Sorgen in der Wirtschaft nehmen zu

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Steigende Energiepreise und die drohende Gasknappheit bereiten der deutschen Wirtschaft große Sorgen. Das Münchener ifo Institut hat heute bekannt gegeben, der Geschäftsklimaindex im Juni gesunken ist. Mit dieser unerfreulichen Nachricht beginnen wir die Übersicht über aktuelle Wirtschaftsprognosen.

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich nach der aktuellen Befragung weiter eingetrübt. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im Juni leicht auf 92,3 Punkte gefallen, nach 93,0 Punkten im Mai. Die Unternehmen seien etwas weniger zufrieden mit der aktuellen Geschäftslage und die Erwartungen würden deutlich pessimistischer ausfallen. Im Verarbeitenden Gewerbe und beim Handel habe der Index einen deutlichen Dämpfer erhalten. Die Unternehmen bewerteten die aktuelle Lage etwas schlechter. Zudem blicken sie merklich pessimistischer auf das zweite Halbjahr. Insbesondere die chemische Industrie sei aktuell höchst beunruhigt. Im Dienstleistungssektor habe sich das Geschäftsklima hingegen merklich verbessert. Die Branchen Transport und Logistik blicken hingegen nach ifo-Angaben pessimistisch auf das zweite Halbjahr.

Auch S&P wird pessimistischer

Das Wachstum der deutschen Wirtschaft hat auch nach Ansicht des Wirtschaftsforschungsinstituts S&P Global im Juni stark an Dynamik verloren. Als  Bremsklotz hätten sich vor allem die rückläufigen Auslandsbestellungen erwiesen. Auch die Inlandsnachfrage sei infolge der gestiegenen wirtschaftlichen Unsicherheit und der anhaltend hohen Teuerung unter Druck geraten. Angesichts der sich verdüsternden Erwartungen in der Industrie seien die Geschäftsaussichten insgesamt so wenig optimistisch wie seit der ersten Pandemiewelle vor über zwei Jahren nicht mehr.

Der S&P Global Flash Deutschland Composite Index Produktion gab im Juni zum vierten Mal hintereinander nach. Phil Smith, Economics Associate Director bei S&P Global Market Intelligence, kommentiert: „Die Juni-Zahlen zeigen, dass die deutsche Wirtschaft praktisch den gesamten Schwung verloren hat, den sie durch die Lockerung der Coronabeschränkungen gewonnen hatte. Größter Anlass zur Besorgnis ist der Nachfragerückgang auf breiter Front: In der Industrie beschleunigte sich der Auftragsrückgang, der Servicesektor musste das erste Minus beim Neugeschäft seit sechs Monaten hinnehmen. Steigende Preise und die zunehmende Unsicherheit haben hier ihren Tribut gefordert. Gestützt wird das Wachstum lediglich noch durch die in den Vormonaten aufgebauten Auftragspolster.“

 IWH senkt Prognose

Viele deutsche Wirtschaftsforschungsinstitute hatten ihre Wirtschaftsprognosen für das laufende Jahr erneut gesenkt. Nun hat auch das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) einen skeptischen Ausblick veröffentlicht. Hier rechnet man im zweiten Halbjahr 2022 nun sogar mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Insgesamt werde das Wirtschaftswachstum in Deutschland für 2022 bei 1,5% liegen. Damit bilden die Zahlen des IWH aktuell das Schlußlicht der Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute. „In Deutschland wird die konjunkturelle Entwicklung durch den Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Preissteigerungen sowie unterbrochene Lieferketten schwer belastet. Dadurch werden die Chancen auf eine kräftige Erholung deutlich geschmälert. Die konjunkturellen Aussichten für den Sommer sind trüb Die Konsumentenstimmung ist mit dem Kriegsbeginn in der Ukraine eingebrochen, und die Inflationsrate erreichte im Mai 2022 einen Rekordwert von 7,9 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Dies dürfte insbesondere den privaten Konsum stark dämpfen“, sagt Oliver Holtemöller, Leiter der Abteilung Makroökonomik und Vizepräsident des IWH.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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