsstreiten.

  • Umsatz- und Ergebnisrealisierung
  • Ein höherer profitabler Umsatz erhöht das EBIT(DA), das häufig der Bestimmung des Unternehmenswerts zugrunde liegt. Bilanzierungsvorschriften für Umsatzrealisierung erfordern zum Teil wesentliche Ermessensentscheidungen und sind anfällig für Manipulationen.
  • Nicht bilanzierte Verpflichtungen

Häufig entsteht zwischen den Parteien Streit über bestehende Verbindlichkeiten, die versehentlich oder vorsätzlich nicht bilanziert wurden, oder auch darüber, ob für bestimmte Verpflichtungen eine Rückstellung zu bilanzieren ist. Daneben birgt die Bemessung von Rückstellungen Streitpotenzial.

Lehren aus Rechtstreiten  

Post-Deal-Rechtsstreitigkeiten beinhalten Lehren für alle, die am M&A-Markt beteiligt sind. Die Kenntnis von besonders streitträchtigen Faktoren bereits vor einer Transaktion kann der Vermeidung von Rechtsstreiten danach dienen.

Die Vereinbarung eines festen Kaufpreises, der sich zum Closing nicht mehr ändert („Locked Box-Mechanismus“), führt zu weniger Post-Deal-Rechtsstreiten. Dennoch schützt auch eine Locked-Box-Transaktion den Erwerber nicht immer vor einem Rechtsstreit. Rechtsstreiten über unklare Definitionen und eine fehlende Hierarchie verschiedener anzuwendender Bilanzierungsregeln im Unternehmenskaufvertrag lässt sich durch eine enge und fortlaufende Kommunikation und Kooperation der Anwälte und der Financial und Tax Due Diligence-Berater in der Due-Diligence-Phase begegnen.

Liegen Anhaltspunkte für betrügerische Handlungen vor, so können in der-Due Diligence-Phase spezielle „Fraud-Examination“-Analysemethoden angewendet werden. Die Einbindung forensischer Expertise in Financial Due Diligence-Teams kann helfen, entsprechende Anhaltspunkte frühzeitig zu identifizieren.


Zu den Personen

Dr. Ekaterinas Lohwasser und Reiner Schuster (© Accuracy Deutschland)
(© Accuracy Deutschland)

Dr. Ekaterina Lohwasser (ekaterina.lohwasser@accuracy.com) ist Director und leitet den Bereich Unternehmensbewertung. Reiner Schuster (reiner.schuster@accuracy.com) ist Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und als Director auf Unternehmenstransaktionen wie Financial Due Diligences, auf Restrukturierungen sowie Forensic, Litigation und Arbitration Services spezialisiert. Heiko Ziehms (heiko.ziehms@accuracy.com) ist Partner und auf Forensic, Litigation und Arbitration Services sowie auf Unternehmenstransaktionen wie Financial Due Diligences spezialisiert. Die Autoren sind bei Accuracy beschäftigt. www.accuracy.com

Autorenprofil

Dr. Ekaterina Lohwasser ist Director und leitet den Bereich Unternehmensbewertung. Reiner Schuster ist Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und als Director auf Unternehmenstransaktionen wie Financial Due Diligences, auf Restrukturierungen sowie Forensic, Litigation und Arbitration Services spezialisiert. Heiko Ziehms ist Partner und auf Forensic, Litigation und Arbitration Services sowie auf Unternehmenstransaktionen wie Financial Due Diligences spezialisiert. Alle Autoren sind bei Accuracy beschäftigt.

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