„ESG zieht sich als Wertsteigerungsthese durch unser Portfolio“

Interview mit Andi Klein, Managing Partner und Head of TSM, Triton Partners

„ESG zieht sich als Wertsteigerungsthese durch unser ganzes Portfolio“
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Mittelstandsfonds spielen eine wichtige Rolle im Portfolio von Triton Partners. Über sie investiert die deutsch-schwedische Beteiligungsgesellschaft in mittelständische Unternehmen, die in ihrer Marktnische führend sind, aber unter ihrem vollen Potenzial arbeiten. Der erste Mittelstandsfonds wurde 2017 mit einem zugesagten Kapital von 448 Mio. EUR aufgelegt, der zweite schloss 2021 erfolgreich mit einem Kapital von 815 Mio. EUR. Wir sprachen mit Andi Klein, Managing Partner und Head of TSM bei Triton, über bisherige Erfolge und Herausforderungen. 

Unternehmeredition: Herr Klein, seit 2017 hat Triton bereits zwei Mittelstandsfonds aufgelegt. Welche Bilanz ziehen Sie?

Andi Klein: Wir haben den ersten Fonds zügig investiert und konzentrieren uns dort jetzt auf Zukäufe, sogenannte Add-ons. Daher konnten wir Ende 2020 bereits den zweiten Fonds der Reihe auflegen. Dort sind wir mittlerweile auch gut investiert. Über diese gesamte Zeit hinweg haben wir eine relativ gute Diversifizierung über alle unsere Sektoren hinweg erreicht, haben in Industriethemen investiert, uns auf Internationalisierung fokussiert, zahlreiche Investitionen in Dienstleistungsgeschäfte getätigt und einige Transaktionen im Gesundheitsbereich vollzogen. In der zweiten Generation haben wir ebenfalls größere Investitionen in die Bereiche Dienstleistung und Gesundheit getätigt und würden jetzt gerne noch ein bis zwei Industrieunternehmen erwerben, die in unseren Kriterienkatalog passen.

Insgesamt hat sich das Team sehr positiv entwickelt. Von der Größe her hat es sich verdoppelt. Wir haben ein breites Netzwerk aufgebaut und haben einen guten Ruf bei den handelnden Akteuren etabliert, sowohl bei den Banken als auch bei den Unternehmern.

Was war das bislang erfolgreichste Investment, das im Rahmen der Mittelstandsfonds getätigt wurde?

Meine Radiologie war eines unserer größten Investments und das erfolgreichste bisher auf Basis des Ergebnisses, aber auch hinsichtlich des Wertbeitrags, den wir geschaffen haben. Das Investment lag signifikant über unseren durchschnittlichen Returnerwartungen. Unsere Investoren erwarten von uns etwa das 2,5-Fache des investierten Geldes – und das haben wir deutlich übertroffen.

Wie viele Investments gab es bisher insgesamt?

Insgesamt haben wir 15 Plattformen gekauft und etwa 60 Zukäufe getätigt. Allein in den letzten zwölf Monaten haben wir 40 Zukäufe abgeschlossen.

Wie kommt es, dass Sie gerade im geopolitisch äußerst schwierigen letzten Jahr Ihr Tempo derart erhöhen konnten?

Wir haben mehrere Situationen, bei denen wir das Thema Buy and Build stark vorantreiben, das heißt Plattformen aus einem kleinen Nukleus aufbauen. Dort laufen aktuell einige parallel, sowohl in den nordischen Ländern als auch insbesondere in Deutschland. Dazu zählen beispielsweise unsere zwei Engagements im Gesundheitswesen, Allgemeinmedizin und Orthopädie, dann die Kälte Eckert Gruppe und Unident, ein führender Distributor von Dentalprodukten, welcher gerade zwei größere Akquisitionen in den Niederlanden getätigt hat.

Spielt Buy and Build gerade bei den Mittelstandsfonds eine besondere Rolle?

Diese Strategie zeigt sich bei den Mittelstandsfonds deutlich ausgeprägter. Dort gibt es häufiger eine Situation, in der wir durch Zukäufe eine Unternehmensgruppe schaffen, die vorher noch nicht existiert hat. Dabei ist Buy and Build eine typische und keine ergänzende Strategie. Wir unterscheiden hier zwischen sogenannten Roll-ups, d.h. man baut eine Unternehmensgruppe in einem fragmentierten Markt auf, und Buy and Build, wo ein Unternehmen bereits existiert, das dann sukzessive erweitert und vergrößert wird. Beim Roll-up tätigt man häufig bis zu 20 oder 30 Zukäufe, bei Buy and Build sind es insgesamt vielleicht sechs bis zehn. Insgesamt lässt sich unser Portfolio in drei Teile aufteilen: Ein Drittel sind echte Roll-ups, ein Drittel fällt unter Buy and Build und beim letzten Drittel werden zwar auch Zukäufe getätigt; diese stehen jedoch nicht im Vordergrund. Beispielsweise ist Buy and Build bei Norres zwar auch ein Thema, im Kernfokus steht hier aber ein stark organisches Wachstum durch Internationalisierung.

Die Firma Kälte Eckert, die Sie im Sommer dieses Jahres erworben haben, war nicht nur Ihr aktuellstes, sondern auch ein ESG-Investment. Inwieweit gewinnt ESG Investing bei Ihnen an Bedeutung?

Das Thema Investieren in ESG-Trends beziehungsweise Gruppen aufzubauen, die einen ESG-Beitrag liefern, ist eine Kernthese, die wir verfolgen. Kälte Eckert ist sehr stark in natürlichen Kältemitteln. Synthetische Kältemittel gelten demgegenüber als umweltschädlich und werden zunehmend gebannt. Insofern ist Kälte Eckert hier hervorragend positioniert. Der Austausch von älteren Kälteanlagen erhöht zudem die Energieeffizienz um bis zu 30%, was zusätzlich Strom und Gas einspart. Wir haben hier also zwei Trends und sind als Investor in der Lage, das Wissen, über welches das Unternehmen hier verfügt, auf Zukäufe zu übertragen.

ESG-Themen sind bei Ihnen ja schon länger Teil der Strategie.

Absolut. Wir haben einige weitere Investments in diesem speziellen Bereich getätigt, etwa in das dänische Unternehmen Fairwind, das Windräder für die Nutzung von Windenergie baut, oder in BFC, einen Automobilzulieferer, der nicht nur mittlerweile CO2-neutral ist, sondern auch in der Lage, Aluminium durch Stahl zu ersetzen, was zu einem deutlich niedrigeren Energieverbrauch führt und es uns ermöglicht, die Gewichtsreduzierung im Auto voranzutreiben. Wir arbeiten grundsätzlich mit allen unseren Unternehmen daran, dass sie positive ESG-Beiträge liefern. Bei Norres haben wir zum Beispiel konsequentes Recycling eingeführt.

Auf einer Skala von eins bis zehn, wie wichtig ist ESG?

Es ist auf jeden Fall einer der Kerntrends. Digitalisierung ist auch ein Trend, aber eher eine Verbesserungsthese oder Bestandteil der Weiterentwicklung unserer Unternehmen. Wir sind zum Teil sehr aktiv im Bereich Digitalisierung, etwa mit unserem Investment in die norwegische Softwarefirma Neptun. Aber ESG zieht sich als Wertsteigerungsthese noch stärker durch das gesamte Portfolio, weil es ein Muss ist, die Werthaltigkeit steigert und uns hilft, in Märkten unterwegs zu sein, die ein stärkeres Wachstum aufweisen als andere.

Wer ist bei Ihnen investiert?

Im Gros sind es deutsche und nordische Versicherungen, internationale Pensionsfonds und Single- oder Multi-Family Offices – und natürlich sehr substanziell wir selbst.

Sie sagten, dass Sie in Fonds II noch nach Industrieunternehmen suchen. Gibt es diesbezüglich schon konkrete Pläne?

Wir haben dieses und letztes Jahr relativ viel investiert. Die nächsten Transaktionen sind daher noch ein bisschen Zukunftsmusik.

Fand diese vermehrte Investitionstätigkeit auch mit Blick auf die aktuelle Krise statt, um hier erst mal Futter anzulegen?

Nein, wir beschäftigen uns regelmäßig mit den Märkten. Zum Beispiel haben wir uns mit Kälte Eckert schon lange vorher auseinandergesetzt und unsere These entwickelt. Von daher führt man die Investitionen durch, sobald sie möglich werden und die These weit genug entwickelt ist. Wenn wir zurückgehen, haben wir über die Jahre sehr gleichmäßig aus Fonds I und Fonds II investiert.

Spüren Sie aktuell eine Zäsur?

Im zweiten und dritten Quartal fanden gefühlt weniger Transaktionen statt. Man merkt aber, dass die Anzahl der Prozesse wieder anzieht und dass insbesondere hochqualitative Unternehmen weiterhin einen guten Markt finden. Wir haben eigentlich keinen Investitionsdruck und werden uns das sehr genau überlegen. Wir sind sehr aktiv bei den Zukäufen, was natürlich auch Kapazitäten bindet.

Herr Klein, wir danken Ihnen für das interessante Gespräch.


ZUR PERSON

Andi Klein ist Managing Partner bei Triton und verantwortet die Smaller-Mid-Cap-Strategie der 1997 gegründeten Beteiligungsgesellschaft. Bevor er 2009 zu Triton kam, hatte er elf Jahre lang verschiedene Führungspositionen bei Procter & Gamble in Deutschland, der Schweiz, Belgien und den USA inne.

www.triton-partners.de

Autorenprofil

Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Wirtschaftsjournalismus und in der PR.

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